In RLP gibt es nachts keine Rettungshubschrauber für Noteinsätze.

Rheinland-Pfalz Rettungshubschrauber fliegen nachts keine Einsätze in RLP

Stand: 15.05.2025 11:16 Uhr

Da immer mehr Kliniken auf dem Land schließen, bekommt die Luftrettung eine neue Bedeutung. Doch in Rheinland-Pfalz fliegen Rettungshubschrauber nicht in der Nacht.

Von Sina Groß, Jeanette Schindler

In der Eifelregion Adenau hat das St. Josef-Krankenhaus 2023 geschlossen. Seither macht sich die Verbandsgemeinde Adenau Gedanken, wie die Notfallversorgung für die Menschen am besten organisiert werden könnte. Tagsüber sind Rettungshelikopter vom Standort Koblenz, dem Nürburgring und der Unimedizin Mainz im Einsatz, aber nachts sieht es düster aus. Mit Einbruch der Dunkelheit starten sie nicht mehr, und das ist in den Wintermonaten schon ab 17 Uhr der Fall. Wer in der Nacht verunglückt, kann nur hoffen, dass der Rettungsdienst am Boden es rechtzeitig schafft.

Auf dem Land fliegt kein Rettungshubschrauber im Dunkeln

"Wenn sie sich die Topografie hier anschauen. Der Notarzt ist lange unterwegs und wenn in der Zeit ein anderer Notfall eintritt, haben wir ein Problem", sagt Guido Nisius, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Adenau (CDU). Immer öfter sei deshalb auch tagsüber der Rettungshubschrauber im Einsatz, um Patienten schnellstmöglich in ein Krankenhaus zu bringen. Und was die Nacht angehe, sagt Nisius "kann ich nur beten, dass das gutgeht."

Luftrettung von Mainz aus in den Randzeiten

Nur in Mainz fliegen die Rettungshelikopter auch bei Dunkelheit, allerdings nicht die ganze Nacht. Nach einem mehrjährigen Testlauf mit Einsatzbereitschaft rund um die Uhr, hat die Unimedizin Mainz festgestellt, dass es die Randzeiten sind, in denen die Notfallrettung aus der Luft gefragt ist - mitten in der Nacht dagegen selten. Zu Noteinsätzen kommt es meist, wenn die Menschen aktiv sind. Dieser aktive Zeitraum liegt zwischen 6 Uhr morgens und etwa 22 Uhr abends. In diesem Zeitraum registrierte die Unimedizin Mainz die meisten Notfälle und hat ihren Luftrettungsdienst entsprechend angepasst. In der Nacht hebt also kein Rettungshubschrauber ab.

Aber immerhin 350 Rettungsflüge bei Dunkelheit hat es am Standort Mainz 2024 gegeben. Das sind 20 Prozent aller Luftrettungseinsätze, so die ADAC Luftrettung. Wäre es vor diesem Hintergrund nicht sinnvoll, eine Luftrettung in Randzeiten auch in anderen Regionen einzuführen? Dr. Martin Schiffarth ist Leiter der Flugmedizin Süd-West und zuständig für zwölf ADAC-Luftrettungsstationen. Er meint, das hänge davon ab, wie sich die Klinik-Landschaft, die Rettungsdienste am Boden und auch die Notarztversorgung in Zukunft verändern würden. "Und wenn dann irgendwo Bedarf entsteht für uns, stehen wir schon bereit."

"Im Grunde ist die Notfallversorgung in Rheinland-Pfalz sehr gut", sagt ADAC-Notarzt Martin Schiffarth. "Mit unseren fünf Luftfahrtzentren in Rheinland-Pfalz schaffen wir eine flächendeckende Versorgung." Es fehle weder an Personal, noch an den technischen Voraussetzungen. Der Auftrag, betont Schiffarth, müsse aber vom rheinland-pfälzischen Innenministerium kommen.

Darum gibt es nachts keine Rettungsflüge in RLP

"Bisher haben es die Einsatzzahlen nicht hergegeben, dass wir auch nachts eine Luftrettung aufrechterhalten", sagt der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD). "Aber perspektivisch wollen wir es wieder. Weil wir den Zusammenhang sehen, dass mit der Reduzierung der Klinikstandorte, die Anforderungen an die Luftrettung wieder wachsen werden."

Letztendlich gehe es aber darum, wer die Kosten übernehme. "Der Rettungshubschrauber ist wie der Notarzt ein Rettungsmittel, das von den Krankenkassen im weitesten Sinne finanziert wird", erklärt Ebling. "Und am Ende brauchen wir deren Okay. Aber mit ihnen sind wir auch im Gespräch."

Ziel sei es, dass in Rheinland-Pfalz ein Rettungshubschrauber auch die ganze Nacht fliegen könne.

Sendung am Do., 15.5.2025 9:00 Uhr, Der Vormittag, SWR1 Rheinland-Pfalz

Mehr zur Notfall-Versorgung in RLP