Baumaschinen in einem chinesischen Hafen, die nach Afrika verschifft werden sollen

Mächtiger Kreditgeber Wie sich afrikanische Staaten bei China verschulden

Stand: 26.05.2025 12:34 Uhr

China bindet andere Länder durch Kredite an sich. Viele afrikanische Staaten haben zugegriffen und neue Autobahnen, Brücken oder Bahnlinien bekommen. Aber sie haben sich auch massiv verschuldet.

China ist eine Großmacht in Afrika. Für mehr als die Hälfte aller afrikanischen Länder ist es der wichtigste staatliche Gläubiger. China hat zwischen 2000 bis 2022 Darlehen in Höhe von rund 170 Milliarden US-Dollar an afrikanische Regierungen und regionale Institutionen vergeben, so die Einschätzung des Zentrums für globale Entwicklungspolitik an der Universität Boston.

Diese Finanzierung wird vor allem für große Bau- und Transportprojekte verwendet, die nicht von afrikanischen, sondern von chinesischen Unternehmen umgesetzt werden - mit eigenen Mitarbeitern und eigenen Materialien, erklärt der Volkswirt Churchill Ogutu, Analyst bei der IC Group. Einige der klassischen chinesischen Projekte in Afrika seien die Erweiterung des Flughafens Entebbe nahe der ugandischen Hauptstadt Kampala und die Bahnlinie zwischen den Nachbarländern Tansania und Sambia, wichtig für den Güterverkehr.

Motor für Modernisierung

Die chinesischen Infrastrukturprojekte seien ein Motor für die Modernisierung Afrikas, meinen Befürworter. In einigen Fällen hätten sie in kürzerer Zeit mehr erreicht als internationale Entwicklungshilfeprojekte. Kritiker dagegen warnen: Chinesische Kredite haben viele afrikanische Länder in die Schuldenfalle getrieben. Und es bestehe die Sorge, dass China durch seine wirtschaftliche Vormacht in Afrika auch politisch Einfluss nehme.

Zu den Schulden-Spitzenreitern gehört Angola. Das Land im südlichen Afrika steht mit etwa 20 Milliarden US-Dollar bei chinesischen Banken in der Kreide. Auch Kenia habe Kredite in Milliardenhöhe aufgenommen und sich damit massiv in China überschuldet, sagt der Ökonom Aly Khan Satchu, CEO beim East African Financial Portal. Hinzu kämen Kredite von internationalen Geldgebern wie etwa der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds. All das habe große Auswirkungen auch auf die kenianische Wirtschaft, die ziemlich gebeutelt sei, so Satchu.

China lernt durch Verluste in Afrika

Viele afrikanische Länder haben nicht nur große Probleme, die Kredite chinesischer Banken abzuzahlen; sie scheitern bereits daran, die Zinsen zu tilgen, die nach Angaben des Kieler Instituts für Weltwirtschaft im Durchschnitt etwa dreimal so hoch sind wie die Zinsen anderer öffentlicher Gläubiger. Chinas Verluste in Afrika habe die Vergabe neuer Kredite gedämpft, erklärt Volkswirt Churchill Ogutu. Daraus habe China in Afrika gelernt. Die Zeit der wilden Kreditvergabe sei vorbei.

Nach Einschätzung von Beobachtern hat das auch damit zu tun, dass nicht alle chinesische Mega-Projekte in Afrika erfolgreich sind. Die Bahnstrecke von Mombasa an der kenianischen Küste bis in die Hauptstadt Nairobi zum Beispiel ist ein Verlustgeschäft. Der geplante Weiterbau ins Nachbarland Uganda wurde nie umgesetzt, weil China ihn nicht mehr finanzieren wollte.

Wieder mehr Neukredite

In den Corona-Pandemie-Jahren ab 2020 hatte China die Kreditvergabe an afrikanische Länder deutlich zurückgefahren, zeigen Analysen des Zentrums für globale Entwicklungspolitik an der Universität Boston. Die chinesische Wirtschaft befand sich damals selbst im Krisenmodus. Doch seit einiger Zeit ist der Kreditgeber China zurück in Afrika. Ein Beispiel dafür ist das Darlehen der China Development Bank an Nigeria für eine 200 Kilometer lange Bahnstrecke, um die nördliche Stadt Kano mit der zentraler gelegenen Stadt Kaduna zu verbinden.

Allerdings vergibt China mit knapp fünf Milliarden US-Dollar nur noch etwa die Hälfte des Kreditvolumens im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie. Das habe auch mit der wachsenden Schuldenlast in Afrika zu tun und dem Versuch Chinas, das eigene Risiko zu minimieren. Ghana und Äthiopien etwa haben eine langwierige Umschuldung hinter sich.

Eneuerbare Energien bieten neuen Markt

China hat seinen Projektfokus ein wenig verschoben. Es investiert nun mehr in Erneuerbare Energien in Afrika, etwa in Solarenergie. Dies ist ein großer Wachstumsmarkt - wohl auch deshalb, weil chinesische Unternehmen den Weltmarkt für Solarmodule beherrschen und ihre Produkte auf dem afrikanischen Kontinent verkaufen.

China ist beides: Kreditgeber und Handelspartner für Afrika. Es ist ein Balanceakt zwischen Entwicklung und Abhängigkeit. 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 25. Mai 2025 um 16:00 Uhr.