
Sachsen Andris Nelsons begeistert mit Schostakowitsch Oper in Leipzig
Das Schostakowitsch Festival Leipzig holt noch bis zum 1. Juni 2025 große Namen der Klassikszene auf die Bühne. Am Sonntag präsentierte die Oper Leipzig Schostakowitschs "Lady Macbeth in Mzensk" in Festival-Besetzung. Dabei stand Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons erstmals im Orchestergraben der Oper. Die "Lady Macbeth" wurde nach dem großem Erfolg im vergangenen Jahr für das Festival wiederaufgenommen – und sorgte für viel Begeisterung.
- Am Sonntagabend feierte die Oper "Lady Macbeth" ihre Aufführung an der Oper Leipzig zum Schostakowitsch Festival.
- Zum ersten Mal stand Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons im Orchestergraben der Oper.
- Vor allem der Sänger Dmitry Belosselskiy überzeugte mit seiner Rolle als Boris.
Andris Nelsons und die Oper – das war schon 2016 ein großes Versprechen, als er auf dem Grünen Hügel von Bayreuth die Oper "Parsifal" von Richard Wagner dirigieren sollte. Nach einem Eklat während der Proben verschwand Nelsons schnell wieder.
Seither macht der Lette sich als Operndirigent rar und fokussiert sich lieber auf Symphonisches. Wenn er eine Oper dirigiert, dann sind es zumeist konzertante Aufführungen.
Oper "Lady Macbeth" bereits als CD eingespielt
So hielt er es auch mit der "Lady Macbeth von Mzensk". Diese stellte Nelsons bereits im Tanglewood-Center in Massachusetts, USA mit seinem Boston Symphony Orchestra vor. Seit 2014 ist er dort Chefdirigent und spielte die Oper auf CD ein: neben sämtlichen Sinfonien, Solo-Konzerten und Bühnenmusiken Schostakowitschs.

Für die Opernfassung in Leipzig arbeitete Nelsons mit Kristine Opolais (links) und Pavel Černoch (rechts) zusammen.
Eine gewaltige Werkschau wurde das, die Nelsons und die Bostoner Symphoniker auf 19 CDs bannten und die kürzlich erst bei der Deutschen Grammophon herauskam.
Andris Nelsons erstmals im Orchestergraben
In Leipzig nun stieg der Gewandhauskapellmeister nicht nur erstmals in den Graben der Oper, sondern auch in eine Produktion ein, die bereits im Mai 2024 ihre Premiere feierte und nun in der Wiederaufnahme an der Oper aufgeführt wurde.
Die Herausforderung bestand zudem darin, binnen kürzester Zeit mit Gästen wie Kristine Opolais, Pavel Černoch oder Dmitry Belosselskiy ein großes Ganzes zu schaffen. Das gelang Nelsons auf ganz eigene Weise.
Intensive Beschäftigung mit Schostakowitsch
Nach zehn Jahren intensiver Befassung mit dem Oeuvre von Dmitri Schostakowitsch hat Andris Nelsons dessen Musiksprache tief und empathisch im Angang durchdrungen. Er kann meisterhaft Crescendi bauen, die Lautstärke eines Orchesters also schier unbegrenzt steigern, um dann wieder beinah unhörbar-leise Stellen zu zaubern.
Das alles mit einem herrlich-üppig besetzten Gewandhausorchester, plus geteilter Blaskapelle, die aus beiden Logen der Oper spielt. Das tanzt und jubelt, trällert, trommelt und plärrt, geht zuweilen auch bis an die akustische Schmerzgrenze.

Die Inszenierung der "Lady Macbeth" ist mit Gewandhauschor und -orchester groß besetzt.
Am Ende aber sind es die tieftragischen Momente – das Scheitern einer Liebe oder die schreiende Niedertracht, mit der Menschen Menschen zuweilen behandeln, – die hängen bleiben. Diese Kontraste schärft Nelsons ungemein, geht dabei punktuell so bedächtig vor, dass der dramatische Fluss zu stocken scheint.
Hochbesetzte Aufführung in Leipzig
Die extra für das Schostakowitsch Festival Leipzig engagierten Sänger sorgten für eine ausverkaufte Oper und eine Prise Star-Feeling. Kristine Opolais zum Beispiel: Für die Ex-Ehefrau des Dirigenten Andris Nelsons ist die Katerina eine Herzensangelegenheit, das spürt man. Diese Sopranistin gibt in jeder Vorstellung alles, auch wenn sie nicht mehr über jeden Spitzenton restlos erhaben ist.

Sopranistin Kristine Opolais bringt als Katerina starke Emotionen auf die Bühne.
Pavel Černoch macht als ihr Geliebter Sergej Bella Figura und ist sehr dankbar, mal nicht den romantischen Tenor-Lover, sondern eine Figur mit Schattenseiten verkörpern zu können.
Dmitry Belosselskiy überzeugt als Boris
Star des Abends war Dmitry Belosselskiy: Als Schwiegervater Boris grenzenlos unsympathisch, als Bass kaum zu schlagen – solch einen Sänger wünscht man sich in jedem Ensemble.

Er ist für Kritikerin Bettina Volksdorf der Star der Aufführung: der Bass Dmitry Belosselskiy.
Dieser Abend ist nicht zuletzt aufgrund der vielen, zu besetzenden Partien eine Ensembleleistung. Insofern Hochachtung vor dem, was Dan Karlström, Ivo Stanchev, Nora Steuerwald, Franz Xaver Schlecht, Matthias Stier sowie Chor und Zusatzchor in der Einstudierung von Thomas Eitler de Lint am Sonntagabend geleistet haben.
Quelle: MDR KULTUR (Bettina Volksdorf), redaktionelle Bearbeitung: gw
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"Lady Macbeth von Mzensk" von Dmitri Schostakowitsch
Oper in vier Akten
- Libretto von Alexander G. Preis und vom Komponisten nach der gleichnamigen Erzählung von Nikolaj S. Leskow
- in russischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
- Länge ca. 3 Stunden und 15 Minuten
Weitere Aufführung an der Oper Leipzig
- 29. Mai um 17 Uhr im Opernhaus
- Die Vorstellung ist ausverkauft
Adresse
Oper Leipzig
Augustusplatz 12
04109 Leipzig