
Deutsche Staatsschulden Wie die Milliarden für den Bund besorgt werden
Milliarden für die Verteidigung, Milliarden für die Infrastruktur. Der deutsche Staat investiert viel Geld. Woher kommt das alles und wie wird es organisiert?
Milliardeninvestitionen der Bundesregierung. Dafür wird Deutschland mehr Schulden aufnehmen. Für die Umsetzung ist eine kaum bekannte Bundesagentur verantwortlich - die Finanzagentur GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie wird in den kommenden Jahren deutlich mehr zu tun haben - dank dem Milliardenpaket des Bundes.
Dabei können nur institutionelle Anleger direkt bei der Finanzagentur um Staatsanleihen bieten - und das mit mindestens einer Million Euro, erklärt Arthur Brunner, Kursmakler bei der ICF Bank: "Grundsätzlich kann sich jedes Kreditinstitut oder jede Firma bei der Bundesfinanzagentur bewerben. Diese müssen allerdings ihren Sitz in der EU oder dem europäischen Wirtschaftsraum haben. Also in den EU-Ländern oder Liechtenstein, Island, Norwegen oder der Schweiz."
Staatsanleihen für Privatpersonen
Für Privatpersonen ist es seit 2013 nicht mehr möglich, Staatsanleihen direkt bei der Finanzagentur zu kaufen. Weiterhin können Privatanlegerinnen oder Privatanleger Staatsanleihen aber an den Börsen kaufen und verkaufen.
Bundesanleihen werden wöchentlich nach Angebot und Nachfrage vergeben. Dabei hofft die Finanzagentur naturgemäß auf möglichst niedrige Zinskosten für den Bund.
So finden Bieter und Käufer zusammen
Die institutionellen Bieter wünschen sich möglichst hohe Zinsen auf ihre Anleihen. Einig werde man sich in einem Auktionsverfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit, erklärt Brunner: "Es läuft standardisiert ab über ein elektronisches Bietersystem. Das System wird von der Deutschen Bundesbank geführt. Die Mitglieder der Gruppe können dort ihre Gebote abgeben, das heißt, sie geben ihre Gebote in das System ein. Die Finanzagentur teilt dann zeitnah die entsprechenden Anleihen auf die Gebote zu."
Ein Computer wählt aus dem Strauß an Geboten automatisiert verschiedene Szenarien aus, mit unterschiedlichen Möglichkeiten, wie Anleihen optimal verteilt werden können. Welches computergenertierte Szenerio umgesetzt wird - also wer wie viele Anleihen zu welchem Zinssatz bekommt - entscheidet anschließend eine Expertenkommission der Finanzagentur, in enger Abstimmung mit der Bundesbank und dem Bundesfinanzministerium.
Wer investiert in deutsche Staatsanleihen?
Die Anleihen des Bundes sind dabei auf dem Kapitalmarkt weltweit nach wie vor sehr gefragt, sagt der Geschäftsführer der Bundesfinanzagentur Tammo Diemer: "Der Großteil der Papiere liegt tatsächlich im europäischen Ausland, auch im weiteren Ausland, insbesondere in Asien."
Typische Käufer von Wertpapieren seien diejenigen, die wohl Interesse an Liquidität haben. "Insofern sind es die Zentralbanken, sind es eben die Staatsfonds, die im internationalen Umfeld eine eine wichtige Rolle spielen, genauso wie die Pensionsfonds."
Könnten dem Bund die Kreditgeber ausgehen?
Das dem Bund jemals die Kreditgeber ausgehen werden - auch bei steigenden Staatsausgaben -, sei nicht denkbar, so Diemer. Für den Geschäftsführer ist auch bereits eingepreist, dass die erhöhten Mittel natürlich auch erhöhte Zinsausgaben mit sich bringen, einfach weil die Beträge höher sind. Und die Verzinsung, die darauf geleistet werden, entspricht den am Markt gehandelten Renditen.
Nachdem die neuen Schuldenpläne des Bundes verkündet wurden, stiegen die Zinsen für Staatsanleihen deutlich an - von 2,4 Prozent im Februar auf zeitweise drei Prozent. Aktuell haben sie sich für eine Laufzeit von zehn Jahren bei 2,5 Prozent eingependelt.
Lange Jahre waren die Zinsen für den Bund Dank Zentralbankinterventionen extrem niedrig. Ende 2019 bis 2022 waren die Zinsen sogar negativ. Investoren waren bereit, für eine vergleichsweise sichere Geldanlage auf Zinsen zu verzichten. Derzeit fließt aufgrund der unsicheren US-Zollpolitik mehr Kapital in europäische und deutsche Staatsanleihen.