Der Angeklagte (links) steht mit seinem Rechtsanwalt Christian Neumann im Gerichtssaal im Landgericht Hannover

Niedersachsen Urteil: Mann hat weitere Frau in Barsinghausen getötet

Stand: 28.05.2025 08:55 Uhr

Eine Schülerin und eine 55-Jährige sind 2018 in Barsinghausen (Region Hannover) brutal getötet worden. Ein Mann soll für beide Taten verantwortlich sein, hat jetzt das Landgericht Hannover geurteilt.

Die Richter verhängten am Dienstag wegen Totschlags in zwei Fällen eine Gesamtfreiheitsstrafe von 15 Jahren gegen den heute 31 Jahre alten Angeklagten. Er ist bereits seit Juni 2018 wegen der Tötung einer 16 Jahre alten Schülerin inhaftiert. Außerdem ordneten sie Sicherungsverwahrung an. Der Mann soll also auch nach Verbüßung der Haftstrafe nicht freikommen. Das Landgericht folgte mit seinem Urteil der Forderung der Staatsanwaltschaft. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Verteidigung kündigte an, Revision einzulegen.

Richter: Es gibt Parallelen zwischen den Taten

Nach Angaben des Vorsitzenden Richters Martin Grote gibt es bei den Tötungen der Frauen auffällige Parallelen. Die Tatorte sind nur 600 Meter voneinander entfernt und die Kleidung beider Leichen war teilweise ausgezogen. Zudem hatte der Täter in beiden Fällen einen Schuh beziehungsweise beide Schuhe neben dem Leichnam drapiert. Laut Grote hatte der Täter in beiden Fällen offenbar "eine riesige Wut in sich". Beide Opfer hätten eine "völlig überzogene, maßlose Gewalteinwirkung" erlitten, so der Richter.

Angeklagter bestreitet Tat - DNA-Spuren sind wichtiges Indiz

Der Anklage zufolge hatte der 31-Jährige unter anderem massive Gewalt gegen den Kopf und Hals des 55-jährigen Opfers ausgeübt, die Frau gewürgt und die fast nackte Leiche an einem Bachlauf abgelegt. Er habe sie vor dem Überfall nicht gekannt. In seinem letzten Wort vor Gericht am Dienstag stritt der Angeklagte ab, für den Tod der 55-Jährigen verantwortlich zu sein. Belastet haben ihn allerdings DNA-Spuren: Seine Spuren wurden an mehreren Stellen eines Trolleys der Frau, ihrer Jacke und an einem ihrer Schuhe gefunden. Die Verteidigung hatte dennoch einen Freispruch aus Mangel an Beweisen gefordert. Nach Ansicht des Verteidigers hätten die DNA-Spuren an Trolley und Jacke der Getöteten auch von einer zufälligen Begegnung in einem Einkaufsmarkt oder an einer Bushaltestelle stammen können.

Verurteilt: 16-Jährige auf Heimweg getötet

Ende 2018 hatte das Landgericht den Mann wegen Totschlags zu 14 Jahren Haft verurteilt. Die Richter sahen er als erwiesen an, dass der Mann die 16-jährige Schülerin getötet hatte. Laut Gericht hatte der Mann das Mädchen am Tag des Verbrechens kennengelernt und vorgegeben, es nach Hause zu bringen. Auf dem Heimweg soll er sie dann durch Tritte und Schläge mit einem Ast umgebracht haben. Schon im damaligen Prozess sei er verdächtigt worden, auch mit dem Todesfall der 55-Jährigen zu tun zu haben, sagte die Staatsanwaltschaft zum Auftakt des jüngsten Prozesses. Die Leiche der Frau war nur wenige Wochen vor dem gewaltsamen Tod der Schülerin in Barsinghausen gefunden worden. Im Prozess 2018 habe man dem Mann die Tötung der 55-Jährigen nicht nachweisen können, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Im aktuellen Prozess gelang dies mithilfe einer neuen Methode, mit der die DNA-Spuren aus 2018 erneut untersucht wurden.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 27.05.2025 | 13:00 Uhr