Ein verendeter Zwergwal an einem Strand

Schleswig-Holstein Zwergwal vor Sylt: Verendete er in Leinen einer Reuse?

Stand: 05.06.2025 15:25 Uhr

Der Zwergwal, der vor Sylt bei Rantum angespült wurde, war in Fischereigeräten verfangen. Ob das die Todesursache war, wird nun in Jagel untersucht. Laut einem Sylter Biologen spricht viel dafür.

Von Anne Passow

Der auf Sylt (Kreis Nordfriesland) angespülte Wal könnte durch eine Reuse für Taschenkrebse verendet sein. Das sagt Lothar Koch, Biologe auf Sylt, der lange für die Schutzstation Wattenmeer tätig war. "Diese Verhedderung ist so eindeutig, dass ich davon ausgehe, dass der Wal zu 90 Prozent von diesem Fischereigerät erdrosselt wurde", sagte er NDR Schleswig-Holstein. Bekannte von Koch hatten die Reste der Reusen an dem Wal fotografiert und Koch die Fotos zur Verfügung gestellt.

Wal wird in Jagel obduziert

Auch der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH) zieht diese Todesursache in Betracht, sagte ein Sprecher. Am Donnerstag (5.6.) hatten Arbeiter das tote Tier auf Sylt mit einem Radlader in einen Container verladen. Eine Spezialfirma für Tierverwertung brachte den Kadaver dann nach Jagel (Kreis Schleswig-Flensburg) in die Tierkörperbeseitigungsanlage. Ein Team der Tierärztlichen Hochschule Hannover soll dort den toten Wal untersuchen. Unter anderem geht es um die Todesursache. Mit dem Ergebnis wird laut LKN.SH nicht vor nächster Woche gerechnet.

Ein verendeter Zwergwal an einem Strand

Der angespülte Zwergwal war in den Resten einer Reusen verfangen.

Auch andere Todesursachen möglich

"Es besteht auch die relativ unwahrscheinliche Möglichkeit, dass der Wal erst später in diese Leinen hineingeraten ist. das müssen jetzt die Obduktionen zeigen", sagt Biologe Lothar Koch. Todesursachen wie Parasitenbefall, Nahrungsmangel oder Schadstoffbelastung seien auch möglich. "Aber das Foto ist schon ziemlich eindeutig."

Eine Person fotografiert einen Fangkorb für das Fangen von Meerestieren

Diese Reuse wurde bei dem Wal gefunden.

Hinweise auf irische Firma

Dass die Reuse, in die der Wal offenbar verheddert war, eine nordirische ist, fand Koch durch eigene Recherche heraus. "An dieser Box von dem Taschenkrebskorb war eine Kennung dran. Wir konnten feststellen, dass das eine Firma in Nordirland ist, die diese Körbe herstellt", sagt er. "Es könnte durchaus sein, dass der Wal an der Küste Nordirlands da rein geraten ist, dann verendete und über den Ärmelkanal nach Sylt getrieben ist."

Zwergwal von 6,5 Metern Länge

Der Wal war am Mittwochmorgen (4.6.) im Bereich Rantum entdeckt worden. Bei dem Tier handelt es sich laut LKN.SH um einen Zwergwal von etwa 6,5 Metern Länge. Laut der Schutzstation Wattenmeer gelten Zwergwale mittlerweile als einheimische Art - in der Regel werden pro Jahr mehrere tote Tiere angespült.

Ein verendeter Zwergwal in den Dünen von Sylt

Der Zwergwal in den Dünen von Sylt.

"Seit etwa 10 bis 15 Jahren nehmen die Zwergwal-Funde im Wattenmeer zu, möglicherweise wird die Art in der Nordsee etwas häufiger", sagt Rainer Borcherding, Biologe bei der Schutzstation Wattenmeer.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 05.06.2025 | 17:00 Uhr