
Schleswig-Holstein Arzttermine bei Spezialisten: Mehrheit würde Hausarzt-Regel annehmen
Wer zu einem Facharzt muss, kann den Arzt theoretisch frei wählen. Eine Mehrheit der Schleswig-Holsteiner würde laut einer Umfrage diese Wahlfreiheit aufgeben, wenn sie dafür schneller einen Termin bekäme.
Ob Kardiologe, Hautarzt oder Orthopäde - bei Fachärzten können Patientinnen und Patienten bisher direkt einen Termin vereinbaren. Laut Koalitionsvertrag will die neue Bundesregierung dieses System jetzt reformieren. Die Idee ist, dass alle Patienten zuerst zum Hausarzt gehen - und dann an einen Facharzt überwiesen werden. Durch dieses Primärversorgungssystem sollen Hausarztpraxen also erste Anlaufstellen werden. So sollen Termine in Facharztpraxen sinnvoller vergeben und Kosten gespart werden.
Für mehr als zwei Drittel der Schleswig-Holsteiner wäre es in Ordnung, von ihrem Hausarzt an einen Facharzt überwiesen zu werden, wenn sie dafür schneller einen Termin bekommen. Das hat eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag der AOK Nordwest ergeben. 27 Prozent der Befragten befürworten die bisherige Regelung.
Diskussion um neu geplantes System der Erstversorgung
Die Ärztekammer Schleswig-Holstein unterstützt eine mögliche Reform, fordert aber Ausnahmen für chronisch Kranke. Die sollten wie bisher direkt zum Facharzt gehen können. Albrecht Schmidt, einer der Patientenombudsmänner im Land, hält es ebenfalls für richtig, dass der Hausarzt zum ersten Ansprechpartner wird. Er hat jedoch Zweifel daran, dass Hausärzte das wirklich leisten könnten. So sieht es auch die Vorsitzende des Ersatzkassenverbandes, Claudia Straub. Denn viele Hausarztpraxen seien jetzt schon am Limit.

Eine Überweisungspflicht könnte das Gesundheitssystem effizienter machen, so die Hoffnung.
Laut Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest, muss die Reform der Primärversorgung kommen: "Wir müssen den Weg des Patienten künftig besser steuern. Ein verbindliches Primärversorgungssystem würde dabei helfen, die zahlreichen doppelten oder überflüssigen Untersuchungen zu stoppen und zu einem effizienteren Einsatz von Beitragsmitteln führen."
Gesetzlich Versicherte fühlen sich bei Terminvergabe benachteiligt
Bisher seien vor allem gesetzlich Versicherte bei der Terminvergabe benachteiligt. Laut forsa-Umfrage gaben 58 Prozent der GKV-Versicherten an, schon einmal bei der Terminvergabe gegenüber Privatversicherten benachteiligt worden zu sein.
Die repräsentative forsa-Umfrage wurde im Auftrag der AOK NordWest durchgeführt. Dabei sind zwischen dem 27. März und 7. April 2025 504 zufällig ausgewählte Personen ab 18 Jahren in Schleswig-Holstein in Kombination von telefonischer Befragung und Online-Erhebung befragt worden.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 26.05.2025 | 13:00 Uhr