Ein vom ukrainischen Geheimdienst SBU veröffentlichtes Bild soll einen Angriff auf den russischen Luftwaffenstützpunkt in Belaja zeigen.

Angriffe auf Militärflughäfen Ukraine zerstört offenbar Dutzende russische Flugzeuge

Stand: 01.06.2025 18:54 Uhr

Die Ukraine hat der russischen Luftwaffe mit Drohnenangriffen offenbar einen empfindlichen Schlag versetzt. Zahlreiche Langstreckenbomber sollen zerstört worden sein - teils auf Militärbasen Tausende Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.

Der ukrainische Geheimdienst SBU hat in einer koordinierten Aktion vier russische Militärflughäfen attackiert und dabei nach eigener Darstellung über 40 Flugzeuge zerstört. Danach richteten sich die Angriffe unter anderem gegen die russische Militärbasis in Belaja in Ostsibirien, die rund 4.200 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt in der Region Irkutsk liegt.

Ziel der Attacken waren den Angaben zufolge auch die Luftwaffen-Stützpunkte in Djagilewo, Iwanowo und in Olenia in der Region Murmansk in der russischen Arktis. Diese Region liegt rund 1.900 Kilometer von der Ukraine entfernt.

Bei der "Aktion Spinnennetz" seien Kampfflugzeuge vom Typ "Tupolew Tu-95" und "Tu-22" sowie spezielle Frühwarnflugzeuge vom Typ "Berijew A-50" zerstört worden, hieß es aus SBU-Kreisen. Das russische Militär habe die angegriffenen Flugzeuge genutzt, "um ukrainische Städte jede Nacht zu bombardieren". Die Angriffe seien mehr als anderthalb Jahre vorbereitet worden.

Monatelang vorbereitete Geheimoperation

Ukrainische Medien veröffentlichten ein Video, das vom SBU stammt und die Luftwaffenbasis in Belaja zeigen soll. Darauf sind mehrere brennende Flugzeuge sowie schwarze Rauchsäulen zu sehen.

Außerdem veröffentlichten Medien Bilder von Kampfdrohnen, die offenbar bei den Attacken eingesetzt wurden. Diese seien von Verstecken in Holzhäusern gestartet worden, die auf Lastwagen verladen waren. "Zum richtigen Zeitpunkt wurden die Dächer ferngesteuert geöffnet und die Drohnen flogen, um russische Bomber anzugreifen", heißt es in den Berichten.

Die Angaben des ukrainischen Geheimdienstes und die Berichte über die Details der Angriffe lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Zerstörung von Dutzenden Militärflugzeugen auf Flughäfen tief in russischem Territorium wäre ein großer Erfolg für den SBU. Das Ausmaß der Geheimoperation überrascht, laut ARD-Korrespondent Vassili Golod.

In der Ukraine hatte man erwartet, dass Russland in den kommenden Tagen erneut massiv angreift. Die ukrainische Luftwaffe meldete am heutigen Sonntag den größten russischen Drohnenangriff seit Kriegsbeginn. Moskau habe insgesamt 472 Drohnen gegen die Ukraine eingesetzt, teilte die Luftwaffe mit.

Ministerium bestätigt Angriff und meldet Festnahmen

Das russische Verteidigungsministerium bestätigte inzwischen, dass bei ukrainischen Angriffen mit Drohnen in den Regionen Murmansk und Irkutsk mehrere russische Flugzeuge in Brand gerieten. Aus Gebieten in der "unmittelbaren Nachbarschaft" von Flugplätzen seien Drohnen auf die Flugzeuge abgefeuert worden.

Bei den Angriffen seien keine Menschen zu Schaden gekommen, hieß es weiter. Die Brände seien mittlerweile unter Kontrolle. Eingesetzt worden seien bei den Angriffen sogenannte First-Person-View-Drohnen, kurz FPV-Drohnen, erklärte das russische Verteidigungsministerium weiter. Diese Drohnen bieten die Möglichkeit, sie aus der Sicht einer eingebauten Kamera zu steuern.

Die russische Seite meldete zudem die Festnahme von Verdächtigen.

Offenbar erster Drohnenangriff in Sibirien

Der Gouverneur der Region Irkutsk, Igor Kobzew, gab einen Drohnenangriff auf das Dorf Srednij bekannt, das direkt neben der Militärbasis von Belaja liegt. "Das ist der erste Angriff dieser Art in Sibirien", sagte er. Er rief die Bevölkerung auf, nicht in Panik zu verfallen.

Der Gouverneur der Region Murmansk, Andrej Tschibis, bestätigte, dass sich "feindliche Drohnen" am Himmel befänden und dass die Luftabwehr arbeite.

Russische Züge entgleisen nach Brückeneinstürzen

Zuvor war bereits in der Nacht zum Samstag in einem von russischen Truppen kontrollierten Teil des Gebiets Saporischschja nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes ein Güterzug gesprengt worden. Der Militärzug mit Treibstofftanks und Güterwagons sei infolge einer Explosion auf dem Gleisbett entgleist, teilte der Geheimdienst heute mit.

Die Mitteilung erfolgte, nachdem es in der Nacht auf Sonntag zwei Vorfälle in Russland gegeben hatte. In den an die Ukraine grenzenden Gebieten Kursk und Brjansk entgleisten zwei Züge nach Brückeneinstürzen. Den Behörden zufolge gab es mindestens sieben Todesopfer. Das russische Ermittlungskomitee stufte die Brückeneinstürze als Terrorakt ein. Die Ukraine hat sich dazu bisher nicht geäußert.

Tote bei Angriff auf ukrainische Ausbildungseinheit

Außerdem kamen bei einem russischen Raketenangriff auf eine Ausbildungseinheit der ukrainischen Armee nach Angaben aus Kiew mindestens zwölf Soldaten ums Leben. Zudem seien mehr als 60 Menschen verletzt worden, hieß es in einer Mitteilung der Bodentruppen.

Die massiven Angriffe beider Seiten ereigneten sich einen Tag vor der nächsten Gesprächsrunde zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul über eine Waffenruhe im Krieg.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 01. Juni 2025 um 17:45 Uhr.