
Kursverluste auf Wochensicht DAX bleibt im Bann des Nahost-Konflikts
Nach drei Verlusttagen in Folge haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt das Ruder herumgerissen. Dennoch bleibt auf Wochensicht ein klares Minus - und die bange Frage: Werden die USA in den Nahost-Krieg eintreten?
Die Unsicherheit aufgrund der Eskalation im Nahen Osten hat die Märkte auch zum Wochenschluss fest im Griff gehalten. Die große Frage ist nun: Werden die USA einen Militärschlag in der Region ausführen? US-Präsident Donald Trump kündigte an, innerhalb der nächsten zwei Wochen zu entscheiden, ob die USA sich an den israelischen Angriffen auf den Iran beteiligen.
Damit schürte Trump an den Börsen vage Hoffnungen auf eine Verhandlungslösung. Der DAX konnte sich daraufhin deutlich erholen und verabschiedete sich nach drei Verlusttagen in Folge mit einem Plus von 1,3 Prozent auf 23.350 Punkte ins Wochenende. Auf Wochensicht verbuchte er gleichwohl ein Minus von 0,7 Prozent.
Ob nun also der Grundstein für eine ernstzunehmende Trendwende im DAX gelegt wurde, bleibt abzuwarten. Fakt ist: Zum Wochenschluss liefen am sogenannten Hexensabbat Optionen und Futures auf Aktien und Indizes an den Terminbörsen aus.
In der Vergangenheit waren große Verfallstage oft Marktwendepunkte, findet an diesen Tagen doch eine Marktbereinigung statt, die häufig den Boden für einen längerfristigen Trendwechsel bilden kann.
Markbeobachter bleiben angesichts der angespannten Lage im Nahen Osten skeptisch. Zumal die Ankündigung einer zweiwöchigen Bedenkzeit auch ein Trick Trumps sein könnte: ein Täuschungsmanöver, um den Eindruck zu erwecken, ein Militärschlag der USA stehe noch nicht unmittelbar bevor.
Ein Eingreifen der USA bereits an diesem Wochenende liegt somit weiterhin im Bereich des Möglichen - entsprechend hoch sind die Risiken für all jene Anleger, die sich entschieden haben, übers Wochenende investiert zu bleiben. Sollten die USA in den Krieg eintreten, so hätte dies voraussichtlich massive Folgen für die Ölpreise und damit auch auf die globalen Inflations- und Wachstumsraten.
Die Ungewissheit über die weiteren Entwicklungen im Nahen Osten hat zum Wochenschluss die Kurse an der Wall Street gebremst. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte zum Xetra-Schluss nur minimal im Plus, während der technologielastige Nasdaq 100 und der marktbreite S&P 500 im Minus lagen.
Die Ölpreise sandten derweil ein klares Entspannungssignal. Die Nordseesorte Brent verbilligte sich um über drei Prozent. Seit Beginn der israelischen Luftangriffe auf den Iran am vergangenen Freitag waren die Ölpreise um gut elf Prozent in die Höhe geklettert.
Investoren fürchteten, dass eine Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten zu Versorgungsengpässen am Ölmarkt führen könnte. Ihre größte Sorge ist, dass Teheran die Straße von Hormus blockieren könnte. Durch die Meerenge entlang der Südküste des Irans werden etwa 19 Millionen Barrel Öl täglich transportiert.
Entspannungssignale kamen auch vom Devisenmarkt: Der Dollar, der angesichts der stark gestiegenen geopolitischen Spannungen in den vergangenen Tagen seinen Status als sicherer Hafen wieder zurückgewinnen hatte können, war zum Wochenschluss nicht mehr gefragt. Der Euro zog um 0,1 Prozent auf 1,1523 Dollar an.
Die nachlassende Risikoaversion der Anleger machte sich derweil auch am Markt für Edelmetalle bemerkbar: Der Goldpreis sank um 0,1 Prozent auf knapp 3.366 Dollar je Feinunze. Anfang der Woche war das als sicherer Hafen beliebte gelbe Edelmetall noch bis auf 3.452 Dollar gestiegen.
Im DAX lag zum Wochenschluss die Airbus-Aktie mit einem Plus von 3,6 Prozent an der Spitze. Hintergrund war eine positive Analystenstimme: Die Analysten des französischen Finanzdienstleisters Kepler Cheuvreux hatten das Kursziel für den Titel von 170 auf 183 Euro angehoben und ihre Kaufempfehlung bekräftigt. Airbus sei auf einem guten Wege, seine Ziele zu erreichen.
Im MDAX war die TUI-Aktie mit einem Plus von 6,5 Prozent der mit Abstand größte Kursgewinner. Verantwortlich für den Kurssprung war Barclays-Analyst Andrew Lobbenberg, der die TUI-Papiere von "Underweight" auf "Overweight" hochgestuft und damit die Zwischenstufe "Equal Weight" übersprungen hatte. Das Kursziel schraubte der Experte von 7,70 auf 11,00 Euro nach oben.
Der Deutsche Mieterbund (DMB) hat eine anstehende Heizungskostenexplosion für Mieter in Wohnungen des LEG-Konzerns angeprangert. Das ARD-Magazin "Panorama" hatte über das Vorhaben der LEG berichtet, großflächig Gasetagenheizungen in ihren Immobilien durch Luft-Luft-Wärmepumpen zu ersetzen. Für die Mieter steigen die Heizkosten dadurch nach DMB-Berechnungen massiv an.
Der kriselnde Industriekonzern Thyssenkrupp hat den Vertrag mit dem umstrittenen Vorstandschef Miguel Lopez um fünf Jahre bis Ende Mai 2031 verlängert. Der Aufsichtsrat treibt auch die Abspaltung der Marine-Sparte voran. Er empfahl den Aktionären, auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 8. August der Abspaltung eines Minderheitsanteils von 49 Prozent zuzustimmen.
Die deutschen Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel und Salzgitter wollen ihre Projekte zur klimaschonenderen Produktion weiterverfolgen. "Wir halten an unserem Plan fest, die erste Direktreduktionsanlage in Duisburg fertigzustellen", teilte ein Sprecher von Thyssenkrupp Steel auf Anfrage mit. Man bewege sich mit dem Projekt jedoch "an der Grenze der Wirtschaftlichkeit".
Zuvor hatten die Pläne für eine klimafreundliche Stahlproduktion in Deutschland durch die Absage eines wichtigen Projekts von ArcelorMittal einen schweren Dämpfer erhalten. Der Konzern teilte gestern mit, milliardenschwere Projekte für die Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstatt nicht weiter zu verfolgen.
Die dänische Container-Reederei Maersk läuft wegen der Eskalation in Nahost den Hafen in der israelischen Stadt Haifa vorerst nicht mehr an. Darüber hinaus gebe es keine weiteren Auswirkungen auf den Betrieb in der Region. Hapag-Lloyd hatte unmittelbar nach Beginn der israelischen Angriffe erklärt, aktuell keine Schiffe in iranischen oder israelischen Gewässern zu haben.
Eine Übernahme der italienischen Banco BPM durch die heimische Großbank UniCredit wird nach Ansicht ihres Vorstandsvorsitzenden Andrea Orcel immer unwahrscheinlicher. Grund seien Auflagen durch die Regierung in Rom, sagte der UniCredit-Chef in einem Interview mit der Tageszeitung "La Repubblica". Auch zur möglichen Übernahme der deutschen Commerzbank hatte sich die UniCredit zuletzt zurückhaltend geäußert.
Nach enttäuschenden Quartalszahlen wendeten sich die Anleger an der Wall Street von Smith & Wesson ab. Der Waffenhersteller hatte im vergangenen Quartal sowohl beim Gewinn je Aktie als auch beim Umsatz die Erwartungen des Marktes verfehlt. Smith & Wesson verwies zur Begründung auf eine sinkende Nachfrage infolge hoher Inflation und Zinsen.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.