Museumsleiterin Trisha Cisielskie steht neben einem Regal und hält einen länglichen Gegenstand in den Händen

Sachsen-Anhalt Aschersleben: Städtisches Museum platzt aus allen Nähten

Stand: 19.05.2025 04:00 Uhr

Das Städtische Museum in Aschersleben steht, wie viele Museen in Sachsen-Anhalt, vor einem Platzproblem: Das Depot, in dem sowohl moderne Gemälde als auch ur- und frühgeschichtliche Exponate lagern, ist überfüllt – und der Bestand wächst stetig weiter. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, plant das Museum nach 70 Jahren am Marktplatz einen Umzug in ein größeres Gebäude. Im Zuge dessen soll auch die Dauerausstellung grundlegend modernisiert und neu konzipiert werden.

Von Carolin Büscher, MDR Kulturdesk

Auf 100 Quadratmetern wird im kleinen Aschersleben Stadtgeschichte erzählt: Die prächtigsten oder interessantesten Stücke sind im Städtischen Museum prominent platziert. Die Museumsleiterin Trisha Cisielskie sagte MDR KULTUR, dass Objekte ausgestellt würden, die am meisten Aussagekraft besäßen oder am besten erhalten seien. Dabei sei das, was für die Besucherinnen und Besucher sichtbar ist, nur ein Bruchteil der eigentlichen Sammlung.

Ausstellungsobjekte im Städtischen Museum Aschersleben

Nur ein Bruchteil der eigentlichen Sammlung wird im Städtischen Museum Aschersleben präsentiert.

"Wir haben 35.000 bis 40.000 Objekte hier im Haus. Ganz heterogen, also verschiedenste Sammlungsgruppen. Das sind ur- und frühgeschichtliche Gegenstände. Das sind aber auch Gegenstände wie Rasierer oder Kartenspiele. Alles im besten Falle mit Bezug zu Aschersleben", erläutert die Museumsleiterin.

Objekte im Depot des Museums nicht geschützt

Über die Jahre ist die Sammlung des Städtischen Museums immer größer geworden: Oft durch Nachlässe oder auch Zufallsfunde bei Grabungsarbeiten. Objekte, die historisch interessant sein könnten, kommen dann erstmal zu Trisha Cisielskie ins Museum. Aber nicht jedes Objekt kann direkt zu einer Ausstellung beitragen. Wenn es nicht genauer erforscht oder weniger repräsentativ ist als andere, kommt es ins Depot – ein paar enge, staubige Räume im Zwischengeschoss.

Museumsleiterin Trisha Cisielskie steht neben einem Regal und hält einen länglichen Gegenstand in den Händen

Auch eine Mammut-Strähne findet sich im übervollen Depot des Städtischen Museums Aschersleben.

Dort lagern Gemälde neben Tongefäßen, Schädel neben Leuchtern und einer Mammutsträhne. Eine beeindruckende Fundgrube – die jedoch überquillt.

Die Regale und Schränke seien voll, es stehe viel herum und kaum ein Objekt sei richtig verpackt, also auch nicht vor Staub, klimatischen Bedingungen oder Schädlingen geschützt. "Das ist schon etwas, was einem Bauchschmerzen bereitet. Das sollte eigentlich nicht so sein", betont Trisha Cisielskie.

Blick ins Depot im Museum Städtischen Aschersleben, eine Regal mit Tongefäßen

Der Stauraum fehlt: Im Depot des Museums Aschersleben lagern viele Objekte – oft nicht richtig geschützt.

Vielen Museen in Sachsen-Anhalt fehlt Stauraum

Damit ist das Städtische Museum Aschersleben nicht allein. Eine Befragung des Museumsverbandes Sachsen-Anhalts ergab vor Kurzem, dass die allermeisten Häuser zu wenig Stauraum haben – von den Lagerbedingungen mal ganz abgesehen. Luisa Töpel hat das Museum in Aschersleben früher geleitet, nun ist sie Geschäftsführerin des Museumsverbandes – und kennt die prekäre Lage.

Die meisten Depots sind bis zu 100 Prozent und darüber hinaus ausgelastet. Luisa Töpel, Museumsverband Sachsen-Anhalt |

"Die meisten Depots sind bis zu 100 Prozent und darüber hinaus ausgelastet", sagt Luisa Töpel. Natürlich frage man sich, wie in den Depots Platz geschaffen werden könne. Die wenigsten Museen könnten einfach sagen: "Wir planen jetzt einen Depot-Neubau."

Die Museen müssten mit dem Platz auskommen, den sie haben. "Da bietet das Entsammeln eine Möglichkeit. Das heißt letztendlich, sich auf qualifizierten Wegen und mit einer Strategie von Museumsobjekten zu trennen, die nicht mehr in das Profil des Hauses passen."

Ein Regal mit verschiedenen Objketen im Depot des Städtischen Museums

Übervolle Depots sind in vielen Museen in Sachsen-Anhalt ein Problem.

Damit ein Museum seinem Profil folgen kann, braucht dieses allerdings auch ein Sammlungskonzept – das viele kleinere Häuser gar nicht ausformuliert haben. Denn: Dafür braucht es Zeit, Personal und dann viel Aussortieren.

Städtisches Museum Aschersleben plant Umzug

Das Museum Aschersleben hat dafür nun zumindest die Grundlagen geschaffen – und mit Unterstützung des Museumsverbandes ein Sammlungskonzept erstellt. Und: Es gibt eine zusätzliche Chance, an neuen Platz zu kommen. Nach 70 Jahren am Marktplatz ist ein Standortwechsel geplant.

Das Städtischen Museums Aschersleben, ein zweistöckiges haus mit roter fassade

Das Städtische Museum Aschersleben plant einen Standortwechsel.

Man will die Ausstellung modernisieren, wobei die Aschersleber in Entscheidungen eingebunden werden sollen. "Wir schauen, wie wir die Ausstellung so gestalten können, dass sie den Faktor 'Das ist mein Museum' beibehält, aber auch modernen wissenschaftlichen Standards genügt. Da wird es aber auch noch Befragungen geben, damit wir nicht einfach überstülpen", erläutert Leiterin Cisielskie.

DIe Leiterin des Städtischen Museums Aschersleben Trisha Cisielskie steht hinter einem riesigen Horn

Leiterin Trisha Cisielskie will die Menschen in Aschersleben bei der Neugestaltung des Museums einbeziehen.

Momentan hofft das Museum auf den Umzug in ein ehemaliges Postgebäude. Dort gebe es größere und klimatisierte Depot-Räume – und zusätzlich die Chance auf Barrierefreiheit und noch mehr Museumspädagogik.

Redaktionelle Bearbeitung: lig