Eine Polizeikelle wird nachts vor einem Streifenwagen in den Verkehr gehalten.

Schleswig-Holstein Grenze zu Dänemark: Nachts unterwegs mit der Bundespolizei

Stand: 24.05.2025 05:00 Uhr

An der deutsch-dänischen Grenzen gibt es 13 Übergänge für den Autoverkehr. Die Bundespolizei kontrolliert die Grenze zu Dänemark regelmäßig. Besonders aufwendig sind Großkontrollen auf der A7.

Von Frank Goldenstein

Die Waffe in der Halterung, das Funkgerät auf der richtigen Frequenz und die gelbe Warnjacke mit der Aufschrift "Polizei" überstreifen - dann kann die Nachtschicht für Michael Schulz und Frank Solterbeck losgehen. Die beiden Bundespolizisten stehen am Autobahn-Rastplatz Ellund direkt an der deutsch-dänischen Grenze. Sie sind eine von zwei Streifen der Bundespolizei-Inspektion Flensburg.

Bundespolizei kontrolliert an der Grenze zu Dänemark auf der A7

Unterstützung bekommen die Flensburger in dieser Nacht von Kollegen aus Mecklenburg-Vorpommern. Neun Einsatzkräfte aus Rostock sind angerückt, um die Großkontrolle zu betreuen. Denn dafür braucht es zwei Einweiser, die entscheiden, wer aus dem fließenden Verkehr herausgezogen wird und dann mehrere 2er-Teams, die diese Fahrzeuge kontrollieren. So stehen an diesem sonnigen, aber windigen Abend knapp 20 Einsatzkräfte direkt an der Grenze.

Dobrindt kündigt schrittweise Ausweitung der Grenzkontrollen an

Vor gut zwei Wochen hatte der neue Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) angekündigt, zusätzliche Kräfte der Bundespolizei an die deutschen Grenzen zu schicken. Sie sollen Asylsuchende zurückweisen und die illegale Migration eindämmen.

Eine weitere Verschärfung, denn bereits im vergangenen September waren die Kontrollen intensiviert worden. Zwischen Mitte September und Anfang Mai hatte die Bundespolizei nach eigenen Angaben an der deutsch-dänischen Grenze 154 Menschen registriert, die unerlaubt einreisen wollten. Zum Vergleich: bundesweit waren es an den Landesgrenzen im gleichen Zeitraum 23.000 Menschen.

Zwei Polizisten stehen neben einem Pkw

Michael Schulz (links) und Frank Solterbeck auf der A7 am Grenzübergang Ellund.

Mobile Kontrollen an der Grenze gegen Schleuserkriminalität

Um 20 Uhr sind alle Vorbereitungen abgeschlossen. Die mobilen Kontrollen wie an diesem Abend in Ellund beginnen. Die Bundespolizei will damit auch die Schleuserkriminalität bekämpfen. "Trotz der Kontrollen steht immer ein steter Verkehrsfluss im Vordergrund. Tägliche Grenzpendler und normale Urlauber sollen möglichst wenig eingeschränkt werden", so der Sprecher der Bundespolizei in Flensburg Hanspeter Schwartz.

Ein geschulter Blick und das richtige Gespür

Die beiden Einweiser stehen mit einer Polizeikelle direkt an der Fahrbahn und inspizieren die vorbeirollenden Fahrzeuge. In wenigen Sekunden entscheiden sie, wer kontrolliert wird und wer weiterfahren darf. "Wir orientieren uns am Kennzeichen, schauen ob Kofferräume oder Ladeflächen einsehbar sind und ob die Personen zu dem jeweiligen Fahrzeug passen. Am Ende ist es auch ein gutes Bauchgefühl, das wir nach all den Jahren haben", erklärt Michael Schulz.

Polizisten mit vielen Jahren Diensterfahrung

Gemeinsam mit Kollege Frank Solterbeck kontrolliert er als erstes einen dunkelblauen Kombi mit dänischem Kennzeichen. Die beiden Bundespolizisten verfügen zusammen über fast 75 Jahre Diensterfahrung. Als erstes lassen sie sich Führerschein und Personalien der beiden im Auto sitzenden Polen aushändigen. Es handelt sich um zwei Männer, die auf dem Weg zurück in ihre Heimat sind. Auch der Blick in den Kofferraum zeigt nichts Auffälliges - nur Werkzeug und Arbeitsmaterial, geringe Mengen, nichts Hochwertiges. Die beiden Männer können ihre Fahrt nach wenigen Minuten fortsetzen.

Grenzüberschreitende Reisebusse sind eine Kontrolle wert

Kurz darauf passiert ein grüner Reisebus die Grenze. Der Bus ist in Kopenhagen gestartet und fährt bis nach Paris. 20 Fahrgäste sitzen im Innenraum. Von jedem einzelnen checken die Bundespolizisten die Personalien und machen eine Abfrage im System. Nur bei einer ukrainischen Frau ist die Aufenthaltskarte abgelaufen. Sie trägt aber ein Schreiben der Ausländerbehörde mit sich und darf damit ebenfalls in die Bundesrepublik einreisen.

Als es gegen 22 Uhr langsam dunkel wird, gehen mehrere meterhohe Lichtmasten entlang der 100 Meter langen Kontrollstelle an. Zwei Kollegen aus der Bundespolizeiabteilung Ratzeburg haben die Beleuchtung bereits am frühen Abend aufgebaut.

Nächtliche Grenzkontrollen ohne große Besonderheiten

Was auffällt: Immer wieder winken die Bundespolizisten nicht einsehbare Sprinter, Fahrzeuge mit Anhänger und Luxusautos mit Überführungskennzeichen raus. Die Nummernschilder verraten: Viele der von der Bundespolizei kontrollierten Fahrzeuge haben Kennzeichen aus Osteuropa, auch Autos aus Skandinavien, Deutschland und den Niederlanden werden von den Polizisten in die Kontrollspur gewunken.

Ein Fahrer wird von der Staatsanwaltschaft gesucht

Die Delikte an diesem Abend sind eher klein: mal ist die Ladung nicht entsprechend gelagert, mal hat ein Fahrer seinen Führerschein nicht dabei. Ein kurzer Anruf bei den dänischen Kollegen reicht und schon ist auch diese Unklarheit beseitigt. Bei einem rumänischen Fahrer macht die Bundespolizei eine Aufenthaltsermittlung. Denn er wird von der Staatsanwaltschaft gesucht. Die Bundespolizei nimmt seine Daten und den aktuellen Wohnort auf und meldet es an die entsprechende Behörde.

Auch Kontrollen am Grenzübergang abseits der Autobahn

Michael Schulz und Frank Solterbeck kontrollieren in dieser Nacht nicht nur auf der A7. Gemeinsam mit einer zivilen Streife sind sie auch auf der Grenzstraße zwischen Ellund und Süderlügum unterwegs. Denn immer wieder nutzen Kriminelle auch die kleinen Grenzübergange abseits der Autobahn.

Zwei Polizisten stehen nachts vor ihrem Streifenwagen

Die beiden Flensburger Bundespolizisten Michael Schulz (links) und Frank Solterbeck auf der B200 am Grenzübergang Kupfermühle.

Schichtende um 4 Uhr morgens

Die letzte Stunde ihrer Schicht verbringen sie am Grenzübergang Kupfermühle-Krusau. Hier fällt noch ein polnischer Wagen mit mehreren E-Rollern im Kofferraum auf. Diese entpuppen sich aber als ältere Modelle und der Fahrer kann Kaufbelege nachweisen. Für Schulz und Solterbeck endet die Schicht um vier Uhr morgens. In der darauffolgenden Nacht sind sie wieder im Einsatz.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 29.05.2025 | 19:30 Uhr