
Nordrhein-Westfalen Wegen G9-Abi fehlen 2026 in NRW tausende Abiturienten
Unis, Betriebe und Freiwilligendienste bereiten sich für 2026 auf einen Bewerbermangel vor. Grund ist das G9-Abitur.
NRW kehrt Schritt für Schritt zum 9-jährigen Abitur zurück, und das kommende Jahr 2026 ist entscheidend. Denn dann sind die ersten Gymnasiasten soweit, dass sie noch ein Jahr mehr machen werden als ihre Vorgänger. Was das heißt, zeigen Zahlen des NRW-Schulministeriums.
Es rechnet 2026 nur noch mit rund 32.000 Abiturientinnen und Abiturienten, zum Beispiel aus nicht betroffenen Gesamtschulen und Berufskollegs. Im Vergleich zum Vorjahr sind das über 40.000 weniger.
NRW-Unis wollen viele NCs streichen
Der Einbruch wird zum Beispiel die Universitäten in NRW treffen. Viele gehen davon aus, dass deshalb Auswahlkriterien gesenkt werden. Das heißt, dass die Chancen auf Studienplätze für Schulabgänger mit schlechteren Noten steigen.
Die Uni Düsseldorf hat bereits angekündigt, den sogenannten NC in einigen Fächern wie Kunstgeschichte und medizinischer Physik ganz zu streichen. Auch die Uni Duisburg-Essen streicht in 15 von 42 Bachelorstudiengängen die NCs. Die Ruhr-Uni Bochum macht das in vier Fächern und will außerdem mehr in ihr Marketing stecken. Von den wenigen Abiturienten sollen möglichst viele nach Bochum kommen.
Betriebe sollen früh nach Azubis suchen
Viele junge Menschen wollen aber nach dem Abi gar nicht an die Uni, sondern streben eine Ausbildung an. Betroffen seien insbesondere kaufmännische Berufe, sagt dazu Jürgen Holtkamp von der IHK Düsseldorf. Auch da werden also im Sommer 2026 Bewerbende fehlen.
Er rät Betrieben, frühzeitig auch junge Leute mit anderen Abschlüssen in den Blick zu nehmen. Wenn möglich sollten sie schon jetzt mehr Lehrstellen und Praktikumsplätze anbieten, damit sie früh besetzt werden können.
Deutsches Rotes Kreuz bangt um Freiwilligendienste

Andreas Brockmann, Pressesprecher Deutsches Rotes Kreuz (DRK) Nordrhein
Darüber hinaus erwarten auch Träger von Freiwilligendiensten durch den schwachen Abi-Jahrgang 2026 erhebliche Lücken im Dienstplan. Denn viele junge Leute wollen nach der Schule erstmal helfen, zum Beispiel in Altenheimen, Förderschulen oder im Krankentransport und Rettungsdienst.
"Wir rechnen bei den Bewerberzahlen bei den Freiwilligendiensten mit erheblichen Einbrüchen", sagt zum Beispiel Andreas Brockmann vom Deutschen Roten Kreuz Nordrhein (DRK): "Im schlimmsten Fall werden 50 bis 60 Prozent der Stellen nicht besetzt werden können."
Das DRK will deshalb deutlich mehr Werbung machen. Dabei sollen auch Menschen angesprochen werden, die schon länger aus der Schule raus sind und natürlich Absolventen anderer Schulformen als Gymnasien.
Was tut die Landesregierung?
Die Sorgen haben auch die Landesregierung erreicht. Das NRW-Ministerium für Jugend will deshalb mit Hilfe des Schulministeriums auf alle Schulen der Sekundarstufe 1 zugehen, also die mit Abschluss nach der zehnten Klasse. Ziel ist es, dafür zu werben, dass die dortigen Schülerinnen und Schüler öfter Freiwilligendienste übernehmen, um die drohende Lücke kleiner zu machen.
Wegen des befürchteten Mangels an Azubis rät das NRW-Arbeitsministerium Betrieben, auch Bewerber aus dem Vorjahr in den Blick zu nehmen. Außerdem könnten Unternehmen schon jetzt mehr ausbilden, um die absehbare Lücke im kommenden Jahr zu kompensieren, so das Ministerium
Unsere Quellen:
- Schulministerium NRW
- Arbeitsministerium NRW
- IHK Düsseldorf
- Universitäten Düsseldorf, Duisburg-Essen, Bochum
- DRK Nordrhein
Über dieses Thema berichtet der WDR am 26.05.2025 auch im Radio auf WDR 5.