Ein angreifender Goldschakel mit gefletschten Zaehnen

Schleswig-Holstein Nach 93 Schafsrissen auf Sylt: Was passiert mit dem Goldschakal?

Stand: 05.06.2025 09:32 Uhr

Die Zahl der gerissenen Schafe auf Sylt ist laut stellvertretendem Kreisjägermeister mittlerweile auf 93 gestiegen. Dafür verantwortlich: ein Goldschakal. Der darf jetzt geschossen werden.

Von Malin Girolami

78 Lämmer und zwei Mutterschafe hat sie nach eigenen Angaben Ende Mai in drei Nächten verloren - gerissen von einem Goldschakal. Daniela Andersen ist Schäferin auf Sylt und bewirtschaftet den Deich von Morsum bis nach Rantum, insgesamt haben sie und ihr Mann 900 Mutterschafe. Nach der ersten Nacht haben sie sich auf die Lauer gelegt und ihr Mann hat den Goldschakal tatsächlich gesehen, erzählt sie. Die Tiere laufen dort frei herum, sind Teil des Küstenschutzes. Aufgestellte Zäune hat der Goldschakal überwunden.

Seitdem ist die Angst jede Nacht da: "Jeden Morgen steht man auf und denkt, hoffentlich ist nicht schon wieder was." Mittlerweile beklagt auch ein weiterer Schäfer Verluste in der Herde.

Hoffen auf schnelle Abschussgenehmigung

Daniela Andersen erhofft sich jetzt schnelle Hilfe - wenn es darum geht den Goldschakal zu entnehmen, also abzuschießen und auch in Bezug auf den wirtschaftlichen Schaden. Der läge bei 15.000 Euro. Sowohl Umweltminister Tobias Goldschmidt (Bündnis 90/Grüne) als auch der NABU und der BUND SH sprechen sich für eine Ausnahmeregelung aus. Es gehe darum, Schäden an Nutztieren und geschützten Arten abzuwenden, aber auch um die Bedeutung der Deichschäferei für den Küstenschutz, heißt es von Goldschmidt. Am Mittwochabend hat das Landesamt für Umwelt die Allgemeinverfügung dazu erlassen.

Eine nächtliche Schwarzweißaufnahme zeigt einen Goldschakal neben einer Herde Schafe

Der Goldschakal auf Sylt - aufgenommen von Schäferin Daniela Andersen.

Auch die beiden Sylter Naturschutzverbände "Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V." und "Sölring Foriining e.V." unterstützen Goldschmidts Einschätzung und sind dafür, den Goldschakal unter diesen Umständen zu bejagen. Um weiteres Tierleid zu vermeiden und um die Schafherden auf der Insel schnellstmöglich zu schützen, heißt es in einer Pressemitteilung.

Gibt es Alternativen zum Abschuss des Goldschakals?

Aber ist eine "Entnahme" des Tieres durch einen Abschuss dabei die einzige Möglichkeit? Laut dem stellvertretenden Kreisjägermeister Manfred Uekermann ist eine Betäubung durchaus schwierig: "Der Goldschakal ist ja kein Zootier, wo man mit einem Betäubungsgewehr auf wenige Meter rangehen kann."

Ein von einem Tier angegriffenes und verendetes Lamm

Goldschakale töten meist durch einen Biss in den Nacken - oder schütteln das Opfertier zu Tode.

Man könne die Narkose nicht gewährleisten, selbst wenn man auf 50 Meter rankäme. Selbst ein Abschuss sei eine Herausforderung, weil der Goldschakal "sogar bessere Riechorgane habe, als ein Hund." Gleichzeitig sei der Goldschakal nachtaktiv und halte sich vor allem in Deckung auf, also im Schilf - und das alles erschwere die Bedingungen. Uekermann sitzt für die CDU im Landtag ist Mitglied des Umwelt- und Agrarausschusses.

Goldschakale sind in Deutschland sehr selten

Deutschland zählt eigentlich nicht zu den klassischen Verbreitungsgebieten des Goldschakals. Man findet die Tiere eher in Regionen in Südasien bis Südosteuropa. Doch seit einigen Jahren breiten sich Populationen auch bis nach Mitteleuropa aus.

Laut der Landesregierung wurde der Goldschakal in Schleswig-Holstein 2017 zum ersten Mal nachgewiesen, im Kreis Dithmarschen.

Bis Ende Mai 2025 sei insgesamt acht Mal ein Goldschakal im Land nachgewiesen worden. Davon seien sechs in sogenannte Fotofallen getappt, in zwei Fällen hätten sie Nutztiere gerissen.

Zum ersten Mal wurde ein Goldschakal in Deutschland 1997 in Brandenburg gesichtet.

Eine schnelle Lösung wird es nicht geben

Der Goldschakal ist ein guter Jäger, sagt Daniela Andresen, daher ist unklar, wie schnell das Tier geschossen werden kann. Den Deich komplett einzuzäunen, um die Schafe zu schützen, sei auf Grund der Größe des Gebietes nicht möglich, so Andresen. Und selbst wenn - sie glaube, dass der Goldschakal den Zaun überwinden könnte. Eine gute Nachricht gibt es es für die Schäferin immerhin. Der Umweltminister teilte am Mittwoch mit, dass man entschieden habe, den Schaden durch den Goldschakal analog wie beim Wolf zu entschädigen. Wie der Goldschakal nach Sylt kam, dazu gibt es aktuell nur Vermutungen.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 04.06.2025 | 19:30 Uhr