
Krieg gegen die Ukraine ++ Kreml verärgert wegen Trumps Kleinkinder-Vergleich ++
Der Kreml hat verärgert auf einen Vergleich von US-Präsident Trump reagiert, der den Ukraine-Krieg mit einem Streit zwischen Kleinkindern verglichen hat. Nach russischen Angriffen in Kiew melden Behörden Tote und Verletzte.
Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick.
- Kiews Drohnen treffen Flugplatz und Raffinerie
- Ukraine meldet mindestens vier Tote in Kiew
- Selenskyj beklagt Zerstörungen in Cherson
Russland hat nach eigenen Angaben drei Drohnen abgeschossen, die gegen die Hauptstadt Moskau gerichtet waren. Das sagte Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin. Er teilte mit, dass Rettungsdienste an den Stellen arbeiteten, an denen Trümmer der abgeschossenen Drohnen niedergegangen seien. Laut russischer Luftfahrtbehörde hatten zwei Flughäfen in der Region Moskau ihren Betrieb vorübergehend eingestellt, um die Flugsicherheit zu gewährleisten. Der Flugbetrieb sei inzwischen wieder aufgenommen.
Der Kreml hat verärgert auf einen Vergleich von US-Präsident Donald Trump reagiert, der den Ukraine-Krieg mit einem erbitterten Streit zwischen Kleinkindern verglichen hat. Vielleicht sei Trump dieser Meinung, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. "Aber für uns ist das eine existenzielle Frage, eine Frage unserer nationalen Interessen, eine Frage unserer Sicherheit, der Zukunft unserer Kinder, der Zukunft unseres Landes", sagte Peskow der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Auf Russlands Rolle als Angreifer im Krieg ging er nicht ein.
Die EU und die Ukraine verhandeln ein neues Agrar-Abkommen. Eine bisherige Vereinbarung über Handelserleichterungen ist um Mitternacht ausgelaufen. Der Import ukrainischer landwirtschaftlicher Produkte soll dann auf einem Niveau zwischen dem vor Kriegsbeginn 2022 und dem bisherigen liegen. Das sagte EU-Agrarkommissar Christophe Hansen in Brüssel. Bis zu einem neuen Abkommen gilt eine Übergangsvereinbarung.
Russland hält die Weiterführung des Atom-Abrüstungsvertrags "New-START" mit den USA nach eigenen Angaben für wenig wahrscheinlich. Vize-Außenminister Sergej Rjabkow sagte der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS, Hauptgrund seien die "ruinierten" Beziehungen zwischen Russland und den USA. New-START läuft am 5. Februar 2026 aus. Es ist das letzte verbliebene Abkommen dieser Art zwischen den beiden größten Atommächten, USA und Russland. Es begrenzt die Zahl strategischer Atomsprengköpfe, die jede Seite stationieren darf.
Über ein internationales Rettungssystem sind seit Kriegsbeginn 2022 mehr als 1.500 Menschen aus der Ukraine in deutsche Kliniken gebracht worden. Das teilte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe BBK in Bonn mit. Das BBK koordiniert Hilfen durch den so genannten "Kleeblatt-Mechanismus" mit Bundesländern und Hilfsorganisationen. Durch dieses Verfahren werden Patienten und Patientinnen bundesweit verlegt, um Intensivkapazitäten in Krankenhäusern nicht zu überlasten.
BBK-Präsident Ralph Tiesler sagte, der Zugang zu medizinischer Versorgung in Deutschland gebe Schwerkranken und Verwundeten aus der Ukraine eine Chance auf Genesung und eine Lebensperspektive. "Gleichzeitig entlasten wir das Gesundheitssystem der Ukraine, das sich seit Kriegsbeginn einem enormen Patientenaufkommen mit hochkomplexen Verletzungsmustern gegenübersieht". Europaweit wurden laut BBK seit Kriegsbeginn rund 4.300 Patientinnen und Patienten aus der Ukraine vermittelt.
Die Raketen- und Drohnenangriffe Russlands auf die Ukraine in der Nacht sind laut russischem Verteidigungsministerium eine "Reaktion auf die Terrorakte" aus Kiew. Demnach habe Moskau "einen massiven Schlag mit hochpräzisen Waffen größerer Reichweite aus der Luft, zu Wasser und zu Land sowie mit Angriffsdrohnen gestartet". Auch militärische Ziele" seien ins Visier genommen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, beim russischen Großangriff seien insgesamt drei Menschen getötet und 49 weitere verletzt worden. Ukrainische Behörden hatten zunächst vier Tote gemeldet. Die Ukraine hatte zuletzt russisches Territorium angegriffen, vor allem Militärflugplätze.
General: Europa könnte US-Hilfe ersetzen
Die Europäer könnten die US-Militärhilfe für die Ukraine nach Einschätzung aus der Bundeswehr ersetzen. "Wir können das, wenn wir den politischen Willen dazu haben, da bin ich fest von überzeugt", sagte Generalmajor Christian Freuding der Nachrichtenagentur Reuters. "Der Krieg gegen die Ukraine wird auf unserem Kontinent geführt, wird auch gegen die europäische Sicherheitsordnung geführt", betonte er.
Der Heeres-General Freuding ist als Leiter des "Lagezentrums Ukraine" für die Unterstützung des Landes zuständig. Deutschland ist der zweitgrößte Waffen-Lieferant der Ukraine.
Freuding räumte ein, derzeit sei es unklar, wie sich die USA als bislang größter Unterstützer künftig verhielten. Dies sei reine Spekulation. "Generell sehen wir aber schon, dass die amerikanische Administration ja ein großes Interesse an der Förderung der eigenen Rüstungsindustrie hat, sodass ich daraus abgeleitet die vorsichtige Annahme treffe, dass zumindest der Einkauf bei den Amerikanern zugunsten der Ukraine möglich wäre."
Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben in der Nacht zu Freitag Flugplätze und Treibstofflager in den russischen Oblasten Rjasan und Saratow angegriffen. Die beiden russischen Gebiete grenzen nicht an die Ukraine, sondern liegen weiter im Landesinneren. "Die ukrainischen Verteidigungskräfte haben einen Präventivschlag gestartet", erklärte das ukrainische Militär auf Telegram. "Am Vorabend des massiven feindlichen Angriffs wurden feindliche Flugplätze und andere wichtige Militäreinrichtungen getroffen."
Russland hatte zuvor bereits von über den Angriff auf den Flugplatz in der Region Saratow berichtet. Die Ukraine hatte bereits am vergangenen Wochenende Militärstützpunkte tief im russischen Staatsgebiet mit Drohnen angegriffen und dabei eine Reihe russischer Militärflugzeuge zerstört.
Russland hat die Ukraine nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj in der Nacht mit mehr als 400 Drohnen und 40 Raketen angegriffen. Angesichts dieses massiven Angriffs forderte der Präsident den Westen auf dem Kurznachrichtendienst X abermals auf, den Druck auf Russland zu erhöhen. "Wenn jemand keinen Druck ausübt und dem Krieg mehr Zeit gibt, Leben zu nehmen, dann ist das Mittäterschaft und Verantwortung", schrieb er. "Wir müssen entschlossen handeln."
Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot hat sich für neue EU-Sanktionen gegen Russland ausgesprochen. Er hoffe, dass die Europäische Kommission vor Ende Juni ein neues Sanktionspaket vorlegen werde, sagte Barrot dem Radiosender RTL.
Parallel zu den verheerenden russischen Luftangriffen auf die Ukraine hat auch Kiew das Nachbarland mit schweren Drohnenattacken überzogen. Das russische Verteidigungsministerium meldete den Abschuss von Drohnen über den Gebieten Brjansk, Rostow, Saratow, Woronesch, Kaluga, Kursk, Orjol, Rjasan, Tula, Belgorod, Tambow und der seit 2014 annektierten Halbinsel Krim. "Zudem sind über dem Schwarzen Meer drei Lenkwaffen vom Typ Neptun-MD von der Flugabwehr zerstört worden." Den Erfolgsmeldungen der russischen Militärs zum Trotz gab es aber auch mehrere Einschläge.
In der Großstadt Engels im Gebiet Saratow sei ein Hochhaus getroffen worden. Verletzte habe es nicht gegeben, das Gebäude sei kurzzeitig evakuiert worden, die Bewohner aber inzwischen zurückgekehrt, teilte der Gouverneur von Saratow, Roman Bussargin, mit. "Durch eine Drohnenattacke ist es zu einem Brand in einem der Industriebetriebe von Engels gekommen", schrieb er zudem. Medienberichten zufolge soll es sich dabei um eine Raffinerie handeln. In Engels befindet sich ein großer Luftwaffenstützpunkt der russischen Streitkräfte
Auch in der Region Brjansk gab es einen Einschlag in der Nähe eines Militärflugplatzes. In der grenznahen Region Belgorod gab es derweil einen weiteren Anschlag auf die Eisenbahn: Nach einer Explosion ist eine Reservelok entgleist. Verletzte habe es nicht gegeben, teilten die Behörden mit.
Russland hat einen ukrainischen Drohnenangriff gemeldet. Die Luftwaffe habe in der Nacht 174 ukrainische Drohnen abgeschossen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Neben Kiew haben mehrere Angriffe nach ukrainischen Angaben auch die westukrainische Stadt Luzk und die Region Ternopil getroffen. "Heute hat der Feind den bisher massivsten Luftangriff auf unsere Region ausgeführt", erklärte der Chef der Militärverwaltung von Ternopil, Wjatscheslaw Negoda. Einsatzkräfte seien ausgerückt, um Brände zu löschen und die Schäden zu begutachten.
Bei dem Angriff auf Luzk wurden nach Behördenangaben fünf Menschen verletzt. Es seien auch zahlreiche Fenster an Privathäusern zu Bruch gegangen sowie mehrere Bildungseinrichtungen und eine Verwaltungseinrichtung beschädigt worden, erklärte der Bürgermeister der Stadt, Ihor Polischtschuk, im Onlinedienst Telegram. Auch in der westlichen Stadt Chmelnyzkyj wurden nach Angaben des Gouverneurs der gleichnamigen Region Gebäude und Autos beschädigt.
Die Ukraine hat weitere Tote in der ukrainischen Hauptstadt Kiew gemeldet: Bürgermeister Vitali Klitschko erklärte am Freitagmorgen, es gebe vier Tote und 20 Verletzte, von denen 16 ins Krankenhaus eingeliefert worden seien. Durch den Beschuss wurden auch Bahngleise in der Region Kiew beschädigt, die ukrainische Bahn warnte vor 90-minütigen Verspätungen.
Laut dem Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, sind bei den nächtlichen Angriffen auf Kiew mindestens vier Menschen getötet worden. 20 Menschen seien verletzt worden
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, es habe zahlreiche große Explosionen in der Stadt gegeben. Nach Angaben der Stadtverwaltung wurde ein Zug zwischen zwei Bahnhöfen getroffen. Es gebe Brände in mehreren Wohnhäusern.
Russland hat die Ukraine in der Nacht einem Medienbericht zufolge mit einer ungewöhnlich heftigen Welle von Drohnenangriffen und Marschflugkörpern attackiert. Ziele seien die Hauptstadt Kiew sowie andere größere Städte und Regionen im äußersten Westen des Landes gewesen, meldete das Nachrichtenportal The Kyiv Independent. In allen Regionen der Ukraine sei Luftalarm ausgelöst worden. Die ukrainische Luftwaffe warnte demnach, dass mehrere russische Bomber gestartet seien und wahrscheinlich bereits Marschflugkörper abgeschossen hätten.
Infolge der Angriffe seien in Kiew mehrere Feuer in Wohnhäusern ausgebrochen, auch andere zivile Infrastruktur sei in Flammen aufgegangen. Dem Bericht zufolge gab es laut Bürgermeister Vitali Klitschko mindestens drei Verletzte. Der Militärverwaltung zufolge könne es im östlichen Teil Kiews zu Notstromausfällen kommen. Unklar war zunächst, ob es sich um den erwarteten großangelegten Vergeltungsangriff Russlands nach dem ukrainischen Schlag gegen die russische Bomberflotte am vergangenen Wochenende handelt.
In Kiew ist die Luftverteidigung gegen einen russischen Drohnenangriff im Einsatz. Dies teilte die Militärbehörde der ukrainischen Hauptstadt mit. "Feindliche Drohnen nähern sich nacheinander aus verschiedenen Richtungen der Hauptstadt und befinden sich im Luftraum der Stadt", schreibt der Leiter der Militärbehörde Timur Tkachenko auf Telegram. Augenzeugen berichteten, es gebe zahlreiche Explosionen.
Die EU hat Handelsvorteile für die Ukraine auslaufen lassen, mit denen das von Russland angegriffene Land drei Jahre unterstützt wurde. Um Mitternacht mitteleuropäischer Zeit sind nach Angaben der EU-Kommission Übergangsregelungen in Kraft getreten, die andauern sollen, bis Verhandlungen über ein neues Handelsabkommen abgeschlossen sind.
Die EU hatte rund 100 Tage nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf das Nachbarland im Jahr 2022 ukrainische Waren von Zöllen befreit. Damit sollte die Wirtschaft des Landes gestärkt werden. Vergangenes Jahr wurden die Maßnahmen noch verlängert, aber gleichzeitig strengere Vorgaben für bestimmte Lebensmittelimporte in die EU eingeführt. Konkret ging es dabei um Geflügel, Eier, Zucker, Hafer, Mais, Grobgrieß und Honig.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Zerstörungen in der Gebietshauptstadt Cherson im Süden des Landes durch russische Bombenangriffe beklagt. Durch die Treffer brach der Bau der Regionalverwaltung bis auf einige Mauern zusammen. "Es ist nicht das erste Mal, dass sie dieses Gebäude angegriffen haben, aber heute war es ein demonstrativer Angriff", sagte Selenskyj in einer Videoansprache am Donnerstag.
Nach örtlichen Angaben schlugen bei zwei Angriffen drei Gleitbomben in dem Gebäude ein, eine vierte traf ein mehrstöckiges Wohngebäude. Trotz der schweren Schäden war zunächst nur von einem Verletzten die Rede.
Liveblog vom Donnerstag zum Nachlesen
Nach dem ukrainischen Angriff vom Sonntag auf russische Militärstützpunkte sind auf Satellitenbildern Schäden an einigen Maschinen zu sehen. Im Norden der Ukraine sind bei Angriffen laut Behörden mindestens fünf Menschen getötet worden. Der Liveblog vom Donnerstag zum Nachlesen.