
Schleswig-Holstein Feiertage opfern für die Wirtschaft? Ein Pro und Contra
Kann die wirtschaftliche Situation im Land verbessert werden, wenn einige Feiertage abgeschafft werden? Genau das fordert Moritz Schularick, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft Kiel. Unsere Redaktion diskutiert.
Einen Feiertag abschaffen und stattdessen arbeiten - laut Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln würde so das Bruttoinlandsprodukt um bis zu 8,6 Milliarden Euro steigen. Ein Thema, das auch in Schleswig-Holstein kontrovers diskutiert wird. Für einen Verzicht auf Feiertage ist der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft Moritz Schularick - Kritik kommt vom Sprecher der Nordkirche Dieter Schulz. Und auch in unserer NDR Schleswig-Holstein-Redaktion haben wir das Thema diskutiert. Reporter Moritz Ohlsen würde sofort einen Feiertag hergeben - Reporterin Stella Kennedy hat viele Argumente dagegen.
Pro: EU-weit arbeiten die Deutschen fast am wenigsten
Mit durchschnittlich 30 Tagen Urlaub pro Jahr sind wir Spitzenreiter in Europa. Und laut Eurostat arbeiten wir in Deutschland weniger als Arbeitnehmer in den meisten anderen EU-Ländern. Die Polen zum Beispiel arbeiten pro Woche fünf Stunden mehr als wir. Es gibt nur zwei Länder, in denen noch weniger pro Woche gearbeitet wird als bei uns – Dänemark und die Niederlande. Seit den neunziger Jahren hat die Wochenarbeitszeit bei uns um mehr als vier Stunden abgenommen. Dafür sind wir aber spitze beim Kranksein - 15 bis 18 Mal im Jahr ist der Deutsche durchschnittlich krank.

NDR Reporter Moritz Ohlsen meint, es wäre sinnvoll, Feiertage zu streichen.
Unsere Wirtschaft schwächelt - das Wirtschaftswachstum wird in diesem Jahr gerade mal auf 0,1 Prozent geschätzt. Und trotzdem machen wir mehr Schulden denn je. Ein 500-Milliarden-Sondervermögen muss auch irgendwie bezahlt werden. Das können wir nicht einfach nur in die Zukunft schieben. Das alles sagt mir - wir müssen einfach wieder mehr arbeiten. Allerdings: Ein oder zwei Feiertage abzuschaffen, löst sicher nicht alle Probleme.
Contra: Feiertage bedeuten Erholung und stärken Traditionen
Ich bin gegen die Abschaffung von Feiertagen und zwar aus mehreren Gründen: Erstens bedeutet weniger Erholung eine geringere Produktivität. Erholte Mitarbeiter arbeiten effizienter und Feiertage dienen der Regeneration. Feiertage sind damit kein Luxus, sondern wichtiger Bestandteil unserer Arbeitskultur - sie tragen zur Erholung der Beschäftigten und damit auch zur Produktivität bei.

NDR Autorin Stella Kennedy findet, Feiertage haben viele wichtige Funktionen und sollten bleiben.
Zweitens haben Feiertage eine kulturelle, religiöse und soziale Bedeutung und stärken Traditionen. Durch Feiertage gibt es mehr Zusammenhalt, denn man trifft sich mit der Familie, mit Freunden und tauscht sich aus. Das ist dringend notwendig in unserer immer mehr zersplitternden Gesellschaft. Und drittens profitieren Einzelhandel, Freizeit und Tourismus stark von Feiertagen. Je nach Branche würde ein fehlender Feiertag also nicht die Wirtschaft fördern, sondern sogar das Gegenteil bewirken.
Es gibt meiner Meinung nach viele Alternativen, die Haushaltskasse zu sanieren. Zum Beispiel könnte der Staat Steuer-Schlupflöcher schließen: Besonders bei Großkonzernen und Vermögenden entgehen dem Staat jährlich Milliarden durch legale Steuervermeidung.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 27.05.2025 | 17:00 Uhr