Rheinland-Pfalz Freies Wochenende? Wie wär's mit spontan heiraten?

Stand: 19.05.2025 14:05 Uhr

Einfach mal heiraten, ganz spontan, ohne Vorbereitung - was nach Las Vegas und von Elvis getraut werden klingt, bringt die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau am 24. und 25. Mai nach Rheinland-Pfalz.

Von Tim Stobbe

Ganz so wild wie eine Trauung durch Elvis im Sektrausch wird es bei der Aktion "Einfach heiraten" wahrscheinlich nicht. Aber nicht weniger spontan. Paare können sich am Wochenende des 24. und 25. Mai an 30 Orten einfach so einen kirchlichen Segen für ihre Beziehung abholen - oder sich auch ganz offiziell kirchlich trauen lassen. Zum ersten Mal sind Kirchen im gesamten Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) bei dieser Trauungsaktion dabei. Mehr dazu hat Pfarrerin Ricarda Bosse aus Hachenburg im Westerwald dem SWR erzählt.

Ü-90-Jährige machen ebenso mit wie junge Eltern

"Es ist einfach eine andere Art und Weise, den Menschen einen Segen für ihre Partnerschaft mitzugeben", sagt Pia Baumann. Sie leitet das Projekt bei der EKHN. "Eigentlich wäre es immer möglich, sich in der Kirche von der Pfarrerin oder dem Pfarrer einen Segen abzuholen", sagt sie. "Aber da kommen die meisten nicht einfach so drauf."

Die Menschen, die das Angebot im vergangenen Jahr genutzt haben seien ganz unterschiedlich gewesen, sagt Pia Baumann: "Da waren zwei Menschen über 90, die kannten sich noch gar nicht lange." Angesichts ihres Alters hätten sie den kleinen Rahmen gewählt, ohne große Feier. Aber auch ganz junge Menschen haben sich dafür entschieden, erzählt die Projektleiterin: "Da war ein junges Paar mit drei Kindern, die gerade 45 Minuten beim Kinderturnen waren. Diese Dreiviertelstunde wollte das Paar dann so allein für sich nutzen."

Segen geht ohne Vorbereitung, Trauung braucht Dokumente

Ohne Vorbereitung können alle Paare ohne Anmeldungen an einem der beiden Tage bei den teilnehmenden Kirchen vorbeikommen. Laut EKHN kann es aber passieren, dass sie dann etwas warten müssen. Anmeldungen sind aber auch möglich, um Wartezeiten zu vermeiden. Für einen kirchlichen Segen der Partnerschaft braucht es keine Unterlagen.

Für die kirchliche Trauung muss das Paar einen Nachweis mitbringen, dass mindestens eine oder einer evangelisch ist, zum Beispiel aus der Heimatgemeinde. Außerdem müssen sie standesamtlich verheiratet sein, die Trauurkunde sollten sie als Nachweis dabei haben. Das Ganze ist kostenlos.

Neben einer Pfarrerin oder Pfarrer gibt es in den teilnehmenden Kirchen zudem Musik, teils live mit Musikerinnern und Musiker vor Ort. An einigen Orten gibt es zudem Fotografinnen oder Fotografen für die angemessenen Erinnerungsfotos. Trauung und Segen werden jedoch nicht nur in den Kirchengebäuden gegeben. Vielerorts gibt es die Möglichkeit auch im Freien, in Gärten und in der Natur.

Die Aktion "Einfach heiraten"
Weitere Informationen sowie eine Liste aller teilnehmenden Trauorte gibt es auf der Website der Aktion. Viele liegen "grenznah" in Hessen, zum Beispiel in Wiesbaden, Darmstadt oder Marburg. Erstmals in diesem Jahr sind Kirchen im gesamten Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau dabei. Vergangenes Jahr hatten sich einige mit der Schwester-Landeskirche in Hessen für einen ersten Versuch zusammengetan. Mit Erfolg. Mehr als 100 Paare haben sich einen Segen abgeholt oder haben sich trauen lassen, so die EKHN. Diese und ähnliche Aktionen hat es in der Vergangenheit bereits zum Beispiel in Berlin und Bayern gegeben.

Drei Kirchen in Rheinland-Pfalz sind dabei

Die 30 Trauorte liegen allesamt im Gebiet der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau, also überwiegend in Hessen. Drei liegen im nordöstlichen Rheinland-Pfalz: die Lutherkirche in Mainz (Sonntag, 25. Mai, 14 bis 19 Uhr), die Jakobuskirche in Diez (Samstag, 24. Mai, 13 bis 18 Uhr) und die Schlosskirche in Hachenburg im Westerwald (Sonntag, 25. Mai, 11 bis 16 Uhr).

Pfarrerin im Westerwald: "Wir machen es euch schön"

An der Schlosskirche in Hachenburg wird auch Ricarda Bosse sein. Sie ist Pfarrerin im Dekanat Westerwald. Sie hofft an diesem Sonntag auf "viel Segen und viele lächelnde Gesichter". Neben ihr wird auch weiteres Pfarrpersonal aus dem gesamten Dekanat an der Schlosskirche sein, erklärt Bosse. Warum sie mitmacht? "Die Kirche sollte ein niedrigschwelliges Angebot für alle haben", sagt die Pfarrerin. Manchmal sei es zum Beispiel gar nicht so einfach herauszufinden, wo im Pfarrbüro man anrufen müsse für eine kirchliche Trauung. "Und auch einfach für alle, die es kleiner mögen."

Außerdem möchte Pfarrerin Bosse den Menschen zeigen, dass auch mit der Kirche freie, lockere und schöne Trauungen möglich sind. "Ich war in den letzten Jahren auch auf Hochzeitsmessen. Viele wissen gar nicht, dass wir auch mit der Kirche Hochzeiten im Freien, ganz individuell machen können", sagt sie: "Wir machen es euch schön."

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