
Niedersachsen Ohne Kapitän an Bord: Ferngesteuerte Schiffe auf Elbe-Seiten-Kanal
Erstmals hat eine Reederei die Genehmigung bekommen, ein Schiff ferngesteuert über den Elbe-Seitenkanal fahren zu lassen. Die Branche hofft, dass die Technik den Personalmangel auffangen kann.
Über den Elbe-Seitenkanal bei Lüneburg fährt ein Binnenschiff - ohne Kapitän an Bord. Der sitzt 400 Kilometer entfernt in Duisburg an einem Schreibtisch. Von dort aus lenkt er die "Niedersachsen 2" per Fernsteuerung. Mehr als zehn Bildschirme und Mobilfunk machen es möglich. Sechs Monate lang will die Kölner Reederei HGK Shipping testen, wie ausgereift diese Technik für die Binnenschifffahrt ist. Erstmals hat sie eine Genehmigung bekommen, ein Schiff ferngesteuert über den Kanal fahren zu lassen. Aus Sicherheitsgründen ist derzeit immer noch die reguläre Mannschaft an Bord. Perspektivisch würde aber ein Schiffsführer an Bord ausreichen.
Akuter Personalmangel in der Binnenschifffahrt
Die Hoffnung ist groß, dass die Technik den Personalmangel in der Branche auffangen kann, sagt Steffen Bauer, Chef der HGK Shipping. Schon 2009 warnte eine Studie im Auftrag des Europäischen Parlaments davor, dass es Folgen für die Schifffahrt und die Logistikindustrie haben könnte, wenn der Fachkräftemangel in der Branche weiter zunimmt. Demnach würden Binnenschiffer ihren Beruf vor allem wegen der sozialen Bedingungen, zum Beispiel der schlechten Vereinbarkeit mit dem Familienleben, aufgeben. Sie sind mindestens 14 Tage am Stück unterwegs. Die Schiffsführer in der Fernsteuerzentrale hätten dagegen einen geregelten Bürojob.

Die Schiffsführer können die Binnenschiffe vom Schreibtisch aus fernsteuern.
Fernsteuerung der Schiffe stößt auf Interesse in der Branche
Die Fernsteuer-Technik wird für die Binnenschifffahrt zunehmend interessant. Die Berliner Reederei Rhenus plant, bis 2030 einen eigenen Fahrstand für die Fernsteuer-Technik ihrer Flotte aufzubauen. Außerdem sollen immer mehr Schiffe mit der Technik ausgerüstet werden. "Wir denken, dass wir damit in der Zukunft für unsere Schiffsführer weitere attraktive Arbeitsplätze schaffen", sagt Herbert Berger, Geschäftsführer von Rhenus Schiffsmanagement.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Regional Lüneburg | 30.05.2025 | 08:30 Uhr