
Astronomie Saturns Ringe werden in diesem Jahr fast unsichtbar
Aus Sicht der Erde wippt der Ringplanet Saturn ständig hin und her. Und verliert dadurch etwa alle 15 Jahre scheinbar seine Ringe. Jetzt ist es wieder so weit: Am Himmel ist die hauchdünne Kante der Ringe zu sehen.
Saturn taucht gerade wieder am Himmel auf, früh morgens im Osten. Im Juni ist der Planet noch unauffällig und erscheint erst in der Morgendämmerung, tief am Horizont. Doch täglich geht Saturn früher auf. Ab August ist er schon abends zu sehen. Am prächtigsten wird Saturn zum Herbstbeginn sein, denn dann steht der Planet in Opposition und ist besonders nah, hell und groß.
Wo die Saturn-Ringe hin sind
Doch in diesem Jahr wird Saturn nicht so hell wie in anderen Jahren, denn 2025 fehlt ihm etwas Entscheidendes: seine hell leuchtende Ringebene. Natürlich verliert Saturn seine Ringe nicht wirklich. Aber aus Sicht der Erde werden sie in diesem Jahr kaum zu sehen sein. Selbst mit guten Teleskopen bleibt nur ein dünner Strich, denn zu sehen ist praktisch die Kante der Ringebene.
Saturns Ringebene: Extrem groß, extrem dünn
Zwar haben auch andere Planeten im Sonnensystem - Jupiter, Uranus und Neptun - einen Planetenring, aber Saturns Ringebene ist einzigartig, weil sie so groß und hell ist.
Fast eine Million Kilometer weit erstrecken sich Saturns Ringe ins All. Die hellsten, schon von der Erde aus sichtbaren, haben immerhin 274.000 Kilometer Durchmesser. Sie bestehen vermutlich aus Eis und den Überresten eines völlig zerschredderten Saturnmonds - es sind unzählige, meist winzige, Teilchen. Die Lücken zwischen den einzelnen Ringen sind teilweise so groß, dass sie mit Teleskopen von der Erde aus zu sehen sind. Die Ringe selbst sind schon mit einem besseren Fernglas zu erkennen.
Doch die Kante der Ringebene ist ausgesprochen dünn. Die wissenschaftlichen Angaben variieren, aber die gesamte Ringebene misst weniger als einen Kilometer in der Dicke. In rund 1,3 Milliarden Kilometern Entfernung - unser kleinster Abstand zu Saturn - ist die Ringebene in Kantenstellung nicht mehr zu sehen. Eine solche Kantenstellung gab es zuletzt im September 2009. Jetzt ist es wieder so weit.
Saturn wippt hin und her
Wie die schräge Erdachse ist auch Saturns Achse zu seiner Umlaufbahn um die Sonne geneigt, um rund 27 Grad - nur etwas mehr als die Neigung der Erdachse. Im Laufe eines Saturnjahres neigt auch Saturn der Sonne - und der Erde - mal mehr seine Nordhalbkugel, mal mehr seine Südhalbkugel zu.
Die Jahreszeiten auf Saturn sind um ein Vielfaches länger als bei uns: Der Planet braucht fast 30 Jahre für eine Runde um die Sonne. Das Sommerhalbjahr, das gerade auf Saturns Südhalbkugel begonnen hat, wird 15 Erdenjahre dauern.
Saturns Ringebene mal weit geöffnet, mal ganz schmal
Seine Ringe, die genau in der Äquatorebene Saturns liegen, wippen mit. Neigt uns Saturn seine Nordhalbkugel entgegen (maximal zuletzt im Jahr 2017), kippt die der Erde zugewandte Seite der Ringebene nach unten, der Winkel der Ringebene öffnet sich bis auf 27 Grad und die Ringe erscheinen breit. Kippt Saturns Norden wieder zurück, wird der Blickwinkel auf die Ringebene immer kleiner und die Ringe aus unserer Sicht immer schmaler, bis man irgendwann genau auf ihre Kante blicken.
Anschließend kommt Saturns Südhalbkugel in unseren Blick und die Ringe wachsen wieder, nur dass man jetzt von unten auf die Ringebene schaut. Wenn Sie eine Schallplatte vor Ihren Augen vor- und zurückkippen lassen, haben Sie das gleiche Phänomen: Mal sieht man von oben auf die Plattenfläche, mal von unten. Und dazwischen auf die Kante.
Saturns Ringe 2025 nur minimal zur Erde geneigt
Genau das passiert gerade bei Saturn: Man schaut auf die Kante seiner Ringebene. Selbst mit einem wirklich starken Teleskop sind die Ringe fast nicht sichtbar. Die exakte Kantenstellung der Ringe zu uns trat schon im März auf, als Saturn aus Sicht der Erde noch hinter der Sonne stand. Seither öffnet sich die Ringebene ganz allmählich wieder. Aber über zwei Grad Neigung werden es in diesem Jahr nicht.
Und ein winziges Stück wieder zurück
Im Gegenteil: Von Juli bis November kippt Saturn sogar nochmal zurück, sodass sich der Neigungswinkel der Ringebene noch einmal schließt, bis die Ringe fast wieder in Kantenstellung zur Erde stehen.
Diese Kippbewegung verursacht die Erde aber selbst: Die schnellere Erde überholt den äußeren Planeten Saturn in der Zeit gerade auf der Innenbahn und wechselt damit die Perspektive auf die Ringebene. Dazu kommt, dass Saturns Umlaufbahn ein winziges Stück zur Erdumlaufbahn geneigt ist - eine kippelige Angelegenheit.
Saturn ist ohne die Ringe weniger hell
Saturn wird daher zu seiner diesjährigen Opposition am 21. September 2025 nicht ganz so prächtig sein wie in anderen Jahren. Denn auch wenn die Ringebene fürs bloße Auge nie zu sehen ist, indirekt macht sie sich sehr wohl bemerkbar - durch ihre Helligkeit. Maximal weit zeigt sich Saturns Südhalbkugel wieder im Jahr 2032.