Ein ausgebranntes E-Auto in einem Container mit Wasser.

Sachsen-Anhalt Wie Feuerwehren brennende E-Autos löschen wollen

Stand: 17.05.2025 08:19 Uhr

In Deutschland rollen immer mehr Elektroautos, im April schnellten die Zulassungszahlen hoch. Dieser Trend gilt auch für Sachsen-Anhalt. Doch damit nehmen auch Gefahren zu. Feuerwehrleute sorgen sich vor allem um brennende Batterien, die sich alles andere als einfach löschen lassen. Kleinere Wehren in flächenmäßig großen Gebieten könnten solche Einsätze überfordern.

Von André Damm, MDR SACHSEN-ANHALT

Für Kai-Uwe Lohse steht fest, dass Elektro-Autos immer weiter an Fahrt gewinnen. "Je mehr es von diesen Kisten gibt, desto größer ist auch das Risiko, dass es mal brennt", sagt der aus dem Harz stammende Vorsitzende des Feuerwehrverbandes Sachsen-Anhalt. Allerdings sei das für ihn kein Grund, irgendwie nervös zu werden. "Wir leben nicht auf dem Mond und bei E-Fahrzeugen handelt es sich um eine sichere Technologie. Das hat sich inzwischen herausgestellt. Ganz selten steht mal eine Batterie in Flammen".

Für den Fall der Fälle gibt es Lohse zufolge landesweit eine Handlungsempfehlung für die Feuerwehren. Die eingesetzten Kameraden sollen so viel Wasser einsetzen wie nur möglich, denn die oftmals sieben- oder achthundert Kilogramm schweren Batterieblöcke müssen unentwegt gekühlt werden. Danach werden die Fahrzeuge an einen sicheren Ort verbracht. Soweit der Plan.

Für Freiwillige Feuerwehren bleiben viele Fragen

Für Wehrleiter Robby Leuker, der seit vielen Jahren ehrenamtlich in Pretzsch im Landkreis Wittenberg aktiv ist, bleiben da einige Fragen ungeklärt: Was passiert, wenn am Unfallort nicht genügend Wasser vorrätig ist? Wie lange dauert ein Löschvorgang, falls es in der Batterie zu chemischen Reaktionen kommt, die Experten auch als Mini-Explosionen bezeichnen? Muss das E-Fahrzeug in dieser Zeit bewacht werden, damit keine Unbeteiligten gefährdet werden? Und was passiert mit dem verseuchten Wasser?

Zwei Feuerwehrleute stehen vor einem Garagentor.

Feuerwehrleute in Pretsch haben großen Respekt vor brennenden E-Autos.

Die Pretzscher Wehr, erzählt Leuker weiter, musste bisher noch nicht ausrücken, um einen brennenden Stromer zu löschen. Das wiederum führe zu einer gewissen Verunsicherung. Fabian Hanusch, ein junger Feuerwehrmann aus Pretzsch, räumt ein, dass er mit einem komischen Gefühl zu solch einem Einsatz fahren würde. Er fremdelt mit der neuen Technik und das liegt auch an den Fahrzeugherstellern. "Wenn ein E-Auto einen Unfall hatte und noch nicht brennt, kann die Batterie abgeschaltet werden. Doch diesen Trennschalter hat jeder Hersteller woanders verbaut. Da müssten wir uns erst einmal eine Rettungskarte schicken lassen."

Dass die kleine Wehr über keine Elektrohandschuhe verfügt, die eine Spannungsübertragung stoppen würde, wirkt auch nicht motivierend. Dazu kommen noch andere Gefahren, so Hanusch: "Wir haben von dem Problem mit Flusssäure gehört. Die ist wirklich gefährlich." Fluorwasserstoffsäure, auch Flusssäure genannt, ist hochgiftig und zerstört schnell auch tief liegende Gewebeschichten. Sie kann laut Hanseatischer Feuerwehr-Unfallkasse bei Beschädigungen von Lithium-Ionen-Batterien freigesetzt werden.

Lohse: "Müssen Erfahrungen sammeln"

Sachsen-Anhalts Feuerwehr-Verbandschef Lohse kennt all diese Bedenken und offenen Fragen, hat aber auch nicht für alles eine Antwort. "Wir müssen erst einmal unsere Erfahrungen mit der neuen Technologie machen. Dann können wir daraus die nötigen Rückschlüsse ziehen." Doch schon jetzt steht für ihn fest, dass es an zertifizierten Abstellplätzen für beschädigte E-Fahrzeuge mangelt. "Im großen Harzkreis gibt es nur einen. Anderswo in Sachsen-Anhalt wird es ähnlich aussehen. Das ist in der Perspektive viel zu wenig."

Ein ausgebranntes E-Auto in einem Container mit Wasser.

Spezial-Container mit Wasser gefüllt hält Kai-Uwe Lohse für kein sinnvolles Mittel gegen brennende E-Autos.

Spezial-Container an Unglücksorte zu bringen und dann mit 20.000 Liter Wasser zu füllen, wie es der Wittenberger Landrat Christian Tylsch vorschlägt, hält Lohse für abwegig. Das sei viel zu aufwendig und dauere zu lange. Das Löschen von E-Fahrzeugen bleibe jedoch ein heikles Thema, findet der Experte. Er ist aber überzeugt davon, dass die Feuerwehren auch dieses Problem meistern werden. Zwischen den Möglichkeiten einer Berufsfeuerwehr und einer freiwilligen Wehr wolle er dabei nicht unterscheiden. "Wir löschen alle bloß mit Wasser."

MDR (André Damm, Oliver Leiste)