
Rheinland-Pfalz Übernahme des Krankenhauses Alzey: Wettlauf gegen die Zeit
Am 30. Juni endet die Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) für das Krankenhaus in Alzey. Bis dahin muss der Kreis Alzey-Worms bereit sein, die Klinik zu übernehmen. Aber vieles ist noch unklar.
Die Entscheidung im Kreisausschuss Alzey-Worms am Dienstagabend war deutlich: Einstimmig votierten alle Fraktionen dafür, das Krankenhaus in Alzey zu erhalten und damit auch dafür, dass der Kreis die Trägerschaft für die Klinik übernimmt. Gleichzeitig betonten alle, auch in der entscheidenden Kreistagssitzung Anfang Juni für diese Übernahme zu stimmen - und das, obwohl viele Bedingungen noch unklar sind.
Chancen und Risiken bei der Übernahme des Alzeyer Krankenhauses
So wurden den Ausschussmitgliedern am Dienstagabend ein Übernahmevertrag vorgelegt, der in vielen Einzelheiten noch nicht endgültig ist. Auch das Gutachten dazu, was die Übernahme für finanzielle Risiken mit sich bringt, ist noch unvollständig und wird erst kurz vor der entscheidenden Kreistagssitzung fertig. Immerhin, so Landrat Heiko Sippel (SPD), zeige das Gutachten in der vorliegenden Version, dass das Krankenhaus wirtschaftlich betrieben werden kann.
Kein Kaufpreis für das Alzeyer Krankenhaus
Was klar ist: Das Personal soll nahezu komplett übernommen werden. Außerdem fallen die Grundstücke des Krankenhauses an den Kreis zurück - das sei, so Landrat Sippel, vertraglich mit dem Deutschen Roten Kreuz vereinbart worden. Und: Das Krankenhaus selbst werde den Kreis keinen Cent kosten. Es sei bislang kein Kaufpreis im Insolvenzverfahren aufgerufen worden, so Sippel.
Wenn wir die Klinik nicht zum 1. Juli übernehmen, fällt das Krankenhaus ins Nichts. Frank Müller, Berater und Vertreter des Kreises bei den Übernahmeverhandlungen
Obwohl noch nicht alle Einzelheiten geklärt sind, war es dem Landrat nach eigenen Angaben wichtig, die Kreistagsfraktionen in der Ausschusssitzung zu informieren. Denn die Zeit drängt: Am 30. Juni endet die Trägerschaft des DRK für die Alzeyer Klinik. "Wenn wir nicht am 1. Juli bereit zur Übernahme sind, fällt das Krankenhaus ins Nichts", erklärte Frank Müller, der den Kreis bei der Übernahme berät und vertritt. Er war zuletzt in der Landeskrankenhaus-Gesellschaft für die Landeskrankenhäuser zuständig.
Weniger als vier Monate bis zur Übernahme
Im Februar hatte das DRK Insolvenz angemeldet und gleichzeitig bekanntgegeben, sich komplett aus dem Betrieb von Krankenhäusern zurückziehen zu wollen. Wenige Wochen danach entschloss sich der Kreistag Alzey-Worms in einer kurzfristig angesetzten Sondersitzung, das Alzeyer Krankenhaus zu erhalten und sich um eine Übernahme zu bemühen. Laut Landrat Sippel folgten viele Verhandlungsrunden, unter anderem mit dem Land und den Krankenkassen. Unzählige Details hätten geklärt werden müssen.
Lob für die Übernahme-Bemühungen
Dafür gab es am Dienstag die Anerkennung durch die Ausschuss-Mitglieder. Markus Conrad von der CDU nannte das Prozedere etwas "ganz besonderes" und einen "einmaligen Zeitkorridor". Kathrin Anklamm-Trapp (SPD) sagte, es sein ein Beratungsmarathon gewesen, "in einer Intensität, den ich so noch nicht erlebt habe." Andere Ausschussmitglieder lobten die Arbeit der Verwaltung, der enge Zeitplan könne durch die "Riesenarbeit" eingehalten werden.
"Krankenhaus ist wichtig für die Menschen in der Region"
Die Einstimmigkeit im Kreisausschuss zum Grundsatzbeschluss, das Krankenhaus Alzey zu übernehmen, wertete Landrat Sippel am Ende der Sitzung äußerst positiv: "Die Zeichen stehen auf Grün". Er betonte die Wichtigkeit des Krankenhauses für die Menschen in der Region, die nicht nach Ludwigshafen, Kaiserslautern oder Mainz fahren wollten, um behandelt zu werden. Auch die Notaufnahme in Alzey müsse dringend erhalten werden: Die Tatsache, dass Alzey von Autobahnen umringt sei, mache eine schnelle medizinische Versorgung bei Unfällen extrem wichtig.
Sendung am Mi., 21.5.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz