
Sachsen Keine historische Brücke: Stadt Dresden will schnellen Ersatzneubau für Carolabrücke
Nach dem Teileinsturz der Carolabrücke hat die Stadt Dresden ihre Pläne für eine neue Brücke konkretisiert. Bei einer Bürgerversammlung wurden Fragen beantwortet. Die Stadt bevorzugt einen Ersatzneubau ohne Extras.
Dresden soll an Stelle der eingestürzten Carolabrücke rasch Ersatz bekommen. Wie Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) auf einer Bürgerversammlung im Rathaus am Montag sagte, will die Stadt zeitnah bauen. Angestrebt wird demnach ein Ersatzneubau ohne ein langwieriges Planfeststellungsverfahren. Dafür müsste die Stadt rund 140 Millionen Euro zahlen. Hinzu kämen 15 Millionen Euro für eine neue Fernwärmeleitung des Versorgers Sachsenenergie.

Die Carolabrücke in Dresden wird nach ihrem Teileinsturz im September 2024 derzeit abgerissen.
Bürgermeister: Spielräume bei Neubau möglich
Kühn zufolge kann eine gleichartige neue Carolabrücke bis zu sechs Jahren früher fertiggestellt werden. Zudem würde diese Vorgehensweise Geld sparen. Nach den Plänen der Stadt kostet diese Variante mindestens 30 Millionen Euro weniger als mit einem Genehmigungsverfahren oder mit dem Bau einer Behelfsbrücke.
"Auch der Ersatzneubau lässt Spielräume zu", betonte Kühn. Man könne die neue Brücke verkleinern oder verbeitern, Radwege ändern oder mit einem anderen Material bauen.
Ich finde, man sollte für den Verkehr bauen, den man haben möchte: Radverkehr, Fußverkehr und ÖPNV! Fabian Schmiedt | Dresdner
Im Vorfeld hatte etwa der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) eine Brücke mit zwei statt vier Fahrspuren ins Spiel gebracht. Einer der anwesenden Bürger, Fabian Schmiedt, sagte MDR SACHSEN, es sei wichtig, dass der ÖPNV leistungsfähig bleibe. "Ich finde, man sollte für den Verkehr bauen, den man haben möchte: Radverkehr, Fußverkehr und ÖPNV!"
Stadt gegen historische Brücke
Kühn nannte einem Fragesteller kein konkretes Datum für die Fertigstellung. Man wolle 2027 ins Bauen kommen. Die Bauzeit betrage etwa zwei bis zweieinhalb Jahre. Andere Wortmeldungen verlangten ein barockes Aussehen, eine Verblendung mit Sandstein oder einen "Carolabrücken-Cent" von jedem Touristen. Die Straßenbauamtsleiterin Simone Prüfer und Kühn betonten, dass es keine historische Brücke geben wird. Auch weil das Schifffahrtsamt keine zusätzlichen Brückenpfeiler in der Elbe dulde.
Sebastian Müller-Lißner, einer der anwesenden Bürger sagte, es gebe viele gute Gründe, die für einen historischen Wiederaufbau sprächen. "Leider hat man hier den Eindruck, dass das weggebügelt wird."
"Man sollte nicht auf die Vergangenheit schauen. Die Baukultur entwickelt sich weiter", meint dazu Baubürgermeister Kühn.
Man sollte nicht auf die Vergangenheit schauen. Die Baukultur entwickelt sich weiter. Stephan Kühn (Bündnis 90/Grüne) | Bürgermeister für Bau und Verkehr in Dresden
Vor der Sommerpause soll der Stadtrat in Dresden am 19. Juni nun eine Grundsatzentscheidung zum Bauverfahren für die neue Elbquerung treffen. Erst danach können die Ausschreibungen beginnen, so Prüfer.
MDR (wim)