
Wetterthema Die Westwinddrift
Wieso kommt das Wetter so häufig aus Westen?
Die stärksten Winde auf diesem Planeten wehen hoch über unseren Köpfen an der Grenze zwischen der Troposphäre und der Stratosphäre. Dort treten im Bereich des sogenannten Strahlstroms Westwinde mit maximalen Geschwindigkeiten bis über 600 km/h auf. Diese kleinräumigen Starkwindgebiete sind nicht nur ein Problem für die Luftfahrt, sondern beeinflussen die Entstehung und Zugbahnen von Tiefdruckgebieten.
Als gegen Ende des Zweiten Weltkrieges amerikanische Langstreckenbomber vom Typ B-29 über den Pazifik nach Japan in für damalige Zeiten ungewöhnlichen Flughöhen um 10 000 Metern flogen, wunderten sich die Piloten, dass sie zeitweise mit extrem starken Gegenwinden zu kämpfen hatten und kaum noch vorankamen. Sie waren auf den Jetstream, zu Deutsch Strahlstrom, gestoßen, dessen Existenz von dem schwedischen Meteorologen Carl-Gustaf Arvid Rossby aufgrund theoretischer Überlegungen vorausgesagt worden war.
In den Tropen gelangt sehr viel mehr Sonnenenergie in die Atmosphäre, als an den Polen. Somit steigt rund um den Äquator feuchtwarme Luft in bis zu 18 Kilometer Höhe, wo dadurch der Luftdruck ansteigt und ein sogenanntes Höhenhoch entsteht. An den Polen ist die Situation genau umgekehrt: Die kalte Luft ist sehr schwer und sammelt sich in den unteren Luftschichten, am Oberrand der Troposphäre, die dort nur etwa 8 Kilometer mächtig ist entsteht somit ein Höhentief.
Da nun die Luft immer vom hohen zum tiefen Druck strömt, möchte diese sich vom Äquator zum Pol bewegen. Da macht ihr jedoch die Erdrotation einen Strich durch die Rechnung, denn diese lenkt die Luftströmung auf der Nordhalbkugel nach rechts ab. Schließlich entstehen so Starkwindgebiete, die im Mittel von West nach Ost ausgerichtet sind. Es gibt den Subtropenjet in etwa 35 Grad nördlicher bzw. südlicher Breite und die noch stärkeren Polarjets, die sich in jeweils etwa 60 Grad um den Globus schlängeln.
Zwischen dem Subtropen- und dem Polarfrontjet der jeweiligen Hemisphäre befindet sich die sogenannte Westwinddrift, in der, wie der Name schon sagt, eine von West nach Ost gerichtete Grundströmung vorherrscht. Meist ist diese jedoch ausgebeult, man spricht von einem mäandrierenden Strömungsmuster.

Diese Grundströmung wurde in den vergangenen Wochen von Hochdruckgebieten über dem Nordatlantik blockiert, die Tiefs mussten weit nach Norden und Süden ausweichen. Starkregen in der Mittelmeerregion sowie Trockenheit hierzulande waren die Folge. Nun stellt sich die Wetterlage grundlegend um und ab Samstag erreichen uns wieder atlantische Tiefausläufer aus Westen. Ein wechselhafter Witterungsabschnitt sorgt nächste Woche wiederholt für Regen, wodurch die Trockenheit etwas gelindert wird.