Ein Mann hält eine Katze auf dem Arm.

Thüringen Tierschutzverein Nordhausen kämpft um Tierwohl und Finanzierung

Stand: 24.05.2025 19:30 Uhr

Vor einem Monat hat der Tierschutzverein Nordhausen e. V. einen Hilferuf auf ihren Social-Media-Kanälen gepostet. Trotz des großen Engagements hat der Verein Probleme, es fehlt Geld. Finanzielle Unterstützung vom Landkreis gibt es nicht.

Von Benjamin Voßler, MDR THÜRINGEN

Dieses Jahr wird der Tierschutzverein Nordhausen e. V. 35 Jahre alt. Aber nach Feiern ist den Mitgliedern nicht zumute, im Gegenteil. Vor einem Monat haben Sie einen Hilferuf auf ihren Social-Media-Kanälen gepostet. Trotz ihres Engagements hat der Verein Probleme. Im Gegensatz zu anderen Vereinen im Landkreis haben sie noch nie eine finanzielle Unterstützung bekommen. Dabei steht dem Verein das zu. Jetzt schlagen die Mitglieder Alarm.

Vereinsvorsitzender Kevin Schmidt empfängt mich am Vereinshaus des Tierschutzvereins am August-Bebel-Platz in Nordhausen. Das sogenannte "Katzenhaus" ist ein ehemaliges Wohnhaus. Durch seinen rosa Anstrich sticht es schon von weitem ins Auge. Immerhin: Der Verein besitzt das Haus seit 15 Jahren, so muss er zumindest keine Miete zahlen.

Wir sorgen dafür, dass es am Ende weniger Fundtiere gibt, was eine Pflichtaufgabe ist. Kevin Schmidt |

Hier arbeiten 20 Mitglieder ehrenamtlich, 15 weitere Freiwillige helfen in ihrer Freizeit beim Füttern und Pflegen der Tiere. Auf drei Etagen haben aktuell 35 ausgesetzte Katzen und 2 Hasen ihr neues Zuhause gefunden. Die Tiere werden hier gefüttert und medizinisch versorgt. Einmal pro Woche kommt der Tierarzt vorbei und schaut sich die Tiere an.

Ein rosanes Haus an einer Straße.

Das rosa Katzenhaus am August-Bebel-Platz.

Medizinische Versorgung kostet das meiste Geld

Die medizinische Versorgung ist der größte finanzielle Posten. 100.000 Euro gibt der Verein jährlich aus. Der Verein finanziert sich hauptsächlich durch Spenden und Mitgliederbeiträge. Auf Dauer sieht sich der Verein gefährdet, sagt Kevin Schmidt.

Sie probieren immer wieder von der Stadt und vom Landkreis finanzielle Mittel zu bekommen. Im letzten Jahr wurde ein Antrag über 9.000 Euro im Stadtrat abgelehnt. Der Verein wollte davon eine Etage sanieren.

Hygienische Standards müssen eingehalten werden, das kostet viel Geld und wird regelmäßig vom Veterinäramt überprüft. Die Stadt argumentiert, es gäbe keinen Fördertopf, der die Tätigkeit des Vereins beinhaltet. Weder Sport, Kultur noch Umwelt. Diese Töpfe sind doch nicht gottgegeben, sagt Kevin Schmidt. Wenn es einen echten politischen Willen geben würde, würde man eine Möglichkeit finden, auch uns mit Hilfen zu bedenken, so der Vereinsvorsitzende.

Mehrere Katzenbäume in einem Raum.

Katzen im grünen Raum.

Tierschutz ist staatliche Pflichtaufgabe

Tierschutz ist eine staatliche Pflichtaufgabe. Das ist im Artikel 20a des Grundgesetzes verankert. In Nordhausen gibt es ein Tierheim mit hauptamtlichen Mitarbeitern. Dessen Kapazitäten reichen aber nicht aus, jedes herrenlose Tier auf der Straße aufzunehmen.

Der Tierschutzverein Nordhausen e. V. übernimmt dann die Aufnahme und Pflege. Hauptsächlich sind es Katzen, die aufgenommen werden. Kommunen und Gemeinden sind dazu verpflichtet, sich um Fund- und Verwahrtiere zu kümmern.

In einem Unterstand sind mehrere Katzenkörbe. In zwei Körben liegt eine Katze

35 ausgesetzte Katzen haben beim <strong>Tierschutzverein Nordhausen ein neues Zuhause gefunden.</strong>

Wenn ein Tier auf der Straße gefunden wird und kein Eigentümer zugeordnet werden kann, wird es zum Tierheim gebracht, sagt Kevin Schmidt. Doch die haben nicht ausreichend Platz, um alle gefunden Tiere aufzunehmen. Katzen sind keine Wildtiere, sie sind Kulturfolger und domestiziert.

Sie sind aktiv vom Menschen gezüchtet worden und deswegen muss der Mensch sich auch darum kümmern, sagt Kevin Schmidt. Bisher hat der Verein keinerlei Gelder für die medizinische Versorgung und Pflege der Tiere von der Kommune bekommen.

Einen Hoffnungsschimmer haben die Vereinsmitglieder: Landtagsabgeordnete CarolinGerbote (CDU) setzt sich für eine Finanzierung mit Lotto-Mitteln ein. Jedoch dürfen diese nur für Anschaffungen oder Renovierung genutzt werden. Sie dürfen nicht für den laufenden Betrieb eingesetzt werden. So bleibt der Verein auf seinem größten Posten sitzen: die tierärztliche Behandlung.

Ein Mann steht in einem Hinterhof vor Käfigen. Er zeigt auf einen Käfig auf einem Dach.

Kevin Schmidt und die anderen Mitglieder wollen ein Katzendorf schaffen.

Tierschutzverein muss neue Immobilie finden

Langfristig müsse der Tierschutzverein eine neue Immobilie finden. Denn die Lage in der Innenstadt sei für die Tiere ungeeignet. Kevin Schmidt und die anderen Mitglieder wollen ein Katzendorf schaffen. Wo die Tiere sich auch mal freier bewegen können. Kevin Schmidt fände es schön, wenn der Verein bei der Suche nach einem Grundstück aktiv unterstützt werden würde.

Die Vereinsmitglieder fühlen sich vergessen. Er habe immer das Gefühl, wir werden einfach nicht wahrgenommen oder aber man übersieht uns mit Absicht, sagt Kevin Schmidt. Er habe manchmal das Gefühl, sie seien zu nett und machen nicht oft genug auf sich aufmerksam. Und da es jetzt nicht mehr geht, werden sie offensiver. Letztendlich müsse mehr mit der Stadt zusammengearbeitet werden.

MDR (bv/jn)