
Sachsen Das macht das "a cappella"-Festival in Leipzig besonders
In Leipzig startet heute das 25. Internationale Festival für Vokalmusik. Von Alter Musik über A cappella-Comedy bis Heavy Metal reicht das Spektrum bei elf Konzerten und einem Nachwuchswettbewerb. Bis 7. Juni gehen die Auftritte in Gewandhaus, Leipziger Kirchen oder Kupfersaal über die Bühne. Das Leipziger Ensemble "Amarcord" hat sich das Festival einst selbst zum Geschenk gemacht, um die vielen Facetten der menschlichen Stimme zu feiern.
- In Leipzig beginnt heute das "a cappella"-Festival, das bis zum 7. Juni stattfindet.
- Die musikalische Bandbreite reicht von mittelalterlichen Gesängen bis zu Heavy Metal.
- Neben der Nachwuchsförderung soll das Festival auch der internationalen Verständigung dienen.
"Wer hat an der Uhr gedreht?", fragt sich etwas verwundert das weltberühmte Leipziger Ensemble Amarcord, denn die Idee, zum eigenen fünften Geburtstag befreundete Vokalensembles einzuladen, gemeinsam zu singen und zu feiern, stammt von 1997. Inzwischen ist Amarcord selbst im 33. Jahr und mittlerweile steht die 25. Festivalausgabe an. Doch die soll bewusst nicht aus dem Rahmen fallen.

Das Vokalensemble Amarcord in der heutigen Besetzung, 1992 fanden sich einstige Mitglieder des Thomanerchors zusammen, die auch Festival für Vokalmusik "a cappella" begründeten.
A cappella: 25 Jahre, 150 Vokalgruppen aus 46 Ländern
"Ein Fest ist es immer", findet Amarcord-Bass Holger Krause. Deswegen wird die Festivalwoche kein "Best of", sondern präsentiert die bewährte Mischung von zehn internationalen A cappella-Gruppen. Im Programm sind ganz persönliche Amarcord-Favoriten, vokale Publikumsmagneten, Geheimtipps und musikalische Frischware.
Ein Fest ist es immer. Holger Krause | Mitglied von Amarcord
Dafür pilgert die immer weiter wachsende Fangemeinde aus aller Welt nach Leipzig, wenn sich dort im Frühling wieder die Größen der Vokalmusik zeigen.
Von Mittelalter-Gesang bis Heavy Metal
Die immense Bandbreite, die hier an Repertoire und Stilistik geboten wird – von mittelalterlichen Gesängen bis zu Heavy Metal nur mit Stimmen – wird seit 2007 durch den Nachwuchs im angeschlossenen A cappella-Wettbewerb ergänzt. Die jungen Musiker können sich nicht nur selbst vor einer renommierten Jury und dem Publikum präsentieren, sondern in dieser Zeit auch Workshops und Masterclasses bei Gründungsmitgliedern der weltbekannten King’s Singers besuchen.

Beatbox, Heavy Metal oder Mittelalter: Die musikalischen Einflüsse auf dem Festival sind vielfältig.
Zudem werden sie eingeladen zu Vorträgen, u.a. vom "Sängerarzt in residence", Prof. Dr. Michael Fuchs. Fuchs, früher selbst Thomaner, ist heute Leiter der Phoniatrie und Musikermedizin am Universitätsklinikum Leipzig. Mit diesen vielfältigen Angeboten werden die jungen Ensembles sehr zugewandt und unterstützend auf die Bühne und bestenfalls in lange Karrieren begleitet. Im Fall des Wettbewerb-Gewinns kommen sie im nächsten Jahr für ein eigenes Festival-Konzert zurück.
Amarcord: Kulturbotschafter für Leipzig
Um so ein durchdachtes Programm anbieten zu können, braucht es Einiges: Herzblut, Durchhaltewillen – auch durch Pandemiezeiten – und unerschütterlichem Tatendrang der Gastgeber, aber auch beträchtliche finanzielle Mittel, treue Sponsoren und viele freiwillige Helfer. All das hat Amarcord, denn das Ensemble ist ein kluger und allseits geschätzter Netzwerker und Kulturbotschafter mit internationaler Strahlkraft.

Ein Highlight: Das große Abschlusskonzert des Festivals.
2025 wurde offiziell zum "Jahr der Stimme" ausgerufen, denn die Stimme verbindet uns Menschen auf der ganzen Welt. In ihrem fein abgestimmten Zusammenspiel aus Muskeln, Stimmlippen und Kehlkopf-Knorpel ist sie das erste Instrument, was der Mensch seit Geburt an nutzt, um Bindungen aufzubauen. Zudem ist es das Einzige, was neben Klängen auch Sprache hörbar werden lässt.
Als Basis für Verständigung tönt sie über alle kulturellen, sprachlichen und geografischen Grenzen hinweg und vermag Gedanken, Gefühle und Ideen mitzuteilen. Das Internationale "a cappella"-Festival ist somit vielleicht eine der vielseitigsten Huldigungen dieses so besonderen Instrumentes.
Künstlergeist statt KI
Gerade in Zeiten, in denen KI um sich greift, steht das Treffen des "Who’s Who" der A cappella-Szene in Leipzig exemplarisch für eines: Musik kann zwar heutzutage mit ein paar Klicks generiert werden kann, es braucht aber Menschen und Künstlerpersönlichkeiten, die durch ihre Stimme Herzen erreichen und lebendige Erinnerungen erschaffen.

Das A cappella-Festival findet unter anderem im Gewandhaus, in Kirchen oder, wie im Bild, im Leipziger BMW-Werk statt.
Das kann selbst einer bestens trainierten künstlichen Intelligenz nicht gelingen. In Leipzig finden durch die Musik Menschen zusammen, die vielleicht durch politische Umstände sonst keine Anknüpfungspunkte hätten. Aus einer launigen Geburtstagsidee entstanden, pflegt Amarcord mit diesem Festival auch den humanistischen Gedanken der Verständigung.
Mehr Informationen über das Festival:
"a cappella" – Internationales Festival für Vokalmusik
30. Mai bis 7. Juni 2025
30. Mai: Auftaktkonzert – Amarcord und Klenke Quartett
Peterskirche
Schletterstraße 5
04107 Leipzig
7. Juni: Abschlusskonzert
Gewandhaus, Großer Saal
Augustusplatz 8
04109 Leipzig
Das vollständige Programm finden Sie auf der Website des Festivals.
Redaktionelle Bearbeitung: tis, gw