
Schleswig-Holstein Rattenplage in Kiel nimmt weiter zu: Müll falsch entsorgt
In Gaarden-Ost wird vielerorts der Müll nicht richtig entsorgt, heißt es von der Stadt. Das Resultat: eine massive Rattenplage in dem Kieler Viertel. Eine Lösung lässt bislang allerdings auf sich warten.
Das Rattenproblem im Kieler Stadtteil Gaarden-Ost nimmt weiter zu. Fast die Hälfte der im gesamten Stadtgebiet gemeldeten Rattensichtungen stammen nach Angaben der Stadt aus dem Ostufer-Viertel. Demnach wurden im Jahr 2024 bei Touren des Kieler Abfallwirtschaftsbetriebs (ABK) 245 Rattenmeldungen an Mülltonnen in der Landeshauptstadt registriert - allein 129 davon in Gaarden-Ost.
Müll kann wegen Ratten nicht abgeholt werden
90 Tonnen im Stadtteil wurden im vergangenen Jahr wegen des festgestellten Rattenbefalls nicht vom Grundstück geholt. Die Gefahr für die Mitarbeitenden des ABK sei zu hoch gewesen sei, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Folglich konnte der Müll nicht entsorgt werden. Das Ergebnis waren dann überquellende Tonnen. Bis das Rattenproblem auf dem Grundstück gelöst ist, müssen die Vermieter an Abholtagen dann selbst ihre Tonnen an die Straße räumen.
Ratten sind mittlerweile auch am Tag zu sehen
Die Vorsitzende des Ortsbeirates, Edina Dickhoff (Grüne), bestätigt auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein das massive Rattenproblem in Gaarden-Ost. Vielerorts werde der Müll nicht richtig entsorgt, bemängelt sie, und auch viele Hauseigentümer würden sich nicht darum kümmern. So könnten die Ratten Löcher in die Müllbehälter nagen und an Essensreste kommen. Mittlerweile seien die Nagetiere sogar mitten am Tag im Stadtteil zu sehen, berichtet Dickhoff.
Übliches Rattengift reicht heute nicht mehr aus
Nach Angaben des Kieler Ordnungsamts ist es schwieriger geworden, Rattenplagen zu bekämpfen. Das Immunsysstem der Nagetiere habe sich an das einfache Rattengift aus Baumärkten gewöhnt - heute reiche das Gift deshalb nicht mehr aus. Sogenannte Schlagfallen seien eine Möglichkeit, die Tiere ohne Gift zu töten, so das Ordnungsamt.
Erst wenn diese nicht helfen, kämen Spezialgifte von Schädlingsbekämpfern zum Einsatz. Allerdings fressen die Ratten die Giftköder erst, wenn sich in der Umgebung nicht genügend andere Fressquellen befinden. Abfälle sollten deshalb stets gut verschlossen sein, heißt es von der Stadt.
So kann man sich vor Rattenbefall schützen
- Abfallbehälter fest verschließen
- Müll in die dafür vorgesehenen Behälter entsorgen - nicht daneben
- Gelbe Säcke bis zur Abholung für Ratten unzugänglich lagern
- Speisereste nicht auf dem Kompost, sondern in der Biotonne entsorgen
- Futterquelle für Haustiere und Vögel nicht offen stehen lassen
- Essensreste nicht in der Toilette entsorgen
- Keine Tiere in Parks und auf öffentlichen Plätzen füttern
Quelle: Stadt Kiel
Bisherige Maßnahmen nicht erfolgversprechend
In Kiel wird schon seit Jahren versucht, die Rattenplage in Griff zu kriegen. Doch die ursprüngliche Kampagne "Don't feed rats" zeige bislang mäßigen Erfolg, erklärt Pressesprecherin Kerstin Graupner. Das Müllproblem, vor allem in Gaarden-Ost, sei schlichtweg zu groß. Die Stadtverwaltung versuche auch gemeinsam mit Hauseigentümer, Mietern und den Ortsbeiräten das Problem zu lösen. "Richtig wirksam war allerdings noch nichts", so Graupners Fazit.
Um für mehr Disziplin bei Anwohnenden und Eigentümern zu sorgen, verhängt die Stadt inzwischen Ordnungsgelder für falsch entsorgten und falsch gelagerten Müll.
Müllbeauftragte als Lösung?
Eine mögliche Idee für die Zukunft: "Vorstellbar könnte sein, dass wir Müllbeauftragte in jedem Haus bekommen, die dafür sorgen, dass die Mülltonnen ordnungsgemäß befüllt werden und auch mit den Mietern sprechen." Sie sollen ihren Plänen zufolge darauf achten, dass die Müllplätze sauber bleiben, und eine Art "Müllerziehung" vornehmen. Das müsse allerdings noch mit den Vermietern und Hausgemeinschaften besprochen werden, so Graupner, und sei deshalb bisher nur "Zukunftsmusik".
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 23.05.2025 | 16:30 Uhr