Hermann Hower steht auf der Lieser-Brücke in Platten

Rheinland-Pfalz Geplanter Brückenabriss in Platten sorgt für Ärger

Stand: 29.05.2025 10:03 Uhr

In Platten soll eine Brücke über die Lieser abgerissen und neu gebaut werden. Währenddessen soll es keinen Ersatz geben, über den Autos fahren können. Das gefällt vielen nicht.

Von Jan Teuwsen

Der kleine Fluss Lieser spaltet den Ort. Die Brücke darüber verbindet - doch sie bröckelt. Das sieht auch Einwohner Hermann Hower, und er weiß um das Unausweichliche: Die marode Brücke muss weg, eine neue her, damit der Verkehr langfristig sicher über die Lieser in Platten fahren kann.

Der zuständige Landesbetrieb Mobilität (LBM) schließt gerade das Planungsverfahren für den 880-Einwohner-Ort ab. Doch wie das bislang gelaufen ist und auf was es hinausläuft, findet Hower, der in Sichtweite der Lieserbrücke lebt, gar nicht gut: "Ich habe das Gefühl, als wollte man uns verarschen mit dieser Maßnahme. Die Bürger wurden überhaupt nicht informiert."

Lieserbrücke von der Seite - Feuchtigkeitsflecken am Beton

Die Lieserbrücke ist in die Jahre gekommen und soll ersetzt werden.

Wir haben eine Bürgerinitiative gegründet, weil wir das nicht so einfach hinnehmen. Hermann Hower, Bürgerinitiative Platten

Dass die Lieser-Brücke abgerissen werden soll, davon habe er durch Zufall erfahren. Lediglich im amtlichen Mitteilungsblatt habe ein Artikel gestanden. Doch den hätte kaum einer zur Kenntnis genommen. "Wir haben eine Bürgerinitiative gegründet, weil wir das nicht so einfach hinnehmen."

Infoveranstaltung im Gemeindehaus Platten. Hermann Hower spricht vor 60 Bürgern.

Etwa 60 Plattener kamen am Dienstagabend ins Gemeindehaus - laut Bürgerinitiative die einzige öffentliche Info-Veranstaltung seit Beginn der Planungen.

Einzige Infoveranstaltung für Bürger

Die Bürgerinitiative hat am Dienstagabend ins Gemeindehaus von Platten eingeladen. Sechzig Leute sind da. Die Infoveranstaltung ist die einzige vor Abschluss der Planungen für eine neue Lieserbrücke – und den Abriss der alten. Aus Sicht der BI drängt die Zeit. Die Bürgerinnen und Bürger können nämlich nur noch eine Woche lang Eingaben im Planungsverfahren machen, sich also über die Planung beschweren und Änderungen vorschlagen.

Der Unmut unter den Menschen im Gemeindesaal ist groß. Viele sind unsicher, viele sauer. Dass die Brücke über die Lieser in Platten marode ist und irgendwann neu gemacht werden muss, ist allen klar. Aber der Landesbetrieb Mobilität will in der Bauphase nur eine Behelfsbrücke für Fußgänger und Radler errichten. Das stößt vielen übel auf, vor allem den Menschen, die auf der kleineren Ortsseite leben - ohne Kita, Kirche und Bushaltestelle. Ihre wichtigste Verbindung im Ort wäre zerrissen.

Für Leute, die arbeiten gehen oder Kinder haben, ist das sehr ungünstig. Es sind elf Kilometer, die man mehr fahren muss. Auch für die Umwelt ist das nicht akzeptabel. Elke Schmitt, Einwohnerin von Platten

"Was gemacht werden muss, muss gemacht werden, aber man ist wirklich abgeschnitten", sagt Juri Oll, dessen Frau einen mobilen Pflegedienst betreibt und mit dem Auto mehrmals täglich über die Brücke vom einen in den anderen Ortsteil fährt. Auch Elke Schmitt hält es für einen Fehler, in der Bauphase keine Behelfsbrücke für Autos vorzusehen: "Für Leute, die arbeiten gehen oder Kinder haben, ist das sehr ungünstig. Es sind elf Kilometer, die man mehr fahren muss. Auch für die Umwelt ist das nicht akzeptabel."

Thomas Bölinger denkt vor allem an seinen Sohn, der bald eingeschult wird. "Was mit den Bussen sein wird, das wird noch spannend." Und Erhard Hayer, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, warnt, dass die Helfer einen Einsatzort jenseits der Lieser erst viel später erreichen würden: "Von der Tragweite her null durchdacht. Wer einmal erlebt hat, was es bedeutet, wenn man zu spät kommt und Menschen unter den Händen gehen, der weiß, was ich meine."

Landesbetrieb Mobilität hält Auto-Ersatzbrücke für zu teuer

Dabei haben die Planer vom Landesbetrieb Mobilität vier Varianten in ihrem Bericht geprüft. Doch Behelfsbrücken für Autos haben sie wegen Naturschutz und Grundstücksfragen verworfen – vor allem halten die Planer sie für zu teuer. Bei der Infoveranstaltung der Bürgerinitiative finden die meisten, es müsse aber gehen. Dass Technische Hilfswerk etwa könne eine Behelfsbrücke für Autos bauen, heißt es.

Robert Kranz, ehemaliger Plattener Bürgermeister, erzählt, er sei früher Straßenplaner gewesen. Er meint, man könne direkt neben der alten Brücke eine neue aufbauen – und den Autoverkehr darauf umleiten, bevor man die alte ganz abreißt. Und Hermann Hower von der Bürgerinitiative sagt: "Mit ein bisschen gutem Willen, denke ich, könnte man auch den Maare-Mosel-Radweg nutzen. Dann könnten wir wenigstens auf die andere Seite, ohne den langen Umweg über Osann und Altrich fahren zu müssen."

Maare-Mosel-Radweg überquert die Lieser

Der Maare-Mosel-Radweg ist aus Sicht Hermann Howers eine Alternative, um während der Bauzeit Autos umzuleiten. Der Landesbetrieb Mobilität sieht das anders.

Ich würde mir wünschen, dass die Planung ein klein bisschen effektiver arbeitet, dass man die Brücke auch in fünf Monaten hinstellt, etwa, wenn die Elemente vorgefertigt werden können. Hermann Hover, Bürgerinitiative Platten

Was die unterschiedlichen Varianten kosten würden, dazu gibt es keine konkreten Zahlen. Wohl aber zur geplanten Bauzeit von zwei Jahre. In Platten schütteln sie auch darüber den Kopf: So lange für eine nur etwa 15 Meter kurze Brücke über die Lieser gehe gar nicht – in der Zeit würde man in China ganze Flughäfen bauen, sagen einige. Hier schneller zu sein, empfindet Hermann Hower als das Mindeste: "Ich würde mir wünschen, dass die Planung ein klein bisschen effektiver arbeitet, dass man die Brücke auch in fünf Monaten hinstellt, etwa, wenn die Elemente vorgefertigt werden können."

Bürgerinitiative ruft Plattener zu Eingaben bei der Behörde auf

Viele hoffen, dass sich an den Planungen noch etwas ändern lässt und eine Übergangslösung für den Autoverkehr gefunden wird. Hermann Hower von der Bürgerinitiative setzt darauf, dass viele Plattener kurzfristig noch an die Behörde schreiben: "Ich glaube, dass hier der Stein angestoßen wurde, dass jetzt im Dorf darüber gesprochen und diskutiert wird und vielleicht noch viele Eingaben beim LBM ankommen." Die Frist für Eingaben, mit denen sich die Behörde dann noch auseinandersetzen muss, endet nächste Woche Mittwoch.

Sendung am Mi., 28.5.2025 16:00 Uhr, Der Tag in RLP, SWR1 Rheinland-Pfalz