
Niedersachsen Einsturzgefährdet: Notstütze für barocke Rathaus-Fassade in Lüneburg
Die barocke Fassade des Lüneburger Rathauses ist einsturzgefährdet: Der Putz bröckelt, im Mauerwerk sind Risse. Die Sanierung des etwa 800 Jahre alten Gebäudes stellt Bauingenieure vor große Herausforderungen.
Durch den hellen Putz des historischen Rathauses ziehen sich feine Risse - von oben nach unten, von rechts nach links. "Die sehen unscheinbar aus, bewirken aber, dass das Mauerwerk zerbröselt im Inneren und nicht mehr tragfähig ist", erklärt Frieder Küpker. Der Bauingenieur ist verantwortlich für die aufwendige Sanierung des Gebäudes. Bevor es damit aber überhaupt losgehen kann, muss die Fassade gesichert werden, damit sie nicht einstürzt. Vor dem Wahrzeichen der Stadt stehen jetzt große Stahlkonstruktionen, zusätzlich beschwert mit jeweils sechs Betonklötzen.
Jahrhunderte altes Gebäude: Es gibt keine Baupläne
Das alte Rathaus instand zu setzen, ist für Bauingenieur Küpker und seine Kollegen eine große Herausforderung. "Es gibt keine Baupläne von solchen alten Gebäuden. Das heißt, wir müssen erstmal die Konstruktion erfassen und verstehen." Sobald die gefährlichen Stellen gesichert sind, wollen die Ingenieure das Mauerwerk genau untersuchen, eine Diagnose stellen: Woran liegt es genau, dass die Fassade instabil geworden ist? Was Küpker schon weiß: Ein Problem ist Korrosion. Eisenstangen, die für Stabilität sorgen, rosten. Nach und nach breitet sich der Rost aus und sprengt das Mauerwerk.

In der Rathaus-Fassade sind lange Risse sichtbar: Ein Hinweis auf das marode Mauerwerk.
Ziel: Rathaus in gewohnter Optik erhalten
Mithilfe der Ergebnisse der Bauwerksdiagnose wollen die Ingenieure dann einen konkreten Sanierungsplan erarbeiten. Wie der aussehen wird, ist derzeit noch nicht klar. "Es gibt Lösungen, die einfach aber auch optisch sichtbar sind: Das könnten Stahlabstützungen sein. Und es gibt die schwierigeren Lösungen, die nicht sichtbar sind. Und das ist die Richtung, die wir einschlagen wollen", erklärt der Bauingenieur. Das Ziel sei, das Rathaus in der gewohnten Optik zu erhalten.
Vorsichtige Bauarbeiten: "Wir haben nur einen Versuch"
Eine weitere Herausforderung: Die Handwerkerinnen und Handwerker müssen sehr präzise arbeiten. Jede Verformung der Fassade, die bei den Arbeiten entsteht, könne nicht mehr rückgängig gemacht werden, erklärt Frieder Küpker: "Wir haben einen Versuch, da muss die Planung stimmen, da muss die Umsetzung stimmen."

Bauingenieur Frieder Küpker (rechts) ist verantwortlich für die Sanierung der barocken Fassade.
Stadt geht von Millionen-Projekt aus
Mindestens drei bis fünf Millionen Euro soll die Fassadensanierung laut der Stadt insgesamt kosten. Küpker geht davon aus, dass die Bauarbeiten zwei bis drei Jahre dauern werden. So lange sollen voraussichtlich auch die Stahlstützen stehen bleiben. "Das ist sehr bedauerlich, da die Marktfassade dadurch optisch beeinträchtigt wird, aber wir haben hier leider keine andere Wahl, wenn wir unser historisches Rathaus ausreichend schützen wollen", sagt Maja Lucht, Leiterin der städtischen Gebäudewirtschaft. Und außerdem: Durch die Stützen wird die Sicherheit gewährleistet und es gibt keine weiteren Einschränkungen für Besucherinnen und Besucher des Lüneburger Marktes und des Rathauses.
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NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 27.05.2025 | 19:30 Uhr