
Thüringen Wie die Casa Latina die lateinamerikanische Kultur nach Weimar bringt
Mit der Casa Latina hat sich in Weimar ein Verein gegründet, der die lateinamerikanische Kultur nach Deutschland bringt: mit Konzerten, Tanz- und Filmabenden, gemeinsamen Essen und vielem mehr.
Ohne Zweifel: Ihr Temperament ist wilder, als das der Deutschen. "Und ja - wir sind auch lauter. Das gebe ich zu." Karen ist eine der Gründerinnen des neuen Weimarer Vereins "Casa Latina". Ein Verein, der sich dem Kulturaustausch verschrieben hat.
Wir wollen zusammenbringen, was ohnehin schon gemeinsam in einer Stadt lebt, arbeitet und wohnt. Und das sind die Menschen verschiedenster Kulturen. Karen | Mitgründerin des Vereins "Casa Latina"
Verschiedene Kulturen sind es wahrlich, schaut man allein auf die Länder, aus denen die Weimarer Latinos stammen. "Wir haben Menschen aus Chile, Paraguay, Kuba, Argentinien, Mexiko, Spanien und noch einigen anderen Ländern bei uns. Es geht bunt zu."

Schon bei der Gründungsfeier des Vereins kamen viele unterschiedliche Nationalitäten zusammen.
Und wie verständigt man sich? "Am liebsten auf Portuñol, einer Mischung aus Spanisch und Portugiesisch. Aber wir sprechen auch Englisch und natürlich auch Deutsch. Und wenn gar nichts mehr hilft, sind es vor allem bei unseren deutschen Freunden oftmals die Hände und Füße."
Aus Paraguay und Mexiko nach Weimar
Etliche Latinos leben in Partnerschaften mit Deutschen. "Auch bei mir ist es so", sagt Lidio. "Ich habe meine Frau in meiner Heimat Paraguay kennengelernt. Sie hat ein Jahr dort gearbeitet und dann sind wir zusammen nach Deutschland gekommen."
Ich liebe Weimar. Bernabé aus Mexiko |
Auch bei Bernabé war es die Liebe, die ihn erst nach Magdala und wenig später nach Weimar geführt hat. Bernabé stammt aus Mexiko. "Heute wäre es mir zu gefährlich dort zu leben. Vor allem für die Kinder. Ich liebe Weimar." Karen kam zum Studieren nach Nordrhein-Westfalen, verliebte sich und bekam als Chemikerin in Thüringen einen Job.
Südamerikanisches Temperament trifft deutsche Gepflogenheiten
So wie diesen Drei ist es den Meisten gegangen: Job und Familie haben sie nach Thüringen geführt und sie wollen bleiben. "Es ist schön hier. Allerdings kommt in der Tat immer mal wieder ein Funken Heimweh auf." Sie vermissen die Familie - vor allem aber ist es das Wetter. "Wenn es drei Tage am Stück nur regnet und dunkel ist, dann wäre ich gern in Südamerika." Und noch etwas vermisst Karen ein wenig. "Das ist das laut sein und die laute Musik."

Das sonnige Wetter und die Musik aus Südamerika vermissen sie schon mal in Deutschland und wissen sich zu helfen: mit einer Gartenparty.
Auch Lidio kann das nachvollziehen. "Bei mir in Paraguay wird schon 5 Uhr morgens das Radio ganz laut gedreht." Sie wissen inzwischen - so etwas kommt hierzulande nicht immer gut an. Auch überschwängliche Begrüßungen und Küsschen hin und her sind bei manch Einem verpönt. "Das ist nicht schlimm. Im Gegenteil - ein bisschen Distanz ist gar nicht so schlecht."
Bei mir in Paraguay wird schon 5 Uhr morgens das Radio ganz laut gedreht. Lidio aus Paraguay |
Karen hat gern die deutschen Gepflogenheiten gelernt, ihre eigene Kultur jedoch nie vergessen. Im Gegenteil: "Ich möchte sie teilen und etwas davon abgeben."
Ein Treffpunkt für alle Kulturen und Altersgruppen
"Casa Latina" ist ein Ort, an dem sie sich austauschen wollen. Außerhalb der gut funktionierenden Whatsapp-Gruppen und immer wieder organisierten Spontan-Partys wollen sich die Latinos für noch mehr Menschen öffnen. "Wir möchten Veranstaltungen organisieren: Konzerte, Kochkurse, Sprach-Café und Film-Abende. Auch für die Kinder möchten wir ein Programm."
Wir wollen ins Gespräch kommen und uns austauschen - zusammen feiern. Lidio und Mitstreiter |
Bernabé und seine Mitstreiter haben viele Pläne. Die Angebote sollen niederschwellig sein und auch nicht unbedingt etwas kosten. "Wir haben als neu gegründeter Verein auch gar kein Budget. Deshalb ist für die kommenden Wochen auch erst einmal nur eine Radtour entlang der Ilm geplant."

Geburtstagsfeiern in der Casa Latina Weimar finden traditionell mit Pinata statt.
Lidio wünscht sich, dass viele Familien und auch Deutsche daran teilnehmen. "Wir wollen ins Gespräch kommen und uns austauschen - zusammen feiern." Eins ist gewiss: Die Playlist der nächsten Latino-Party wird bunt sein und die Musik ein Quäntchen lauter als gewohnt.
MDR (cm,ask)