
Niedersachsen Radikalisierung im Internet: Junge Rechte werben um Nachwuchs
Der Verfassungsschutz in Niedersachsen beobachtet seit Mitte 2024 eine erhöhte Radikalisierung junger Rechter im Internet. Inzwischen haben sich mehrere rechtsextreme Gruppen gebildet und suchen nach Anhängern.
Sie nennen sich "Jung & stark, "Deutsche Jugend voran", "Der Störtrupp" und "Jugend rechts" - junge rechtsextreme Gruppen, die auch in Niedersachsen in Erscheinung treten. Im Internet gehen Rechtsextreme gezielt auf die Suche nach Sympathisanten. Über Telegram, WhatsApp, Instagram und andere Plattformen machen sie den Jugendlichen ein niederschwelliges Angebot. Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) spricht von einer besorgniserregenden Entwicklung. "Sie machen sich dabei auch Plattformen wie TikTok zunutze und setzen auf die Inszenierung ihrer rassistischen und menschenverachtenden Aktivitäten und Straftaten als Social Media kompatibles Spektakel."
Genaue Anhängerzahl unklar
Eine dieser neuen rechten Gruppen ist der "Active Club Ostwestfalen". Auf ihrem Instagram-Kanal werben die Anhänger auch um Jugendliche im angrenzenden Niedersachsen. Der Kanal hat 1.000 Follower, bei Telegram sind es 370. Die Mitgliederzahl der einzelnen neuen Gruppen ist dem Verfassungsschutz in Niedersachsen aber nicht bekannt. "Eine genaue Aussage über das Personenpotenzial ist aufgrund der Heterogenität und der insbesondere im virtuellen Raum hohen Fluktuation an genutzten Kommunikationskanälen gegenwärtig schwierig", heißt es in einem schriftlichen Statement an den NDR Niedersachsen. In einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Partei Die Linke ist bundesweit die Rede von Anhängern im mittleren zweistelligen bis mittleren dreistelligen Bereich.
Übergriffe beim CSD in Braunschweig und Gifhorn
Nach dem Kontakt über Social Media treten die jungen Gruppen nun auch stärker im öffentlichen Raum auf. Laut Verfassungsschutz werden den Rechtsextremisten auch Angriffe im Zusammenhang mit dem Christopher Street Day (CSD) zugeordnet. In Braunschweig wurde vergangenes Jahr ein 17-jähriger Nachwuchsjournalist ins Krankenhaus geprügelt. In Gifhorn wurde eine junge Frau an einer Bushaltestelle angegriffen. Optisch orientieren sich die jungen Rechten wohl verstärkt an der Skinheadszene der 1990er-Jahre - also: Glatze, Bomberjacke und Springerstiefeln mit weißen Schnürsenkeln. Und es gibt laut Behörden eine Schnittmenge mit Jugendorganisationen rechtsextremistischer Parteien wie mit den Jungen Nationalisten - der Jugend der Partei "Die Heimat", ehemals NPD.
Sicherheitsbehörden haben neue Rechte im Blick
Innenministerin Behrens sieht die Behörden aber gut aufgestellt. Die Razzia und die Festnahmen bei der Gruppe "Letzte Verteidigungswelle" in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Hessen in der vergangenen Woche zeige zwar, dass die Methoden der Rechten erfolgreich seien. Dabei entstünden "äußerst gewaltbereite und gefährliche Gruppen". Der Zugriff sei aber auch ein Beleg dafür, dass die Sicherheitsbehörden diese Gruppen genau im Blick hätten.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 27.05.2025 | 15:00 Uhr