Menschen sammeln Hilfsgüter vom Boden.
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Lage im Nahen Osten  ++ Bericht über Tote nahe einer Verteilstelle ++

Stand: 12.06.2025 23:22 Uhr

Im Gazastreifen hat es nach palästinensischen Angaben wieder Tote nahe einer Verteilstelle für Hilfsgüter gegeben. Das israelische Parlament hat eine vorläufige Abstimmung zur Selbstauflösung abgelehnt.

Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick:

12.06.2025 • 23:22 Uhr

Ende des Liveblogs

Damit beenden wir diesen Liveblog und danken für Ihr Interesse.

Außenminister Johann Wadephul hat vor seiner mehrtägigen Nahost-Reise die Bedeutung der arabischen Länder in der Region für eine Friedenslösung hervorgehoben. Eine Stabilisierung der Region werde nur in Zusammenarbeit mit Israels Nachbarstaaten gelingen, erklärte er.

Ägypten, der Libanon und Jordanien seien "Schlüsselstaaten für die Chance auf ein friedliches und sicheres Zusammenleben aller Menschen in der Region". Ihnen komme auch für eine Friedenslösung und einen Wiederaufbau des Gazastreifens eine zentrale Rolle zu. Wadephul bekräftigte sein Engagement für eine Verbesserung der humanitären Lage im Gazastreifen und eine Beendigung des Kriegs.

Die Bundesregierung setze sich "ohne Unterlass für einen Waffenstillstand, ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe in Gaza und die Freilassung der Geiseln ein", erklärte der Außenminister. Er führt am Freitag politische Gespräche in Ägypten. Weitere Stationen seiner Reise sind der Libanon, Jordanien und Israel.

US-Präsident Donald Trump geht nicht davon aus, dass Israel den Iran in der unmittelbaren Zukunft wegen des umstrittenen iranischen Atomprogramms angreifen wird. Ausschließen wolle er einen solchen Angriff aber nicht, sagte er. "Ich möchte nicht sagen, dass es unmittelbar bevorsteht, aber es sieht so aus, als ob es sehr wohl passieren könnte."

Der US-Präsident sagte weiter, er sei in Sorge, dass es zu einem "massiven Konflikt" in der Region kommen könnte, sollte der Iran sich nicht mit den USA auf ein Abkommen zu seinem Atomprogramm einigen. Er arbeite weiter auf eine solche Vereinbarung hin, betonte Trump.

12.06.2025 • 17:37 Uhr

Wadephul warnt Iran

Außenminister Johann Wadephul warnt den Iran, sein Atomprogramm militärisch zu nutzen. "Jeder möchte jede Eskalation vermeiden", sagt er bei einem Besuch in Rom, betont zugleich aber: "Wir werden nicht tatenlos zusehen, dass der Iran nuklear bewaffnet wird, das muss man in dieser Situation klar sagen." Er werde das Thema bei seinem Besuch in Israel am Sonntag auch ansprechen.

Vor einem geplanten Protestmarsch zum Gazastreifen hat Ägypten Aktivisten mit deutschem Pass festgenommen. Es seien einige Fälle bekannt, in denen Deutsche im Zusammenhang mit dem "March to Gaza" von den ägyptischen Behörden in Gewahrsam genommen worden seien, hieß es aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Die Botschaft in Kairo betreue diese Personen konsularisch. Sie stehe mit ihnen und den ägyptischen Behörden in regelmäßigem Kontakt. 

Die Lufthansa bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass "mehreren Fluggästen auf einem unserer Flüge nach Kairo die Einreise nach Ägypten verweigert wurde." Nach international geltenden Regelungen seien Fluggesellschaften in diesem Fall angehalten, die Passagiere zum Abflugort zurückzubefördern. Die Betroffenen wollten sich den ägyptischen Quellen zufolge am Freitag einem internationalen Solidaritätszug anschließen, der zum Gazastreifen führen soll.

12.06.2025 • 17:06 Uhr

Iran kündigt Militärübungen an

Angesichts der Spannungen mit dem Erzfeind Israel hat der Generalstabschef des Iran eine Reihe von Militärübungen angeordnet. Damit sollten die Verteidigungsstärke, Einsatzbereitschaft und die Abschreckungsfähigkeit der iranischen Streitkräfte gestärkt werden, so General Mohammed Bagheri laut Nachrichtenagentur Isna. Details zu den Militärübungen wurden nicht genannt.

Im Iran gibt es zunehmende Spekulationen über einen angeblich bevorstehenden israelischen Angriff auf iranische Atomanlagen. Befeuert wurden die Spekulationen durch Berichte, wonach die USA ihr Botschaftspersonal im Nachbarland Irak aus Sicherheitsgründen reduzieren wollen. Der Iran hat Israel wiederholt mit harten Gegenangriffen gedroht, sollte das israelische Militär die Atomanlagen des Landes attackieren.

Die Deutschen Botschaften im Nahen Osten sind "voll funktionsfähig und arbeiten wie gewohnt", wie es aus dem Auswärtigen Amt in Berlin heißt. Man verfolge die Lage im Mittleren Osten sehr genau und kenne die Berichte über die Reduzierung von US-Personal in der Region.

"Wir sind dazu in engem Kontakt mit unseren US-amerikanischen Kolleg*innen und unseren Partnern", heißt es weiter. "Die Sicherheitslage ist in der gesamten Region aufgrund des anhaltenden Konflikts im Nahen Osten sehr volatil." Das Auswärtige Amt warne bereits seit längerem "aufgrund der instabilen Sicherheitslage ausdrücklich vor Reisen nach Irak".

Ägypten hat Aktivisten die Teilnahme an einem Marsch an die Grenze zum Gazastreifen verwehrt. Die Behörden hätten in den vergangenen zwei Tagen mehr als 30 Menschen nach der Ankunft auf dem Flughafen Kairo abgeschoben, sagte ein Regierungsvertreter. Sie hätten versucht, ohne die erforderlichen Genehmigungen in den Norden der Halbinsel Sinai zu reisen. Die meisten von ihnen hätten europäische Pässe gehabt.

Die Organisatoren erklärten, ihnen lägen Berichte vor, denen zufolge in Kairo mindestens 170 Menschen aufgehalten oder festgenommen worden seien, die an dem Marsch teilnehmen wollten. Aktivisten planen seit Monaten, am kommenden Sonntag über die Sinai-Halbinsel an die Grenze zu ziehen, um "internationalen moralischen und medialen Druck" aufzubauen mit dem Ziel, den Grenzübergang Rafah zu öffnen und die Blockade für die Einfuhr von Hilfsgütern in den Gazastreifen aufzuheben.

Bei einem Angriff auf einen Bus mit palästinensischen Mitarbeitern der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) sind nach Angaben der Organisation acht Menschen getötet worden. GHF machte die islamistische Terrororganisation Hamas für den Angriff verantwortlich. Das Team sei gestern Abend zu einem Verteilungszentrum westlich von Chan Junis unterwegs gewesen, teilte die Stiftung mit. Es habe auch mehrere Verletzte gegeben.

"Wir verurteilen diesen abscheulichen und gezielten Angriff aufs Schärfste", hieß es in der Mitteilung. Seit Tagen habe die Hamas das Team sowie die Zivilisten, die Hilfe annehmen, bedroht. "Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, die Hamas umgehend für diesen unbegründeten Angriff und die anhaltende Bedrohung unserer Mitarbeiter zu verurteilen, die lediglich versuchen, die palästinensische Bevölkerung mit Nahrung zu versorgen", schrieb die GHF weiter.

Im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben erneut mehrere Menschen in der Nähe von Verteilzentren für humanitäre Hilfsgüter getötet worden. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete von mindestens 13 Toten durch Schüsse der israelischen Armee im Bereich des Netzarim-Korridors im Zentrum des Küstengebiets. Etwa 200 weitere Personen seien verletzt worden.

Karte: Gaza, Netzarim-Korridor

Auch Quellen aus dem von der Terrororganisation Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium bestätigten den Vorfall, meldet die Nachrichtenagentur dpa. Demnach seien zehn Menschen getötet und mindestens 120 weitere verletzt worden. Das israelische Militär äußerte sich nicht zu den Berichten. 

Der Iran hat im Streit um sein Atomprogramm den Bau einer weiteren Nuklearanlage angekündigt. Als Reaktion auf die Verurteilung der fehlenden Kooperation Teherans mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) teilten Irans Außenministerium und Atomorganisation gemeinsam mit, dass das Land "an einem sicheren Ort" eine neue dritte Anreicherungsanlage für Uran errichten werde. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Isna.

Der Gouverneursrat der IAEA in Wien hatte in der Resolution festgestellt, dass der Iran seiner Verpflichtung zur Offenlegung seines gesamten Atomprogramms gegenüber der IAEA nicht nachkomme. Auch die Einschaltung des UN-Sicherheitsrats wurde angedroht. Der Iran verurteilte die Resolution scharf. Sie basiere auf grundlosen Anschuldigungen, die politisch motiviert seien, statt technische Aspekte zu beinhalten, hieß es in einer Stellungnahme.

Bei einem israelischen Militäreinsatz in Südsyrien ist nach Angaben von Aktivisten ein Mensch getötet worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, dass bei dem Einsatz in Beit Dschinn unweit der Golanhöhen neun Personen festgenommen wurden. Es habe auch Zusammenstöße gegeben, meldete die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien.

Die israelische Armee gab an, bei dem Einsatz in der Nacht zu Donnerstag mehrere Mitglieder der Hamas festgenommen zu haben. Die Festgenommenen seien zur weiteren Befragung nach Israel gebracht worden. Zudem seien Waffen und Munition beschlagnahmt worden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die USA schränken die Reisefreiheit ihrer Regierungsbeschäftigten in Israel wegen wachsender regionaler Spannungen drastisch ein. Reisen der Beschäftigten und ihrer Angehörigen außerhalb der Großräume Tel Aviv, Jerusalem und Be'er Scheva seien untersagt, teilte die US-Botschaft in Israel mit. Das meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Diese Anweisung gelte bis auf Weiteres.

Im umkämpften Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben die Telekommunikationsdienste ausgefallen. Das letzte verbliebene Glasfasernetz sei bei einem Angriff getroffen worden, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf die palästinensische Telekommunikationsbehörde. Alle Internet- und Festnetzverbindungen seien abgebrochen. 

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als 20 Monaten ist es immer wieder zu solchen Ausfällen der Telekommunikationsversorgung in dem Küstenstreifen gekommen. Die zuständige Behörde warnte vor den humanitären und sozialen Folgen des Ausfalls und rief zu einer raschen Wiederherstellung der Versorgung auf.

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN) wird am Donnerstag über eine Resolution abstimmen, die einen sofortigen, bedingungslosen und dauerhaften Waffenstillstand im Gaza-Krieg fordert. Diplomaten zufolge wird das 193 Mitglieder umfassende Gremium den Textentwurf wahrscheinlich mit überwältigender Mehrheit annehmen, obwohl Israel sich dagegen ausgesprochen hat und die USA eine ähnliche Resolution kürzlich im UN-Sicherheitsrat per Veto gestoppt haben. Anders als im Sicherheitsrat gibt es in der Vollversammlung kein Vetorecht. Allerdings sind die Resolutionen des größeren Gremiums auch nicht bindend.

Das israelische Parlament hat am frühen Morgen eine vorläufige Abstimmung zur Selbstauflösung abgelehnt. Wie die Knesset in einer Erklärung mitteilte, wurde die Abstimmung, die ein erster Schritt zu einer vorgezogenen Wahl hätte sein können, von 61 Abgeordneten abgelehnt, 53 stimmten dafür.

Damit hat die Regierungskoalition von Premier Benjamin Netanjahu mehr Zeit, ihre bisher schwerste politische Krise zu überwinden und einen Urnengang zu vermeiden, der der erste in Israel seit dem Ausbruch des Krieges mit der Hamas im Gazastreifen wäre.

Die ultraorthodoxen Koalitionsfraktionen werden zunehmend ungeduldig angesichts des politischen Stillstands und haben erklärt, dass sie mit den Oppositionsparteien für die Auflösung der Knesset und für vorgezogene Neuwahlen stimmen werden, die erst Ende 2026 anstehen. "Es ist dringender denn je, die Regierung Netanjahu und insbesondere diese giftige und schädliche Regierung abzulösen", sagte der oppositionelle Abgeordnete der Arbeitspartei, Merav Michaeli.

Im Gazastreifen sind nach Angaben der von den USA und Israel unterstützten Stiftung GHF mindestens fünf ihrer Helfer bei einem Angriff der militant-islamistischen Hamas getötet worden. Mehr als zwei Dutzend Mitarbeiter der Hilfsorganisation seien auf dem Weg zu einer Verteilstelle gewesen, als ihr Bus von der Hamas gegen 22.00 Uhr (Ortszeit, 21.00 Uhr MESZ) "brutal angegriffen" worden sei, erklärte die in Washington ansässige GHF am Mittwoch (Ortszeit). Nach vorläufigen Erkenntnissen gebe es "mindestens fünf Todesopfer, zahlreiche Verletzte und die Befürchtung, dass einige unserer Teammitglieder als Geiseln genommen wurden".

Durch israelische Luftangriffe und Beschuss sollen am Mittwoch mindestens 60 Palästinenser im Gazastreifen getötet worden sein, wie lokale Gesundheitsbehörden mitteilten. Die meisten von ihnen starben in der Nähe eines Verteilzentrums der umstrittenen Stiftung GHF.

Die israelische Armee teilte mit, sie habe Warnschüsse abgegeben. Bei der Region habe es sich um eine aktive Kampfzone gehandelt.

Die USA reduzieren aus Sicherheitsgründen ihr Botschaftspersonal im Irak. Ein Vertreter des Außenministeriums in Washington erklärte, die Entscheidung basiere auf "jüngsten Analysen", ging aber nicht ins Detail. Anlass der Maßnahme soll US-Medienberichten zufolge die Möglichkeit eines bevorstehenden israelischen Angriffs auf den Iran sein. Befürchtet wird, dass die Führung in Teheran in dem Fall Vergeltungsschläge gegen US-Ziele in der Region anordnen könnte.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben die Leichen zweier Geiseln im Gazastreifen geborgen. Angehörige der Streitkräfte und des Inlandsgeheimdiensts Schin Bet hätten die sterblichen Überreste von Yair Yaakov und eines weiteren verschleppten Menschen bei einem "gemeinsamen Einsatz" in der Region Chan Junis im Süden des Palästinensergebiets gefunden, erklärte die Armee. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu bestätigte die Bergung der beiden Leichen.