Eine Unterwasser-Aufnahme zeigt eine Person in Taucherausrüstung in der Nähe einer Seegraswiese.

Niedersachsen Seegras-Schwund im Wattenmeer: Forscher suchen nach Lösungen

Stand: 31.05.2025 13:52 Uhr

An der niedersächsischen Nordseeküste gehen die Seegraswiesen massiv zurück. Das hat Folgen für Umwelt und Klima, denn die Pflanzen sind wichtige CO2-Speicher und Lebensraum für zahlreiche Tierarten.

Die Fläche der Seegrasbestände im niedersächsischen Wattenmeer ist zwischen 2013 und 2019 um mehr als 70 Prozent geschrumpft. Das teilte der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) mit. Demnach seien auf insgesamt 8,6 Quadratkilometern Wattboden Seegraswiesen gefunden worden. "Die letzte großangelegte Kartierung 2019 ergab, dass die Bestände erneut rückläufig sind, sogar extrem rückläufig. Auffällig ist auch, dass die Bestände zunehmend dünner werden", sagt die Leiterin der zuständigen Betriebsstelle Brake-Oldenburg des NLWKN, Ute Schlautmann. Dieser Rückgang treibe die Wissenschaftler um und mache ihnen Sorgen.

Seegras spielt wichtige Rolle beim Klimaschutz

Denn die Pflanzen sind nicht nur Lebensraum für zahlreiche Tierarten. Sie spielen auch eine wichtige Rolle für den Klimaschutz, da sie Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen speichern können, sagt Schlautmann. Alle sechs Jahre werden die gesamten Seegrasbestände, die sich insbesondere zwischen den ostfriesischen Inseln und dem Festland befinden, kartiert. In Kürze stehen neue Kartierungen an, doch die bisher erfassten Daten lassen schon jetzt auf eine weitere Verschlechterung schließen. Demnach könnten die Bestände noch weiter zurückgegangen sein: "Gerade die letzten Jahre haben gezeigt, dass es ganz massive Rückgänge gegeben hat. Das betraf alle untersuchten Einzelflächen ohne Ausnahme", sagt Marc Herlyn vom NLWKN.

Suche nach den Ursachen

Anfang Juni wollen rund 80 Fachleute aus Deutschland, Dänemark und den Niederlanden bei einer Tagung in Wilhelmshaven nach Wegen suchen, um den Rückgang der Seegraswiesen zu stoppen. "Wir fragen uns zum einen, was können Ursachen für den Rückgang sein. Und zum anderen wollen wir wissen, was kann man dagegen machen", sagt Ute Schlautmann. Dabei sollen auch veränderte Umwelt- und Klimabedingungen diskutiert werden. Faktoren wie zunehmende Wassertrübung, Hitzestress und der steigende Meeresspiegel könnten demnach eine Rolle spielen. "Für Seegräser in unseren Breiten ist es eine zusätzliche Belastung, wenn das Niedrigwasser und Hitzetage zusammenfallen", sagt Herlyn. Im ungünstigsten Fall könnten die Seegrasblätter auf dem Wattboden einfach austrocknen.