
Mangelnder Jugendschutz EU-Kommission überprüft große Porno-Anbieter
"Ja, ich bin über 18": Ein Klick auf einen solchen Button reicht, um auf Pornoseiten zu gelangen - auch für Minderjährige. Die EU-Kommission leitete nun Verfahren gegen vier große Anbieter ein, denen sie mangelnden Jugendschutz vorwirft.
Die EU-Kommission nimmt mehrere Online-Plattformen mit pornografischen Inhalten ins Visier. Es bestehe der Verdacht von Verstößen gegen den Jugendschutz.
Gegen Pornhub, Stripchat, XNXX und XVideos wurden förmliche Verfahren eingeleitet, teilte die Brüsseler Behörde mit. Die Alterskontrollen der Anbieter seien nicht streng genug, um Kinder und Jugendliche tatsächlich von der Nutzung abzuhalten. Bestätigen sich die Vorwürfe, drohen den Anbietern hohe Bußgelder.
Keine Ausreichende Altersverifikation
Parallel dazu kündigte die EU-Kommission ein gemeinsames Vorgehen der nationalen Behörden an, die in den 27 EU-Staaten für die Überwachung kleinerer Porno-Seiten zuständig sind. Eine koordinierte Aktion des Europäischen Gremiums für digitale Dienste soll sicherstellen, dass auch diese Anbieter den Digital Services Act (DSA) einhalten. Die Kommission selbst übernimmt die Aufsicht über Online-Plattformen mit mehr als 45 Millionen Nutzerinnen und Nutzern in der EU pro Monat.
Der Schutz junger Nutzerinnen und Nutzer ist eine zentrale Priorität des DSA. So werden Plattformen unter anderem dazu verpflichtet, den Zugang Minderjähriger zu pornografischen Inhalten zu verhindern, beispielsweise durch eine Altersverifikation.
Bislang überprüft jedoch keines der vier nun im Fokus der Kommission befindlichen großen Unternehmen, ob die Nutzerinnen und Nutzer tatsächlich älter als 18 sind. Wer die Webseiten aufruft, muss sein Alter mit einem Klick lediglich selbst bestätigen. Die Kommission geht vorläufig davon aus, dass die Anbieter damit gegen die europäischen Vorgaben zum Schutz von Kindern und Jugendlichen verstoßen.
EU-weite App geplant
Die Kommission will nun weitere Beweise sammeln, etwa durch Befragungen. Mit der Einleitung des Verfahrens werde zunächst nur ein Verdacht geprüft, das Ergebnis steht noch nicht fest. Um Bußgeldern zu entgehen, könnten die Unternehmen jedoch während der Ermittlungen auf die Kommission zugehen und strengere Verfahren zur Altersüberprüfung einführen.
Bereits Mitte Mai hatte die Kommission einen Entwurf für Leitlinien zum Schutz Minderjähriger veröffentlicht. Darin empfiehlt sie eine Reihe technischer Schutzmaßnahmen - etwa Altersverifikationssysteme oder Altersabschätzungen. Noch in diesem Sommer soll der Brüsseler Behörde zudem eine EU-weite App zur Altersverifikation verfügbar sein, die Nutzern Zugangskontrollen ermöglicht, ohne ihre Identität preiszugeben.