
Sachsen "Zweifelhafte Entscheidungen": Helios-Klinikum in Schkeuditz schließt überraschend
Ein wesentliches Ziel der Krankenhausreform ist es, die Behandlungsqualität für die Patienten zu verbessern, indem nicht mehr jede Klinik alles machen darf. Doch für Betroffene bedeutet das weitere Wege. Auch im Landkreis Nordsachsen gibt es bald ein Krankenhaus weniger. Das Helios-Klinikum Schkeuditz schließt überraschend in dieser Woche. Was sind die Gründe dafür sind und was bedeutet das für die Patienten?
Es ist eine Schließung mit Ansage, Gerüchte gab es schon länger. Doch der letzte Schritt kam für die Belegschaft laut Betriebsrat doch überraschend, als die Geschäftsführung am Montag bekannt gab: Das Helios-Klinikum in Schkeuditz wird in dieser Woche endgültig geschlossen. Eine Kliniksprecherin sagte, der operative Betrieb werde spätestens zum 31. Mai vorerst eingestellt. Bis zum heutigen Mittwoch sollten die stationären Bereiche von der Versorgung abgemeldet werden.
Die aktuell noch zwölf stationären Patientinnen und Patienten würden entlassen oder an den Standort Leipzig verlegt. Geplante Operationen sollen an das Park-Klinikum oder an das Herzzentrum in Leipzig vermittelt werden. Zuerst hatte die Leipziger Volkszeitung berichtet.
Betriebsrat: Konglomerat aus zweifelhaften Entscheidungen
Betriebsratsvorsitzender Sirko Rabe nennt im Gespräch mit MDR SACHSEN verschiedene Gründe für die Schließung des 150-Betten-Hauses. So gebe es seit einigen Jahren Personalprobleme und gleichzeitig weniger Patienten. Seit Ende 2023 ist die Gynäkologie und die Geburtenstation in Schkeuditz bereits geschlossen. "Es ist ein großes Konglomerat aus zweifelhaften Entscheidungen der Geschäftsführung, aus zweifelhaften Entscheidungen der Politik im Großen, in der Pflege und Gesundheitsreform, auch in der Krankenhausreform, vor allen Dingen und zusätzlich aus zweifelhaften Entscheidungen oder Untätigkeit der Kommunalpolitik."
Den rund 200 Mitarbeitern sollen laut Kliniksprecherin Luisa Winkler Übernahmeangebote für andere Helios-Kliniken in der Region gemacht werden. Infrage kommen dafür neben Leipzig auch die Standorte Köthen oder Leisnig. Kündigungen oder Sozialpläne gibt es laut Geschäftsführung nicht. Sie spricht bislang auch von der Stilllegung des Betriebs.
Betreiber Helios konzentriert sich auf Leipzig
Kliniksprecherin Luisa Winkler führt auch die Krankenhausreform ins Feld. Wie sie auf Anfrage von MDR SACHSEN mitteilte, werden Leistungen und Kompetenzen künftig an den Helios-Kliniken in Leipzig konzentriert. "Dies ist die beste Option für die Krankenhausstruktur in der Region und folgt schon jetzt den Zielen der geplanten Krankenhausreform," teilte der Helioskonzern mit. Der Fokus liege auf der Zentralisierung komplexer medizinischer Leistungen.
Längere Wege für Patienten
Für Menschen in Schkeuditz, die sich klinisch behandeln lassen müssen, bedeutet die Schließung längere Wege. Sie müssen künftig nach Leipzig oder in eines der umliegenden Medizinzentren. Was die Schließung der Notfallambulanz für die Versorgung bedeute, erklärt die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende und Krankenschwester Simone Böhm:
"Wir haben hier drei Pflegeheime in der Umgebung, die regelmäßig uns die alten Herrschaften hierher gebracht haben. Die holen die Leute aus den Pflegeheimen ab, fahren die ins Sankt Georg, warten dort eine Stunde, dass sie den Patienten in der Notfallambulanz unterkriegen. Dort lag die Patientin zwölf Stunden, dann hat man sie untersucht und nachts wieder ins Pflegeheim geschickt." Die Qualität der Versorgung gehe damit verloren und könne nicht funktionieren.

Für Patienten bedeutet die Schließung der Helios-Klinik in Schkeuditz längere Wege. Auch Mitarbeiter müssen künftig weiter fahren, wenn sie bei dem Unternehmen beschäftigt bleiben. (Symbolbild)
Bürgermeister von Schkeuditz verärgert
Der Schkeuditzer Oberbürgermeister Rayk Bergner (CDU), der sich für den Erhalt des Standortes eingesetzt hatte, zeigte sich im Gespräch mit MDR SACHSEN über die Schließung verärgert: "Wir bekommen keinen Kinderarzt, wir bekommen die Klinik gestrichen." Eine Klinik in der eigenen Stadt sei eine wichtige Sache. "Die geht nun flöten und das macht mich ein Stück weit wütend."
Bergner habe sich den Erhalt des Stadtkrankenhauses gewünscht und hatte gehofft, "dass in dem vergangenen kritischen Jahr alle Akteure – Klinikbetreiber, KVS, Freistaat und wir als Stadt – an einem Tisch zusammenkommen, um die Lage lösungsorientiert zu erörtern." Das sei leider nicht gelungen.
MDR (kbe/lwo/hen/wim)