Um kostenlos an kleine Münzen zu kommen, bietet eine Metzgerei in Rheinhessen ihren Kunden an, ihr Kleingeld abzugeben.

Rheinland-Pfalz Wie eine Metzgerei aus Rheinhessen Gebühren fürs Kleingeld spart

Stand: 23.05.2025 04:00 Uhr

Bar oder mit Karte? Der Händler muss für Zahlungen mit Karte Gebühren zahlen. Aber auch Bargeld kostet Geld. Bei einer Metzgerei aus Rheinhessen hatten sie da eine clevere Idee.

Von Christoph Mautes, Michael Herr

Bargeld bleibt beliebt. Obwohl seit der Pandemie immer mehr Bezahlvorgänge mit der Karte abgewickelt werden, wandern immer noch bei jedem dritten Einkauf im Einzelhandel in Deutschland Scheine und Münzen in die Kasse.

Beliebtes Bargeld

Viele schätzen am Bargeld die Anonymität beim Bezahlen und finden, dass Scheine und Münzen ihnen ermöglichen, ihre Ausgaben im Blick zu behalten. Ein Privileg, das es allerdings nicht umsonst gibt, vor allem für den Handel: Wo mit Bargeld bezahlt wird, muss Wechselgeld vorhanden sein. Vereine bekommen ihr Münzgeld für Veranstaltungen in der Regel kostenlos von der Bank.

Bei Ladengeschäften, Cafés oder Restaurants verlangen die Banken aber für die Ausgabe von Münzrollen in aller Regel Gebühren, rund ein Euro kann für eine Rolle fällig werden. Aufs Jahr gerechnet können auf diese Weise Summen zusammenkommen, die für kleine Betriebe empfindlich sind.

Bargeld und Kartenzahlung

Teures Wechselgeld

Kleine Betriebe wie die Metzgerei Harth aus dem rheinhessischen Stadecken-Elsheim. Drei Filialen unterhält das Familienunternehmen, dazu kommt ein mobiler Verkaufsstand auf dem Mainzer Wochenmarkt.

An allen Verkaufsständen zahlt die Kundschaft selbstverständlich auch mit Scheinen und Münzen. Chefin Anja Beck-Harth rechnet vor, welche Gebühren dadurch entstehen:

Wenn ich eine 50-Cent-Rolle - also 50 Mal einen Cent - hole, bezahle ich die 50 Cent, plus 70 Cent Gebühr, plus Mehrwertsteuer. Und das sind im Jahr tatsächlich horrende Kosten. Pro Jahr schätzungsweise zwischen 3.000 und 4.000 Euro Minimum - wenn wir nicht diese Aktion hier machen würden. Anja Beck-Harth, Metzgerei Harth in Stadecken-Elsheim

Metzgerei mit Kleingeldservice

Mit "dieser Aktion" meint die Metzgerin: ihre Kleingeldsammelstelle. Um kostenlos an die begehrten kleinen Münzen zu kommen, bietet die Metzgerei ihren Kunden nämlich an, ihr Kleingeld abzugeben.

In den Filialen und auf dem Mainzer Wochenmarkt kann man also sein Sparschwein ausleeren. Gezählt wird der Inhalt im Stammhaus der Metzgerei in Stadecken-Elsheim. Beim nächsten Einkauf bekommen die Kunden das Geld dann in Scheinen und größeren Münzen zurück.

Viel Kupfer im Umlauf
Kupfergeld macht die Brieftasche schwer und bringt einen an der Kasse selten weiter. Auch wenn sich über dessen Beliebtheit streiten lässt, kommen die ganz kleinen Münzen sehr häufig vor: Bis zum Jahr 2022 wurden europaweit fast 145 Milliarden Münzen mit einem Gesamtwert von 32 Milliarden Euro ausgegeben. Die häufigste Münze war dabei die Ein-Cent-Münze, über 38 Milliarden davon waren im Umlauf. Das gesamte Kupfergeld, also die Ein-, Zwei- und Fünf-Cent-Münze stellen insgesamt fast zwei Drittel aller europaweit ausgegebenen Münzen – diese sind aber nur so viel wert wie sieben Prozent aller Münzen.

Kostentreiber Kupfergeld

Gerade die kleinen Münzen kosten weit mehr als sie wert sind. Viele Banken erhöhen ihre Gebühren seit Jahren immer weiter.

Vor einiger Zeit kam Anja Beck-Hardt dann auf die Idee mit dem Kleingeldservice und hängte entsprechende Schilder auf. Ein Gewinn für beide Seiten, findet die Chefin.

Die Geschäftsfrau sagt: "Die Kunden haben auf der anderen Seite die gleichen Kosten. Wenn sie ihr Kleingeld auf die Bank bringen, zahlen sie auch Gebühren dafür. Das ist eigentlich eine Win-Win Situation."

Wie man unliebsames Münzgeld am besten loswird:

Vorstoß zur Abschaffung der kleinen Münzen

Um die kleinen Münzen ist erst kürzlich wieder eine Diskussion entbrannt. Das nationale Bargeldforum sprach sich für eine Rundungsregel auf fünf Cent aus. 1- und 2-Cent-Münzen würden damit faktisch verschwinden. 

Die Bundesbank unterstützt diesen Vorstoß. Der Verzicht auf die kleinen Münzen könnte den Bargeld-Kreislauf nachhaltiger und günstiger machen – und damit grundsätzlich die Attraktivität des Bargelds steigern.

Bargeldreform: Berlin verweist nach Brüssel

Vertreter von Banken, Handel und Gastronomie fordern deshalb neue Gesetze: Das Bundesfinanzministerium solle sich für eine verbindliche, europaweite Rundungsregel einsetzen.

Hier spielt man den Ball allerdings nach Brüssel weiter. Auf Nachfrage des SWR antwortet das Bundesfinanzministerium, man warte darauf, dass die Europäische Kommission einen EU-weiten Vorschlag für eine Reform beim Münzgeld vorlegt.

Macht die Kundschaft beim Kleingeld mit?

Anja Beck-Hardt findet die Rundungsidee gut. Allerdings bezweifelt sie, dass die Kundschaft sie so einfach akzeptieren würde:

Ob die Kundschaft sich drauf einlässt... Wenn abgerundet wird, kann ich mir vorstellen, dass jeder glücklich ist. Wenn aufgerundet wird, glaub ich, gibts ein bisschen Gemecker! Anja Beck-Harth, Metzgerei Harth in Stadecken-Elsheim

Ohnehin dürfte es noch dauern mit der Reform. Vorerst wird die Metzgerei also auch weiterhin die Sparschweine ihrer Kunden einsammeln. Zumal auch die großen Münzen wohl nicht mehr billiger werden.

Sendung am Do., 22.5.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP

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