Ein Mann kniet trauernd vor einer großen Menge Kerzen und Blumen. Neben ihm steht sein Hund.

Nordrhein-Westfalen Messeranschlag in Solingen: Die Chronologie der Tat

Stand: 26.05.2025 06:00 Uhr

Heute beginnt am Oberlandesgericht Düsseldorf der Prozess gegen den mutmaßlichen Attentäter des Solinger Messeranschlags, bei dem drei Menschen starben und acht weitere zum Teil schwer verletzt wurden. Angeklagt ist der mutmaßliche Attentäter wegen dreifachen Mordes und zehnfachen versuchten Mordes.

Von Benny Degen

Der Tattag: Messerangriff beim "Festival der Vielfalt"

Das Stadtfest in Solingen am 23. August 2024 steht unter dem Motto "Festival der Vielfalt". Die Stadt will damit ihr 650-jähriges Bestehen feiern. Es gibt mehrere Bühnen und ein buntes Programm für Jung und Alt.

Am Freitagabend spielt auf der Bühne am Fronhof gerade die Band "Suzan Köcher´s Suprafon", als gegen 21:37 Uhr Besucher wahllos mit einem Messer attackiert werden. Der gebürtige Syrer Issa Al H. soll hinterrücks auf Hals und Oberkörper mehrerer Besucher eingestochen haben. Drei Menschen erliegen ihren Verletzungen: zwei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren sowie eine 56 Jahre alte Frau. Der Angreifer kann sich zunächst vom Tatort entfernen.

"Wir möchten euch bitten, dass ihr geht."

Kurz darauf bricht Veranstalter Philipp Müller das Stadtfest ab. "Wir haben durch einen Messerstecher am Fronhof sehr, sehr viele Schwerverletzte und wir möchten euch bitten, dass ihr geht". Der Veranstalter bittet die Besucher auch, Ruhe zu bewahren und aufmerksam zu sein, "denn leider ist der Täter nicht gefasst", so Müller. Die Polizei ist mit einem Großaufgebot und Spezialkräften in Solingen im Einsatz, fahndet nach dem Täter und vernimmt Zeugen.

Der Tag danach: Durchsuchungen am Samstag

Am Samstag folgen Durchsuchungen in ganz NRW und darüber hinaus. Die Polizei bittet die Bevölkerung um Hinweise. Zwischenzeitlich wird am Samstagmorgen eine 15-jährige Person festgenommen, bei der es sich aber nicht um den mutmaßlichen Täter handelt, wie sich später herausstellt.

Am Nachmittag nach dem Anschlag geben Staatsanwaltschaft und Polizei Düsseldorf eine gemeinsame Pressekonferenz in Wuppertal. Oberstaatsanwalt Markus Caspers spricht hier von einer möglichen terroristisch motivierten Tat. Man ermittle gegen Unbekannt.

Große Anteilnahme

Am Gedenkstein am Fronhof in Solingen liegen zahlreiche Blumen.

Am Fronhof in Solingen legen Menschen Blumen nieder

Aus der Politik in Deutschland und der ganzen Welt kommen bestürzte Reaktionen und Beileidsbekundungen. Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) sagt: "Gestern Abend sind unsere Herzen auseinandergerissen worden". NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) besucht gemeinsam mit der damaligen Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) den Tatort und sagt "Wir werden uns nicht erschüttern lassen von Terror und Hass".

Samstagabend: die Festnahme

Etwa 24 Stunden nach der Tat, am Samstagabend, durchsucht die Polizei eine Flüchtlingsunterkunft unweit des Tatorts in Solingen. Etwa eine Stunde später dann die Festnahme: Laut WDR-Informationen wird Issa Al H. nach Hinweisen eines türkischen Geheimdienstes am Entenpfuhl gestellt, einem zentralen Platz in Solingen. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) bestätigt die Festnahme eines "in höchstem Maße" Verdächtigen.

Sonntag, 25. August: Generalbundesanwalt übernimmt Ermittlungen

Am frühen Morgen des 25. August 2024 übernimmt der Generalbundesanwalt die Ermittlungen. Issa Al H. wird per Hubschrauber nach Karslruhe geflogen. Auf seiner Kleidung sollen nach Medienberichten noch Blutspuren sein, als er in Handschellen aus dem Hubschrauber geführt wird.

Ein Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs erlässt Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Täter und ordnet Untersuchungshaft an. Die Tat beschäftigt Menschen deutschlandweit und dominiert die politische Debatte, auch im folgenden Bundestagswahlkampf.

Die Anklage

Das Oberlandesgericht in Düsseldorf

Oberlandesgericht Düsseldorf

Am Dienstag beginnt das Hauptverfahren im Prozess gegen den Angeklagten Issa Al H. Ihm werden dreifacher Mord, zehnfacher versuchter Mord sowie gefährliche Körperverletzung, schwere Körperverletzung mit Heimtücke als Beweggrund und die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland vorgeworfen.

Der Hintergrund

Al H. habe sich dabei von anderen Anhängern des IS anleiten lassen. Die Tat sei demnach als Rache für westliche Militäraktionen intendiert gewesen. Im Vorfeld der Tat soll sich Al H. nach Ansicht des Generalbundesanwalts und nach gemeinsamen Recherchen von WDR, NDR und der Süddeutschen Zeitung online mit IS-Ideologen vernetzt und radikalisiert haben.

Unsere Quellen:

  • Polizei Düsseldorf
  • Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf
  • Generalbundesanwalt
  • Oberlandesgericht Düsseldorf
  • DPA
  • AFP
  • Reuters
  • Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung