Das Zentrum von Jena. Die Stadt Jena warnt vor starker Wärmebelastung.

Thüringen Jena setzt auf Hitzeaktionsplan zum Schutz vor immer häufiger werdenden Hitzewellen

Stand: 23.05.2025 15:05 Uhr

Steigende Temperaturen und häufigere Hitzewellen machen auch der Stadt Jena zu schaffen. Als eine der wärmsten Städte Thüringens will sie nun gezielt gegen die gesundheitlichen Auswirkungen extremer Sommerhitze vorgehen.

Von Danielle Haupt, MDR THÜRINGEN

Steigende Temperaturen und häufigere Hitzewellen machen auch der Stadt Jena zu schaffen. Als eine der wärmsten Städte Thüringens will Jena nun gezielt gegen die gesundheitlichen Auswirkungen extremer Sommerhitze vorgehen – und zwar mit einem Hitzeaktionsplan. Am Mittwoch hat der Jenaer Stadtrat dem Plan mehrheitlich zugestimmt.

Was ist ein Hitzeaktionsplan?

Der Hitzeaktionsplan der Stadt Jena zielt darauf ab, besonders gefährdete Gruppen, wie ältere Menschen, Kinder, chronisch Kranke und Schwangere, vor den Gefahren intensiver Hitze zu schützen.

Der 94-seitige Plan wurde in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen, darunter das Thüringer Institut für Nachhaltigkeit und Klimaschutz (ThINK), sowie durch Workshops und Bürgerbeteiligung entwickelt. Insgesamt umfasst er 35 Maßnahmen, die in vier zentrale Handlungsfelder unterteilt sind: Hitzeprävention, Risikokommunikation, Akutmaßnahmen und Monitoring der Wirksamkeit.

Wir haben im Beschluss geschrieben, dass der Hitzeaktionsplan zunächst mit bestehenden Personal- und Haushaltsmitteln umgesetzt wird. Wir werden vorerst kein zusätzliches Personal oder Geld aufwenden. Kathleen Lützkendorf | Klimadezernentin Jena

Der Hitzeaktionsplan soll nach und nach umgesetzt und alle fünf Jahre evaluiert und fortgeschrieben werden. Alle zwei Jahre soll der Stadtrat über den aktuellen Plan berichten und diskutieren. Außerdem soll ein sogenanntes Hitze-Team eingerichtet werden, das sich um die Koordination kümmert.

Jenas Klimadezernentin Kathleen Lützkendorf

Kathleen Lützkendorf ist in Jena Dezernentin für Soziales, Gesundheit, Zuwanderung und Klima.

In einer ersten Phase wird die Stadt personelle und finanzielle Ressourcen für die Umsetzung bereitstellen. "Wir haben im Beschluss geschrieben, dass der Hitzeaktionsplan zunächst mit bestehenden Personal- und Haushaltsmitteln umgesetzt wird. Wir werden vorerst kein zusätzliches Personal oder Geld aufwenden", sagt Jenas Klimadezernentin Kathleen Lützkendorf.

Konkrete Maßnahmen für mehr Schutz

Ein zentraler Bestandteil des Plans sind bauliche Veränderungen und eine stärkere Begrünung der Stadt. So sollen im Stadtzentrum mehr "grüne Oasen" entstehen, etwa durch zusätzliche Bäume und Pflanzen. "Wir wollen gerne stärker entsiegeln und mehr Bäume pflanzen. Wir wollen aber auch kühle Orte schaffen und bekannter machen, also auch sagen: Liebe Leute, in die Bibliothek, das Rathaus oder in Kirchen könnt ihr auch reingehen, um euch abzukühlen", sagt die Klimadezernentin.

Auch der ÖPNV soll angepasst werden. Demnach soll an heißen Tagen darauf geachtet werden, dass die Klimaanlagen angeschaltet sind.

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Als Sofortmaßnahme sollen unter anderem Trinkbrunnen und Wasserzerstäuber gebaut werden, vor allem an belebten Orten wie dem Markt und dem Holzmarkt. Die Stadt will damit nicht nur den direkten Schutz erhöhen, sondern auch langfristig eine hitzesensible Bauleitplanung entwickeln. Da der Ernst-Abbe-Platz als einer der heißesten Plätze des Landes gilt, soll er bis Ende 2027 klimagerecht umgestaltet werden. Mehr Grün, Wasserbecken sowie Sitzgelegenheiten sind geplant. Der Bund hat dafür bereits Fördergelder in Höhe von 6,3 Millionen Euro bewilligt.

Da muss es auch Meldeketten geben. Da kommt auch die Feuerwehr ins Spiel, genauso wie Pflegeheime, Krankenhäuser und Nachbarschaftshilfen. Kathleen Lützkendorf | Klimadezernentin Jena

Darüber hinaus sieht der Plan vor, dass in Schulen, Kitas und Pflegeeinrichtungen unter anderem Sonnensegel installiert werden. Außerdem soll das Wärmebelastungs-Konzept in diesen Einrichtungen erweitert werden. Auch einen Hitze-Notfallplan soll es geben.

Ergänzend dazu wird die Stadt Informationskampagnen starten und Schulungen für Fachkräfte anbieten. Dadurch sollen Kinder, Bewohner und Betreuer besser über die Gesundheitsgefahren durch Hitzewellen aufgeklärt werden. "Wir wollen gern besser an die besonders gefährdeten Gruppen kommunizieren, wenn es einen Aktutfall gibt, zum Beispiel über Soziale Medien und die Presse", so Lützkendorf.

Eine Visualisierung zeigt Bäume und Sprühnebel inmitten des Ernst-Abbe-Platzes in Jena.

Diese Visualisierung zeigt Bäume und Sprühnebel inmitten des Ernst-Abbe-Platzes in Jena.

An akuten Hitzetagen sollen demnach kurzfristige Schutzmaßnahmen greifen, die über das Frühwarnsystem verbreitet werden. "Und da muss es auch Meldeketten geben. Da kommt auch die Feuerwehr ins Spiel, genauso wie Pflegeheime, Krankenhäuser und Nachbarschaftshilfen", erklärt die Dezernentin. Diese Meldeketten sollen schon in diesem Sommer funktionieren und im Ernstfall zuverlässig greifen.

Stadt kauft Wasserzerstäuber, darf ihn aber nicht benutzen

Im Herbst 2023 hat die Stadt Jena einen mobilen Wasserzerstäuber für rund 800 Euro gekauft. Er sollte für Abkühlung an heißen Sommertagen sorgen. Doch der Wasserzerstäuber darf nicht aufgestellt werden. Wie Kathleen Lützkendorf sagte, gibt es in der Innenstadt keinen geeigneten Standort.

Leider ist es so, dass dieses Gerät immer noch Keime enthält. Deshalb können wir das nicht guten Gewissens aufstellen. Kathleen Lützkendorf | Klimadezernentin Jena

Außerdem seien die hygienischen Bedenken zu groß. Das Wasser gelangt auf die Haut, die Lippen und die Schleimhäute. Deshalb müsse es Trinkwasserqualität haben, hieß es. "Leider ist es so, dass dieses Gerät immer noch Keime enthält. Deshalb können wir das nicht guten Gewissens aufstellen. Wir bleiben aber dran. Wir suchen gerade gemeinsam mit dem Kommunalservice Jena nach anderen Geräten und Möglichkeiten, um das zumindest auszuprobieren", so die Dezernentin.

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Stefanie Braune, Pressesprecherin der Stadt sagte dazu, dass die Entscheidung, den Wasserzerstäuber nicht zu nutzen, erst nach dem Kauf des Gerätes gefällt werden konnte. Das liege an einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Nun soll der Fokus auf begrünten Dächern und Fassaden sowie Trinkwasserspendern liegen.

MDR (gh)