In Walking Meetings coacht Lisa Holtmeier Führungspersonal.

Niedersachsen Nach Mobbing-Erfahrungen: Junge Frau startet als Coach durch

Stand: 17.05.2025 08:00 Uhr

Lisa Holtmeier zeigt, wie wir alle besser kommunizieren können. Schon als Jugendliche machte sie die Erfahrung, dass Worte krank machen können.

Von Larissa Mass

Die heute 30-jährige Lisa Holtmeier wurde als Kind gemobbt. Sie erhielt Drohbriefe und litt unter verletzenden Sprüchen auf dem Schulhof. "Die Mobbing-Erfahrung hat meine ganze Kindheit und Jugend geprägt. Da habe ich gemerkt: Worte können krank machen", sagt sie. Aus dieser Erfahrung heraus begann sie schon früh, sich mit dem Thema "gesünderes Miteinander" auseinanderzusetzen. "Ich habe mich schon damals gefragt: Warum gehen wir eigentlich so miteinander um, wie wir es tun?", erzählt die Hannoveranerin.

Toxische Kommunikation beeinflusst die Gesundheit

Holtmeier arbeitete zunächst fünf Jahre als Ergotherapeutin, zusätzlich studierte sie Gesundheits- und Therapiewissenschaften in Hildesheim. In ihrer Bachelorarbeit beschäftigte sie sich - wie sollte es anders sein - mit den Auswirkungen von Kommunikation auf die Gesundheit. Mit 24 Jahren machte sie sich mit ihrem Unternehmen "Wordseed" selbstständig. Heute arbeitet sie als Kommunikationscoach, Podcasterin und Buchautorin. Ihr Ziel: Kommunikation soll nicht nur als Sprache verstanden werden, sondern als etwas, das in direkter Wechselwirkung mit Körper und Gesundheit steht.

Lisa Holtmeier

Lisa Holtmeier coacht Teams und Führungskräfte in gesunder Kommunikation.

Holtmeier berät verschiedene Branchen

Etwa 150 Teams und Führungskräfte begleitet Holtmeier jährlich. Sie bietet Coachings für gesunde Kommunikation an - mit einem Schwerpunkt auf dem Gesundheitswesen. Sie arbeitet aber auch mit Lehrkräften und Unternehmen aus anderen Branchen. Ein Team, das sie seit mehreren Jahren berät, ist die Physiotherapiepraxis von Stephanie Muhl und Carmen Pallokat in Hannover. In der Physiotherapie sei der Fachkräftemangel deutlich spürbar, sagt Pallokat. Deshalb sei es umso wichtiger, ein gutes Arbeitsklima zu schaffen, um die Mitarbeitenden, die schon im Unternehmen sind, langfristig zu binden. "Da ist die Arbeitsatmosphäre einfach unfassbar wichtig - und Kommunikation steht dabei an allererster Stelle", betont Pallokat.

Mehrere Frauen sitzen an einem Tisch.

Lisa Holtmeier (2.v.l.) schult das Team einer Physiotherapiepraxis.

Schlechtes Arbeitsklima führt zu Fluktuation

Viele Studien zeigen, dass der Umgang miteinander am Arbeitsplatz Auswirkungen auf Fehlzeiten, Motivation, Fluktuation und psychische Gesundheit hat, erklärt Holtmeier. Laut einer Statista-Umfrage sind fast 40 Prozent der Beschäftigten mit der Kommunikation in ihrem Unternehmen unzufrieden. "Kommunikation kann uns auf ganz unterschiedliche Weise krank machen", sagt Holtmeier. "Das sind oft kleine, alltägliche Situationen: ein versteckter Vorwurf oder wenn ich jemanden zu einem Gespräch einlade, ohne zu sagen, worum es geht." Ein dauernder negativer Umgang im Team kann das Risiko für Depressionen und Angststörungen erhöhen.

Tipps für ein gesundes Miteinander

Holtmeiers wichtigster Tipp: Gesunde Kommunikation beginnt bei uns selbst und nicht bei den anderen.

Diese Fragen zur Selbstreflexion empfiehlt sie:

  • Wie kann ich noch klarer kommunizieren?
  • Womit habe ich in meiner eigenen Kommunikation möglicherweise Schwierigkeiten?
  • In welchen Situationen merke ich, dass ich immer wieder gestresst oder sprachlos bin?
  • Wie kann ich mich besser und gesünder abgrenzen?

Ein weiterer zentraler Hinweis von ihr: Die eigene Bewertung ein Stück zurücknehmen - und sich nicht sofort angegriffen fühlen. Sie empfiehlt, kurz innezuhalten, nachzufragen oder bewusst auf das Gesagte des Gegenübers einzugehen.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 19.05.2025 | 19:30 Uhr