In einem Idar-Obersteiner Grundschulbus kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen. Zuletzt musste sogar die Polizei anrücken.

Rheinland-Pfalz Schlägereien und Beleidigungen: Wie es in einem Idar-Obersteiner Grundschulbus zugeht

Stand: 28.05.2025 06:18 Uhr

Busfahrer und Eltern verzweifeln, zuletzt musste sogar die Polizei anrücken. In einem Idar-Obersteiner Grundschulbus kommt es wiederholt zu Konflikten. Eine Lösung wird gesucht.

Von Maximilian Storr

In der ersten Reihe hält sich ein kleiner Junge die Ohren zu. Weiter hinten im Bus klettern Erst- und Zweitklässler der Obersteiner Grundschule auf ihren Sitzen herum oder hangeln sich an den Griffen entlang.

"Schlägerei, Schlägerei", fordern einige Kinder im hinteren Teil des Busses. Weiter vorne beleidigen sich die Schüler gegenseitig: "Halt die Fresse!" Für Busfahrer Bernd Westermann ist das keine außergewöhnliche Szene.

Der Bus, der die Obersteiner Grundschüler nach Hause bringt, ist bei ihm und seinen Kollegen berüchtigt.

Bernd Westermann ist Busfahrer in Idar-Oberstein. Der Bus, der die Obersteiner Grundschüler nach Hause bringt, ist bei ihm und seinen Kollegen berüchtigt.

Idar-Obersteiner Busfahrer: "Das zehrt an den Nerven"

Westermann ist seit zehn Jahren Busfahrer in Idar-Oberstein. Er mag Kinder, wie er erzählt. Trotzdem ist der Grundschulbus bei ihm und seinen Kollegen berüchtigt. Regelmäßig fährt er den Bus, der die Kinder in die nahegelegenen Stadtteile bringt. "Das ist schon anstrengend und zehrt an den Nerven", erzählt er.

Wenn die sich hinten balgen und kloppen, bekommen wir Busfahrer das ja nicht immer mit. Bernd Westermann, Busfahrer in Idar-Oberstein

Schlägereien seien in dem Bus schon fast an der Tagesordnung. "Wenn die sich hinten balgen und kloppen, bekommen wir Busfahrer das ja nicht immer mit. Höchstens wenn mal einer mit einer blutigen Nase ankommt."

Polizeieinsatz vor zwei Wochen

Vor etwa zwei Wochen musste sogar die Polizei anrücken, erzählt Julian Violino. Er arbeitet für die Busgesellschaft, die den Schulbus betreibt und plant die Touren der Fahrer. "Die Kinder sind wieder durch den Bus geklettert und haben nicht aufgehört. Der Fahrer wusste sich nicht mehr anders zu helfen und hat die Polizei gerufen."

Julian Violino plant die Einsätze der Busfahrer. Viele Fahrer hätten auf den Grundschulbus in Oberstein keine Lust mehr, erzählt er.

Julian Violino plant die Einsätze der Busfahrer. Viele Fahrer hätten auf den Grundschulbus in Oberstein keine Lust mehr, erzählt er.

Einigen Schülern mangele es an Respekt vor den Busfahrern. Julian Violino vermutet, dass es mit der Erziehung der Kinder zusammenhängt. Viele Fahrer hätten jedenfalls keine Lust mehr, die Bustour zu fahren.

Claudia Fett mit ihrem Sohn Maximilian. Der Siebenjährige will seit einigen Wochen keinen Bus mehr fahren.

Claudia Fett mit ihrem Sohn Maximilian. Der Siebenjährige will seit einigen Wochen keinen Bus mehr fahren.

Idar-Obersteiner Erstklässler fährt nicht mehr mit dem Bus

Das geht nicht nur den Busfahrern so, sondern auch einigen Schülern. Maximilian, der Sohn von Claudia Fett aus Idar-Oberstein, fährt seit einigen Wochen nicht mehr mit dem Bus. "Da gibt es einfach welche, die nur Quatsch machen und Kinder verprügeln", erzählt der Siebenjährige.

Seine Mutter wird konkreter. Auch Maximilian sei im Schulbus verprügelt und wüst beleidigt worden. "Er hatte dann auch Angst in dem Bus und es war auch so, dass er immer sehr schlecht gelaunt nach Hause gekommen ist", erzählt Claudia Fett. Das habe sich auch negativ auf den Familienalltag ausgewirkt.

Wir wollen natürlich, dass alle Kinder angstfrei zur Schule kommen und angstfrei wieder nach Hause. Sylvia Kroll, Leiterin Grundschule Oberstein

Da ihr Sohn wie einige andere Kinder kein Bus mehr fahren will, muss Claudia Fett die Fahrten zur Schule und nach Hause selbst organisieren. Dabei müssten die Großeltern unterstützen.

Kreisverwaltung Birkenfeld will Lösungen diskutieren

Für Sylvia Kroll ist das eine bedenkliche Entwicklung. Sie ist die Leiterin der Obersteiner Grundschule, die als Brennpunktschule gilt. Viele Kinder wachsen in einer sozial schwierigen Umgebung auf. "Wir wollen natürlich, dass alle Kinder angstfrei zur Schule kommen und angstfrei wieder nach Hause."

Doch die Schule hat im Bus keine Befugnis mehr. Für den öffentlichen Nahverkehr ist die Kreisverwaltung Birkenfeld zuständig. Sie hat angekündigt, sich in den kommenden Wochen mit der Busgesellschaft und der Schule an einen Tisch setzen zu wollen, um eine Lösung zu finden.

Busfahrer und Idar-Obersteiner Eltern hoffen auf Besserung

Darauf hofft auch Busfahrer Bernd Westermann. Das Problem bestehe nämlich schon länger. Seit Jahren würde nichts passieren. "Es wäre super, wenn vielleicht zwei, drei Erwachsene mitfahren könnten, damit einfach mal geguckt wird. Wir als Busfahrer können das nicht."

Eine Busbegleitung fände auch Claudia Fett gut. "Ich würde mir einfach wünschen, dass mein Sohn und die anderen Kinder wieder glücklich und zufrieden im Bus sitzen können."

Sendung am Mi., 28.5.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz