
Saarland Wie wirkt sich der Antidiversitätskurs der USA auf Unternehmen im Saarland aus?
US-Präsident Trump geht mit immer stärkeren Mitteln gegen Bestrebungen für mehr Gleichberechtigung und Vielfalt vor. Das zeigt auch in deutschen Unternehmen erste Auswirkungen. Größere Firmen mit Sitz auch im Saarland beobachten die Situation – stehen aber bislang noch zu Werten wie Vielfalt und Chancengleichheit.
Tabea Prünte
US-Präsident Donald Trump hat bereits vor einigen Monaten Maßnahmen für mehr Diversität den Kampf angesagt. Bundesbehörden waren aufgefordert, DEI-Programme, also Regelungen und Vorgaben für mehr Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion zu beenden. Die US-amerikanische Regierung begründete das damit, dass solche Förderprogramme die Amerikanerinnen und Amerikaner nach Ethnien spalten, Steuergelder verschwenden und zu Diskriminierung führen würden.
Auch Unternehmen wie etwa der Facebook-Konzern Meta, McDonald's, Disney oder auch der größte Arbeitgeber in den USA, die Supermarktkette Walmart, haben inzwischen Diversitätsmaßnahmen zurückgefahren.
In Deutschland haben ebenfalls erste Firmen Konsequenzen gezogen: Der größte DAX-Konzern SAP hat sich etwa von der Frauenquote verabschiedet. Wie sieht es in Unternehmen im Saarland aus?
Wofür steht DEI?
Die Abkürzung DEI steht für die englischen Begriffe Diversity (Vielfalt), Equity (Gerechtigkeit) und Inclusion (Inklusion). Darunter fallen Förderprogramme, die vor allem unterrepräsentierte Gruppen in Unternehmen vor Diskriminierung schützen sollen. Die Idee dahinter: allen die gleichen Chancen bieten, unabhängig von Alter, ethnischer Zugehörigkeit, Religion, Geschlecht, körperlichen Einschränkungen oder sexueller Orientierung. DEI-Schulungen sollen dafür sorgen, dass Mitarbeitende kulturelle Unterschiede am Arbeitsplatz verstehen und überbrücken können.
IHK beobachtet Situation
Inwiefern saarländische Unternehmen vom Vorstoß der US-Regierung betroffen sind, lässt sich noch nicht klar absehen, teilte die Industrie- und Handelskammer auf SR-Anfrage mit.
Ihr lägen aber Informationen vor, wonach US-Botschaften in Europa entsprechende Briefe an direkte Geschäftspartner, bei denen es sich wohl um Vertragspartner amerikanischer Regierungsstellen handele, schicken, um Einfluss zu nehmen. Ob solche Schreiben auch im Saarland bereits angekommen sind, ist derweil unklar, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Frank Thomé.
Vielfalt wichtig für Weiterentwicklung von Unternehmen
Grundsätzlich äußert sich die IHK kritisch gegenüber den Entwicklungen in den USA. "Nach Ansicht der IHK sollte die Entscheidung, ob Betriebe mit speziellen Programmen auf Diversität hinwirken, genau dort fallen – in den Unternehmen. Staatliche Bevormundung hat dort nichts zu suchen", sagt Thomé.
Die IHK positioniert sich indes klar für Diversitätswerte: "Vielfalt und Weltoffenheit sind wichtige Faktoren, sowohl im Geschäftsleben als auch in der betrieblichen Praxis. Die Integration von Menschen unterschiedlicher Herkunft, sexueller Orientierung oder Lebensalter spielt eine große Rolle bei der Weiterentwicklung von Unternehmen sowie bei der Bindung von Arbeitskräften." Auch Menschen mit Behinderung sollte nach Ansicht der IHK der Zugang zum Job erleichtert werden.
ZF und Bosch wollen sich weiter für Chancengleichheit einsetzen
Auch Unternehmen im Saarland machen sich Gedanken über die Haltung der US-Regierung. Der Autozulieferer ZF mit Werk in Saarbrücken teilte auf SR-Anfrage etwa mit, dass man die rechtlichen Entwicklungen in den USA hinsichtlich Diversität, Chancengleichheit und Inklusion beobachte und sich an die gesetzlichen Vorgaben halte.
Grundsätzlich bekennt sich ZF zu diesen Werten: "Da unterschiedliche Perspektiven unsere Teams stärken, setzen wir uns weiterhin für Chancengleichheit ein und fördern die Weiterentwicklung aller Mitarbeiter", sagte ein Sprecher des Unternehmens. "Unser Ziel ist, eine Kultur zu schaffen, in der sich jeder wertgeschätzt, respektiert und befähigt fühlt, erfolgreich zu sein. Welche wirtschaftlichen Konsequenzen diese Entwicklung in den USA hat, können wir nicht beurteilen."
Ähnlich meldet es die Firma Bosch, die unter anderem in Homburg produziert, zurück. "Vielfalt, Chancengerechtigkeit und Teilhabe sind Bestandteil der Bosch-Werte und der langfristig ausgerichteten Unternehmensstrategie mit dem Ziel, allen Mitarbeitenden gleiche Chancen zu ermöglichen – daran halten wir fest", sagte Unternehmenssprecherin Nora Katharina Lenz-Gaspary. Die Umsetzung dieser Werte werde weiterhin spezifisch je nach Land erfolgen und das auch in den USA.
Bosch habe im Unternehmen verschiedene Maßnahmen etabliert, um die Chancengleichheit aller Mitarbeitenden zu verbessern, darunter etwa Führungskräfteseminare. "Wir beobachten grundsätzlich aktuelle Entwicklungen weltweit genau und prüfen kontinuierlich, ob diese Maßnahmen mit der jeweils aktuellen lokalen Gesetzgebung übereinstimmen", so Lenz-Gaspary.
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