
Nordrhein-Westfalen Thyssenkrupp: So ist der Konzern in NRW und im Ruhrgebiet verwurzelt
Thyssenkrupp ist in NRW weit mehr als nur ein Unternehmen. Der Konzern gilt als industrielles Rückgrat - und zugleich Sorgenkind.
Kaum ein Konzern hat eine solche Bedeutung für NRW wie Thyssenkrupp. Mit Zehntausenden Arbeitsplätzen und einer langen Geschichte als Stahl- und Industriegigant hat das Unternehmen mit Sitz in Essen und Duisburg die Geschichte des Landes geprägt.
Erste Firmengründung im Jahr 1811
Der Konzern hat seine Wurzeln in zwei Ruhrgebiets-Dynastien: Friedrich Krupp gründete 1811 in Essen eine Gussstahlfabrik, August Thyssen baute ab 1871 in Duisburg ein Hüttenimperium auf. Beide Konzerne stiegen zu Schwergewichten der deutschen Montan- und Rüstungsindustrie auf, wurden nach dem Zweiten Weltkrieg entflochten und in den 1950er-Jahren wiederaufgebaut. 1999 fusionierten die Thyssen AG und die Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp zur Thyssenkrupp AG.
Stahl als großes Standbein
Das Industrieunternehmen ist heute in mehreren Bereichen tätig - von der Herstellung von Stahl und Autoteilen über den Handel mit Materialien bis hin zu U-Booten und Anlagen für die Industrie.
Allein im Stahlbereich arbeiten derzeit rund 27.000 Menschen bei Thyssenkrupp Steel, davon über 13.000 in Duisburg. Hier betreibt das Unternehmen eines der größten integrierten Hüttenwerke der Welt - und ist damit auch einer der größten regionalen Arbeitgeber.
Größte Einzelhilfe in der Geschichte NRWs
Thyssenkrupp spielt eine Schlüsselrolle bei der Transformation zur klimaneutralen Industrie nicht nur NRWs. Die Produktion von "grünem Stahl" in Duisburg ist eine tragende Säule der Energiewende.
Das Projekt "tkH2Steel", das bis 2026 in Duisburg entstehen soll, gilt als Leuchtturm der NRW-Industriepolitik. Damit soll die Stahlproduktion künftig durch die Verwendung von Wasserstoff klimafreundlicher werden. Es ist eines der größten Dekarbonisierungsprojekte weltweit.
Bund und Land fördern das Projekt mit insgesamt zwei Milliarden Euro. Dabei kommen 700 Millionen Euro vom Land und 1,3 Milliarden Euro vom Bund. Es ist die größte industrielle Einzelbeihilfe in der Geschichte Nordrhein-Westfalens. Die Eigeninvestition von Thyssenkrupp Steel liegt nach Konzernangaben bei knapp einer Milliarde Euro.
Teil-Verstaatlichung oder Holding?
Der Umbau des Konzerns geht jedoch nicht reibungslos über die Bühne - im Gegenteil. Die Stahlsparte leidet unter einer weltweiten Überkapazität, Billigimporten und hohen Energiekosten. Schon bald nach der Milliarden-Förderzusage kündigte das Unternehmen etwa radikale Stellenstreichungen bis 2030 an.
"Bitter und bedrückend" nannte das NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne). Und auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) kündigte an: "Wir werden die weiteren Schritte eng begleiten." Die SPD, aber auch Vertreter der Grünen und der CDU, bringen sogar immer wieder eine Teil-Verstaatlichung der Stahlsparte ins Gespräch.
Unterdessen will Konzernchef Miguel López den Konzern offenbar in eine Holding mit verselbstständigten Töchtern aufspalten. Was das konkret für die Mitarbeiter bedeutet, ist derzeit noch unklar. Aktuell verhandeln Management und IG Metall über den Wegfall und die Ausgliederung von 11.000 Stellen im Stahlgeschäft.
Über das Thema berichten wir am Montag (26.05.) in den Hörfunknachrichten und im WDR Fernsehen in der Aktuellen Stunde ab 18:45 Uhr.
Unsere Quellen:
- Mitteilung der NRW-SPD
- Mitteilung von Thyssenkrupp
- Frühere Berichterstattung