Blick auf ein buntes Modell einer Landschaft mit Türmen, Bäumen und Figuren vor schwarzer Kulisse

Sachsen-Anhalt Kunstausstellung in Halle zeigt Probleme von Bauern früher und heute

Stand: 23.05.2025 03:00 Uhr

Zum 500. Jahrestag des Deutschen Bauernkriegs zeigt das Kunstmuseum Moritzburg in Halle ab Freitag die Ausstellung "Planetarische Bauern". 30 internationale Künstlerinnen und Künstler setzen sich darin mit globaler Landwirtschaft, bäuerlichem Alltag und sozialen Fragen auseinander – damals wie heute. Die Schau ist eine Kooperation der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt und Werkleitz.

Von Sandra Meyer, MDR Kulturdesk

Im Kunstmuseum Moritzburg in Halle ist ab sofort die Ausstellung "Planetarische Bauern – Landwirtschaft. Kunst. Revolution" zu sehen. Wie Museumsdirektor Thomas Bauer-Friedrich MDR KULTUR sagte, widmet sich die Schau der Rolle der Bauern und der Bedeutung der Landwirtschaft im globalen Kontext – betrachtet durch die Augen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler.

Dabei gehe es nicht nur um landwirtschaftliche Themen, sondern auch um größere ökologische und gesellschaftliche Zusammenhänge. Die Ausstellung untersuche, wie menschliches Handeln die Umwelt und das Ökosystem des Planeten Erde beeinflusse. "Es geht um die Frage, wie hängt alles miteinander zusammen?", so Bauer-Friedrich.

Kunstmuseum Halle zeigt Landwirtschaft im Wandel

Ein zentrales Werk der Ausstellung ist nach Aussage des Museumsdirektors die Arbeit der polnischen Künstlerin Iza Tarasewicz. In ihrer Installation "Ruinen und Versprechen" steigt ein alter Handkarren in die Höhe – und oben hängt ein Satellit. Für Bauer-Friedrich symbolisiert das den Wandel von der händischen zur digital gesteuerten Landwirtschaft.

ein Metallkarren steht in einem Ausstellungsraum, dahinter ein großformatiges Bild von einem Satelliten auf hellem Grund

In Iza Tarasewicz’ Installation schwebt ein alter Handkarren in Richtung eines Satelliten.

"Wenn digitale Ströme zusammenbrechen, funktioniert die Landwirtschaft in Gänze oder ein Teil nicht mehr", erklärte er. Das könne direkte Folgen für die Gesellschaft haben, etwa wenn Nahrungsmittel plötzlich nicht mehr verfügbar seien.

500 Jahre Bauernkrieg als Ausgangspunkt

Insgesamt sind rund 30 internationale Positionen in der Moritzburg zu sehen. Ausgangspunkt für die Schau war der Bauernkrieg vor 500 Jahren. Die Künstlerinnen und Künstler waren im Vorfeld eingeladen, das historische Terrain zu bereisen – und die Eindrücke sind teils in ihre Arbeiten eingeflossen.

Die Künstlerin Alice Creischer etwa hat angelehnt an Karl Marx' Fragebogen für Arbeiterinnen im Mansfelder Land Bäuerinnen nach ihren Lebens- und Produktionsbedingungen befragt. Aus den Antworten hat sie Gedichte verfasst, die sie auf DIN-A3-Bögen präsentiert.

Harz bis USA: Ausstellung blickt über Kontinente

Auch die spanische Konzeptkünstlerin Lara Almarcegui widmet sich mit ihrer Arbeit "Die Halden aus Deutschland" dem Landstrich Mansfeld-Südharz. Mit einer mehrere Meter langen Liste dokumentiert sie die Albraumhalden in der Region – inklusive Volumenangaben. Kurator Daniel Hermann erläuterte, daraus lasse sich ableiten, welche Flächen entstehen würden, wenn man das Material verteile, schichte oder verdichte. Ein Beispiel sei die "Hohe Linde bei Sangerhausen".

Blick in einen Ausstellungsraum: An einer weißen Wand hängen Bilder von Landschaften

Die Ausstellung "Planerarische Bauern" zeigt rund 30 künstlerische Positionen.

Die Arbeit hinterfragt auf kritische Weise die Verwertungslogik von Böden – ein Thema, das auch der in Köln lebende Filmemacher Viktor Brim mit seinem Blick auf trockengelegte Salzseen in den USA aufgreift. Der Künstler sagte MDR KULTUR, ihn interessiere, wie Landschaften durch industrielle und wirtschaftliche Zwecke in operative Zonen eingeteilt werden. Diese Einteilungen überdauerten oft Generationen und vermischten sich mit geologischen Prozessen, die Millionen Jahre alt seien, so Brim. In einem Raum, der in grünes und rotes Licht getaucht ist, zeigt Brim seine Filme zum Salzabbau.

Industriegeschichte zwischen Salz und Zucker

Um Zucker hingegen geht es in der Arbeit von Ilona Németh, die mit einem Wandteppich und Fotografien den Niedergang der slowakischen Zuckerindustrie thematisiert. Laut Kurator Daniel Herrmann richtet die Künstlerin den Blick auf die Region und fragt, was passiert, wenn eine Industrie komplett zusammenbricht oder verlagert wird.

"Sie befragt Leute, die in dieser Industrie noch bis in die frühen 1990er-Jahre hinein gearbeitet haben. Und dazu gibt es Videos mit lokalen Interviewpartnerin und auch Fotomaterial aus Archiven", erklärte Herrmann.

Blick in einen Ausstellungsraum mit großformatigen Fotos, eines zeigt drei Schornsteine und Rauchwolken bei einer Sprengung

Ilona Németh dokumentiert mit Wandteppich, Archivfotos und Interviews den Niedergang der slowakischen Zuckerindustrie.

Filme, Konzerte und Führungen in ganz Halle

So gibt es in der Ausstellung immer wieder Zusammenhänge, die man entdecken kann, die manch einem aber vielleicht auch verschlossen bleiben. Denn wie schon der Titel "Planetarische Bauern", werfen auch die meist konzeptuellen Werke mehr Fragen auf, als sie beantworten.

Deshalb gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm: Texte, Führungen, Diskussionen, Konzerte, Filme und Performances sollen Hintergrundinformationen liefern und vor allem zum Gespräch anregen. Und das nicht nur im Museum, sondern als Kooperation mit dem Werkleitzfestival überall in der Stadt.

Weitere Informationen zu Adresse, Öffnungszeiten und Eintritt

"Planetarische Bauern"
Sonderausstellung vom 23. Mai bis zum 14. September 2025
Eröffnung am 22. Mai 2025

Adresse:
Kunstmuseum Moritzburg Halle
Friedemann-Bach-Platz 5, 06108 Halle (Saale)

Öffnungszeiten:
Montag, Dienstag, Donnerstag bis Sonntag und Feiertage: 10 bis 18 Uhr
Mittwoch geschlossen

Eintritt:
15 Euro, 10 Euro ermäßigt

Die Ausstellung ist Teil der dezentralen Landesausstellung Gerechtigkeyt 1525.

Redaktionelle Bearbeitung: vp