
Sachsen-Anhalt Mehr Kinder in Sachsen-Anhalts Frauenschutzhäusern
In Sachsen-Anhalts Frauenschutzhäusern suchen immer mehr Kinder Schutz vor häuslicher Gewalt. 2024 stieg ihre Zahl erneut – ebenso die Aufenthaltsdauer. Der Landesfrauenrat warnt: Das Personal könnte mit der Entwicklung nicht mehr Schritt halten.
In den Frauenschutzhäusern in Sachsen-Anhalt sind zuletzt deutlich mehr Kinder aufgenommen worden. Nach 565 im Jahr 2023 waren es im vergangenen Jahr 594 Kinder gewesen, wie eine Sprecherin des Landesverwaltungsamts in Halle auf Anfrage mitteilte.
Die Zahl der schutzsuchenden Frauen stieg von 518 auf 523. Darunter waren demnach im vergangenen Jahr 286 nicht deutsche Frauen beziehungsweise Frauen mit Migrationshintergrund. Im Jahr davor waren es 267 gewesen. Durchschnittlich blieben 2024 die Frauen und Kinder 67 Tage in den Einrichtungen und damit einen Tag länger als noch 2023, wie es weiter hieß.
Auslastung der Frauenhäuser steigt an
Die Auslastung der Häuser wurde mit 78 Prozent angegeben. Im Jahr zuvor lag sie bei 75 Prozent. In Sachsen-Anhalt gibt es 19 Frauenhäuser mit insgesamt 117 Schutzplätzen für Frauen und 142 Plätzen für Kinder. Für sie stehen in diesem Jahr laut dem Landesverwaltungsamt Mittel in Höhe von rund 4,2 Millionen Euro zur Verfügung.
Schutz vor körperlicher und psychischer Gewalt
Die Frauen bringen sich und ihre Kinder vor körperlicher und psychischer Gewalt in der Partnerschaft oder in anderen sozialen Beziehungen in Sicherheit. Oft werden sie von den Tätern gesucht und verfolgt. Migrantinnen stehen zudem, je nach Aufenthaltstitel, vor dem Problem, dass sie den Landkreis oder die kreisfreie Stadt nicht verlassen dürfen und somit nicht in andere Bundesländer gehen können, sagte die Vorsitzende des Landesfrauenrats Sachsen-Anhalt, Michelle Angeli. Der Weg könne somit schneller in ein Frauenschutzhaus führen.
Personalbedarf prüfen
Expertinnen gehen zudem davon aus, dass die Aufklärungs- und Beratungsarbeit stärker greift und auch deshalb mehr nichtdeutsche Frauen die Hilfsangebote nutzen.
Die Landesfrauenrats-Vorsitzende sprach sich dafür aus, zu überprüfen, ob das Personal in den Einrichtungen noch dem Bedarf entspricht. Der zeitliche Aufwand bei der Begleitung von Behördengängen mit Dolmetscherleistungen sei deutlich erhöht. Und auch wenn nun mehr Kinder in den Frauenschutzhäusern lebten, müsse geschaut werden, ob die speziellen Begleitkräfte noch reichten.
Zahl der Gewaltdelikte steigt an
In der Statistik der Polizei sind die Fallzahlen häuslicher Gewalt zuletzt weiter gestiegen. Knapp 8.400 Fälle wurden im vergangenen Jahr erfasst nach rund 7.900 im Vorjahr. Das entspricht einem Plus von fast sechs Prozent.
Die Opferzahlen bei der Partnerschaftsgewalt stiegen von etwa 5.600 auf rund 5.700, bei der familiären Gewalt von etwa 2.600 auf 3.000 Betroffene. Es wird zudem von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen.
dpa, MDR (Moritz Arand)