
Rheinland-Pfalz Warum gibt es 2025 noch Funklöcher in Rheinland-Pfalz?
In der Mobilfunk-Messwoche sollen Bürger melden, wo sie in Rheinland-Pfalz kein Netz haben. Wir erklären, warum es immer noch Bereiche ohne Mobilfunknetz und mobile Daten gibt.
Beim Wandern durch den Pfälzerwald, in kleinen Gemeinden oder auf Landstraßen in Rheinland-Pfalz – immer mal wieder zeigt das Handy an: "Kein Empfang". Auch wenn die Mobilfunkanbieter in den vergangenen Jahren vielerorts neue Funkmasten aufgestellt haben, finden sich auch im Jahr 2025 noch einige Funklöcher im Land. Warum eigentlich?
- Vorgaben der Bundesnetzagentur lassen zu viel Raum
- Genehmigungsprozesse für Mobilfunkmasten dauern lang
- Schwierige Suche nach Standorten für Mobilfunkmasten
- Mit dem Bau des Funkmasts ist es nicht getan
- Netzausbau im hügeligen Rheinland-Pfalz herausfordernd
- Bürger in der Pfalz protestieren gegen Netzausbau
Vorgaben der Bundesnetzagentur lassen zu viel Raum
Als Ingeborg Jacobs mit ihrem Auto auf einer Landstraße im Kreis Bad Kreuznach liegen bleibt, will sie mit ihrem Handy Hilfe rufen. Doch den Pannendienst kann sie nicht erreichen – kein Netz. Dass an vielen Orten auf dem Land in Rheinland-Pfalz Handynutzer schlechten oder keinen Mobilfunkempfang haben, hat einen Grund: Laut Experten hängt das mit den bisherigen Versorgungsauflagen der Bundesnetzagentur zusammen.
Die Auflagen hatten Mobilfunknetzbetreiber bislang dazu verpflichtet, bundesweit 98 Prozent der Haushalte mit einer bestimmten Mindestdatenrate zu versorgen – nicht aber 98 Prozent der Fläche, was im Fall ländlicher Regionen und kleiner Siedlungen zu Lücken führen kann. "Platt gesagt: wo keiner wohnt, mussten sie kein Netz ausbauen", sagt Andreas Reinhardt, der in der SWR-Wirtschaftsredaktion für Telekommunikation zuständig ist.
Vor kurzem hat die Bundesnetzagentur den Mobilfunkbetreibern eine neue Vorgabe beim Netzausbau gemacht: Ab 2030 sollen die Unternehmen bundesweit mindestens 99,5 Prozent der Fläche versorgen, also nicht mehr nur der Haushalte. Das dürfte die Situation auf dem Land in Rheinland-Pfalz in den kommenden Jahren verbessern.
Genehmigungsprozesse für Mobilfunkmasten dauern lang
Ein weiterer Grund für den mancherorts schleppenden Netzausbau: "Es dauert teilweise über 14 Monate, bis die Genehmigung für einen Funkmast vorliegt", bedauert Janine Welsch, Leiterin des Bereichs Telekommunikationspolitik beim Branchenverband Bitkom. Dass gut 37 Prozent der Flächen hierzulande naturschutzrechtlich geschützt sind und Natur- und Umweltschutzbelange in Genehmigungsverfahren Vorrang haben, würde die Baugenehmigungen für Funkmasten verlangsamen, findet Welsch.
"Wir hoffen, dass die neue Bundesregierung den Telekommunikations-Netzausbau als überragendes öffentliches Interesse einstuft – das würde die Prozesse extrem beschleunigen", sagt die Bitkom-Bereichsleiterin.

Bürger und Bürgerinnen wie Claudia Diesler aus Münstermaifeld-Mörz (Kreis Mayen-Koblenz) müssen nach Mobilfunkempfang in ihrem Ort lang suchen.
Auch auf rheinland-pfälzischer Ebene seien Erleichterungen im Baurecht geplant. So gebe es erste Pläne des Landes, Funkmasten mit einer Höhe von maximal 50 Metern einfacher zu genehmigen. "Man muss den Unternehmen auch die Möglichkeit geben, die Vorgaben zu erfüllen", so Welsch. Aus Sicht des Telekommunikationsverbands sei der Bürokratie-Abbau ein "großer Hebel".
Schwierige Suche nach Standorten für Mobilfunkmasten
"Geeignete Standorte für Funkmasten sind sehr knapp", sagt Janine Welsch vom Telekommunikationsverband Bitkom. In den letzten Jahren komme es mancherorts auch zu einer "Konkurrenz" zwischen dem Ausbau des Mobilfunknetzes und dem Ausbau erneuerbarer Energien. "Teilweise wurden bestehende Mobilfunkmasten gekündigt, weil diese die neue PV-Anlage verschatten würden", berichtet Welsch.
Geeignete Standorte für Funkmasten sind sehr knapp. Janine Welsch, Leiterin des Bereichs Telekommunikationspolitik beim Branchenverband Bitkom
Daher wünsche sich die Bitkom von Ländern wie Rheinland-Pfalz, aber auch von Kommunen, Flächen für den Bau von Funkmasten zur Verfügung zu stellen.
Mit dem Bau des Funkmasts ist es nicht getan
Der Bau eines Funkmasts ist laut Vodafone-Sprecher Volker Petendorf ein wichtiger, aber "klitzekleiner Schritt" auf dem Weg zur Inbetriebnahme. "Ist ein neuer Mast gebaut, bedarf es meist noch ein bis zwei Jahre harter Arbeit bis zur Inbetriebnahme", so der Sprecher.
Nach dem Bau des Masts müsse die neue Mobilfunkstation an das Stromnetz sowie das weltweite Telekommunikationsnetz angebunden werden. Dazu müsse auch die Antennentechnik aufgebaut und in Betrieb genommen werden – alles in allem ein aufwendiger und langwieriger Prozess.
Ein Beispiel des Vodafone-Sprechers: Der Dienstleister Vantage Towers habe seit April 2024 insgesamt 39 neue Maststandorte in Rheinland-Pfalz gebaut und an Vodafone übergeben. "Davon sind 7 Standorte bereits 'on Air' und an der Inbetriebnahme von 32 Stationen wird aktuell noch hart gearbeitet."
Welche Folgen es für einen Ort hat, wenn der Weg zum funktionierenden Funkmast Jahre dauert, zeigt ein Besuch im kleinen Münstermaifeld-Mörz (Kreis Mayen-Koblenz). Zum Telefonieren treffen sich die Bürger dort an der Bushaltestelle. Der Grund: Viele von ihnen haben nur dort ausreichenden Empfang, um zu telefonieren.
Nach einem langwierigem Verfahren ist mittlerweile ein neuer Mast in der Nähe genehmigt, berichtet Ortsvorsteher Andrej Kühn. Dieser soll das "digitale Mittelalter" in Mörz beenden. Kühn hofft, dass der Mast noch in diesem Jahr gebaut wird. Doch selbst wenn es dazu kommt, dürfte bis zur Inbetriebnahme noch viel Zeit ins Land gehen.
Netzausbau im hügeligen Rheinland-Pfalz herausfordernd
Ob unterwegs im Pfälzerwald oder beim Spaziergang über die Geierlay-Brücke in Mörsdorf im Hunsrück, immer wieder stoßen Handynutzer auf "einschlägig bekannte Funklöcher", so der Mörsdorfer Ortsbürgermeister Marcus Kirchhoff. Dass es in den Tälern schwierig ist, eine Verbindung zu bekommen, sei zum Beispiel für Wanderer problematisch, die auf der Geierlay-Schleife unterwegs sind und Hilfe benötigen.
Laut Telekom-Sprecherin Julia della Peruta ist der Mobilfunkausbau hier in Rheinland-Pfalz wegen der vielen Berge und Täler herausfordernder als in anderen Ländern. "So ist es (...) schwieriger, baulich und funktechnisch geeignete Standorte für Mobilfunkmasten zu finden", berichtet die Sprecherin.
Dass der Ausbau auch in hügeligem Gelände aber technisch durchaus möglich ist, zeigt der Blick in die Alpenstaaten Österreich und Schweiz. Dennoch klagen Anwohner kleiner Orte im Pfälzerwald immer wieder über schlechten oder keinen Empfang.
"Berge, Täler und Wald mit Mobilfunk zu versorgen ist möglich, aber teuer", sagt SWR-Telekommunikationsexperte Andreas Reinhardt. "Das rechnet sich für die Netzbetreiber nicht." Dass die Bundesnetzagentur mit ihren neusten Vorgaben jetzt auch dünn besiedelte Regionen in den Blick nimmt, könnte dem Netzausbau in den ländlichen Regionen im Land zu Gute kommen.
Bürger in der Pfalz protestieren gegen Netzausbau
Heutzutage fordern viele Bürgerinnen und Bürger eine flächendeckende Mobilfunkversorgung ein. Doch in der Vergangenheit hat sich im Land immer wieder auch Protest gegen neu geplante Funkmasten formiert, beispielsweise in Donsieders (Südwestpfalz). Eine Bürgerinitiative hatte dort vor 16 Jahren gegen den Bau eines Funkmasten protestiert. Aus optischen Gründen und aus Angst vor Strahlung, so erinnert sich der heutige Bürgermeister Rainer Peifer (FWG) an die damalige Protestbewegung.
Bürgerproteste vor Ort kämen zwar immer wieder vor, sagt SWR-Telekommunikationsexperte Andreas Reinhardt, seien aber auf den Netzausbau in ganz Rheinland-Pfalz bezogen eher Einzelfälle – also nicht der Hauptgrund, warum der Netzausbau im Land teilweise schleppend voran geht.
Sendung am Mo., 26.5.2025 16:00 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP