Zwei Gemälde mit Frauenporträts mit Blumen.

Thüringen Wie Künstler sich von der Blume inspirieren ließen

Stand: 24.05.2025 12:00 Uhr

Die Pracht und die Vergänglichkeit von Blumen faszinieren Künstler bereits seit Jahrhunderten. Im Kunsthaus Meyenburg im thüringischen Nordhausen gibt es nun einen breiten Querschnitt an Werken zu sehen, etwa von Albrecht Dürer, Egon Schiele und Horst Janssen. Mehr als 100 Gemälde, Grafiken, Fotografien und keramische Objekte werden gezeigt. Dabei ergeben sich ganz besondere Beziehungen in der Ausstellung "Durch die Blume…!".

Von Mareike Wiemann, MDR Kulturdesk

Susanne Hinsching ist schon im Blumenfieber: Die Direktorin des Kunsthauses Meyenburg trägt ein schwarzes Shirt voller bunter Blüten. Seit ein paar Monaten beschäftigt sie sich nur noch mit diesem einen Motiv.

Die Idee zur Ausstellung sei ihr durch ein Werk des Grafikers Horst Janssen gekommen. "Das Tagebuch der Amaryllis" zeigt den Werdegang dieser opulenten Blume, von der dicken Knospe bis zum Verfall. "Hier kann man eine Entwicklung sehen. Und das in diesem zeichenhaften Ansatz – das finde ich einfach genial umgesetzt!", sagte Susanne Hinsching MDR KULTUR.

Gemälde hängen an einer Wand.

Den Blumendarstellungen von Zeichner und Grafiker Horst Janssen wird in der Ausstellung ein eigener Raum gewidmet.

Beginn in der Renaissance mit Albrecht Dürer

Das Aufblühen, die Pracht – gefolgt vom Verblühen, der Vergänglichkeit. Dieser Gegensatz fasziniert Künstlerinnen und Künstler schon seit Jahrhunderten. Hinsching zeichnet die Entwicklung nach, natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Sie beginnt mit Blumendarstellungen von Albrecht Dürer.

Es gab zur Zeit der Renaissance eine Art Katalog; jede Blume hatte eine ganz bestimmte Bedeutung.  Susanne Hinsching | Direktorin Kunsthaus Meyenburg

Auf einem Holzschnitt ist ein Ritter auf einem Pferd zu sehen, dahinter ein Landsknecht. Im Vordergrund eine Schwertlilie, zur damaligen Zeit ein Symbol für die Vergebung der Sünden: "Es gab zur Zeit der Renaissance eine Art Katalog, jede Blume hatte eine ganz bestimmte Bedeutung. Hier kann man also selbst versuchen, die Bilder zu entschlüsseln."

Frauen mit Blumen im Kunsthaus Meyenburg

Neben dieser Zeitreise gibt es aber auch Themenräume zu Motiven, auf die Hinsching bei ihrer Sammlungsrecherche besonders oft gestoßen ist. Ein Raum etwa widmet sich Frauenporträts mit Blumen. Hier sind Hinsching ein paar wunderbare kuratorische Kunstgriffe gelungen.

Zwei Gemälde mit Frauenporträts mit Blumen.

Zwei Frauenporträts in der Ausstellung "Durch die Blume…! Blumendarstellungen in der Kunst", die eine besondere Beziehung eingehen.

So findet sich etwa ein Holzschnitt einer Geflügelzüchterin von 1961 neben einem Ölgemälde von 1898, das ein Mädchen am Fenster zeigt. "Auf dem einen Bild ist typischer Sozialistischer Realismus zu sehen", so Hinsching, "und daneben das impressionistische Werk von Eugen Spiro. Ich finde tatsächlich, dass diese beiden Werke irgendetwas verbindet, nicht nur die rote Blume im Haar."

Private Leihgaben machen Ausstellung zu Besonderheit

In der Tat, die beiden porträtierten Frauen sind einander zugewandt, scheinen sich anzuschauen: Eine Beziehung entsteht. Das Werk von Spiro und diverse weitere durfte sich Hinsching aus der Privatsammlung eines anonymen Thüringer Kunstliebhabers ausleihen, ein absoluter Glücksfall, denn so bereichern Werke von Agnes Langenbeck-Zachariae, Christian Rohlfs oder Egon Schiele diese Ausstellung. Von letzterem sind Sonnenblumen zu sehen, in einem Raum, der ausschließlich dieser Gattung gewidmet ist – und der zudem noch einen freien Blick in den Garten des Kunsthauses ermöglicht.

Eine Frau schaut in die Kamera.

Direktorin Susanne Hinsching hat die Ausstellung im Kunsthaus Meyenburg in Nordhausen kuratiert.

In Nordhausen blüht es

Im Garten seien bereits Sonnenblumen angepflanzt worden, erzählt die Kunsthistorikerin, "und da ist jetzt die Hoffnung, dass im Sommer, wenn man rauskommt, die Sonnenblumen blühen werden. Denn die Verbindung nach draußen bietet sich bei dem Thema natürlich an."

So sollte am Ende eines Besuchs dieser Ausstellung unbedingt der Gang vor die Tür stehen. Vielleicht sogar mit Block und Bleistift in der Hand. Im Rahmen der Ausstellung werden Zeichenmaterialien bereit gestellt, und nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene, dürfen hier Erblühendes und Verblühendes zu Papier bringen.

Blumen in einem Garten.

Derzeit blühen Schwertlilien im Garten des Kunsthauses, später sollen Sonnenblumen folgen.

Mehr zur Ausstellung

"Durch die Blume…! Blumendarstellungen in der Kunst" mit mehr als 100 Werken

24. Mai bis 14. September 2025

Kunsthaus Meyenburg
Alexander-Puschkin-Str. 31
99734 Nordhausen

Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag: 10.00 – 17.00 Uhr, Montag geschossen

Zur Vernissage am 24. Mai um 18 Uhr sind alle blumen- und kunstinteressierten Besucherinnen und Besucher herzlich eingeladen.

Quelle: MDR (Mareike Wiemann), redaktionelle Bearbeitung: lk