
Gaza-Hilfsschiff im Mittelmeer Israel stoppt Thunberg und die "Madleen"
Nach tagelanger Fahrt mit Hilfsgütern für den Gazastreifen ist das Segelschiff "Madleen" kurz vor dem Ziel gestoppt worden. Das Schiff sei zur israelischen Küste umgeleitet worden, teilte das israelische Außenministerium mit.
Das Hilfsschiff "Madleen" ist vor seinem Eintreffen im Gazastreifen nach Israel umgeleitet worden. Das Schiff liege nun in Israel vor Anker, erklärte das Außenministerium in Online-Netzwerken. Die Besatzungsmitglieder seien wohlauf und mit Nahrung und Wasser versorgt worden.
Die Aktivistinnen und Aktivisten an Bord, zu denen die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg und die Deutsche Yasemin Acar gehören, würden voraussichtlich nach Hause zurückkehren. Sie hätten versucht, eine mediale Provokation zu inszenieren, hieß es in der Mitteilung. Ihre Ladung sei so geringfügig gewesen, dass sie nicht einmal einer Lkw-Lieferung mit Hilfsgütern entspreche. "Es gibt Wege, Hilfe in den Gazastreifen zu bringen - ohne Instagram-Selfies."
Kritik aus der Türkei und dem Iran
Die für die Fahrt der "Madleen" verantwortliche Organisation Freedom Flotilla Coalition erklärte, die Armee habe das Segelschiff gestoppt, geentert und seine Besatzung entführt. Der Kontakt zur Besatzung sei abgebrochen.
Das Bündnis bezeichnete Israels Aktion als "eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht". Nach Angaben des Bündnisses wurde das Schiff 200 Kilometer von der Küste des Gazastreifens in internationalen Gewässern gestoppt. Das Bündnis betonte, Israel müsse ungehinderten humanitären Zugang zu dem Küstenstreifen gewährleisten. Das israelische Außenministerium erklärte hingegen, die Zone vor dem Gazastreifen sei im Rahmen der seit 2007 geltenden Seeblockade für nicht autorisierte Schiffe gesperrt.
Die Organisation kündigte weitere Aktionen an: "Wir werden wieder segeln. Wir lassen uns nicht abschrecken. Wir werden erneut in See stechen. Wir werden nicht aufhören, bis die Blockade endet und Palästina frei ist."
Das türkische Außenministerium sprach von einer "Verletzung internationalen Rechts". Die Intervention bedrohe die Sicherheit auf See und zeige "einmal mehr, dass Israel als Terrorstaat agiert".
Tagelange Fahrt durchs Mittelmeer
Das Segelschiff war vor einer Woche von Sizilien aus in Richtung Gazastreifen aufgebrochen. Die Aktivistinnen und Aktivisten wollten nach eigenen Angaben Hilfsgüter wie Babynahrung und medizinische Güter in den Gazastreifen bringen und somit internationale Aufmerksamkeit auf die dortige humanitäre Lage lenken. Nach ihrer tagelangen Fahrt durch das östliche Mittelmeer wollten sie planmäßig eigentlich am Montagmorgen an der Küste Gazas eintreffen.
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hatte erklärt, er habe die Armee angewiesen, die Ankunft des Schiffs an der Küste des Gazastreifens zu verhindern. "Der Staat Israel wird niemandem erlauben, die Seeblockade des Gazastreifens zu durchbrechen", hieß es in einer Mitteilung des Ministers. Er habe angeordnet, die Ankunft des Schiffes zu verhindern.
Katz bezeichnete die Menschen an Bord als "linksextremistische Aktivisten". An sie gerichtet sagte er: "Ihr solltet umkehren, denn ihr werdet Gaza nicht erreichen."
Die Seeblockade wurde 2007 nach der Machtübernahme der Hamas eingeführt. Ihr Zweck bestehe darin, Waffenlieferungen an die Terrormiliz zu verhindern, sagte Katz. Israel hatte Aktivisten auch in früheren Fällen schon die Genehmigung verweigert, mit ihren Schiffen an der Küste des abgeschotteten Gazastreifens anzulegen.
Bereits Anfang Mai erster Versuch
Thunberg wollte bereits Anfang Mai mit einem Schiff der "Freedom Flotilla" in den Gazastreifen reisen. Das Schiff war jedoch auf dem Weg beschädigt worden. Aktivisten äußerten die Vermutung, Israel habe es mit einer Drohne angegriffen.
Im Gaza-Krieg, der durch den Terrorangriff der Hamas im Oktober 2023 ausgelöst wurde, hatte sich Thunberg mehrfach öffentlich mit den Palästinensern solidarisiert. Kritiker werfen ihr vor, dass sie einseitig propalästinensische Positionen vertreten habe, es gab auch Antisemitismus-Vorwürfe.
Medienberichten zufolge drückten andere Mitglieder der "Madleen"-Besatzung in der Vergangenheit Sympathien für Hamas und Hisbollah aus.