
Niedersachsen "Einfach zuklappen und fertig" - beim Dachzelt-Festival in Hameln
In Hameln haben sich am Wochenende Fans ungewöhnlichen Campings getroffen - aus ganz Deutschland und einigen Nachbarländern. Manch einer schläft in Eigenkonstruktionen aus Holzstangen und Dachkoffer.
Die beigefarbene Citroën Acadiane hat rund 45 Jahre auf dem Buckel. Zusammen mit dem selbst gebauten Dachzelt ist der Oldtimer einer der Hingucker auf dem Festival der Dachzelt-Nomaden. Auto und Zelt gehören Uwe Vollrath aus Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg. Sein Dachzelt hat er aus einem normalen Dachkoffer, Holzstangen und einem alten Vier-Mann-Zelt zusammengebastelt. Auch das Auto darunter hat der 60-Jährige liebevoll restauriert. 20 Jahre habe das Auto "im Gemüsebeet" gestanden. "Das war völlig verrostet", sagt er. Zwei Jahre Arbeit stecken darin. Mit Oldtimer und Dachzelt will Uwe Vollrath über Slowenien und die Türkei bis nach Syrien fahren: "Vielleicht sogar weiter bis nach Indien, eine ehemalige Kollegin besuchen. Das wäre so ein Traum."
Schlafen im Dachzelt ist "ganz neue Erfahrung"
Nach seiner ersten Nacht im Dachzelt sagt Uwe Vollrath: "Friede dem, der durchschlafen kann." Es sei eine neue Erfahrung, erstmal die Leiter herunter zu klettern, wenn man auf die Toilette muss. Ansonsten sei er zufrieden mit seiner Eigenkonstruktion. Ob er dann wirklich mit dem Eigenbau auf die große Reise geht oder doch lieber mit einem professionellen Dachzelt, das weiß Vollrath noch nicht. Er habe sich jedenfalls schon mal ein günstiges besorgt, das angeblich durch einen Baum beschädigt wurde. "So kaputt ist es aber eigentlich gar nicht", sagt der Citroën-Fan mit einem Augenzwinkern. Auch das wird er also noch zusammenflicken. Obwohl er Dachzeltneuling ist, sieht man Uwe Vollrath an, dass er sich in der Gemeinschaft wohlfühlt.

Uwe Vollrath weiß noch nicht, ob er mit seiner Eigenkonstruktion auf Reisen geht.
Treffpunkt auch für Bastler
Das Treffen in Hameln ist genau richtig für Bastler und Tüftler. Auf dem Festivalgelände geht es locker zu. Camper sind per Du, gerne geben sie sich gegenseitig Tipps. Zu gucken, wie andere ein Problem gelöst haben, ist für viele ein wichtiger Grund, zu dem Festival zu kommen. Ein spezieller Schwerlastauszug für die Campingküche oder der zum Zelt umgebaute Dachkoffer von Uwe Vollrath - überall wird gerne auch ein bisschen gefachsimpelt. Außerdem gibt es Vorträge und Workshops. Und Aussteller zeigen Neuheiten für Camper.

Hunderte Camper mit Dachzelt sind zum Festival nach Hameln gekommen.
Mit Dachzelt kommt man leicht in Kontakt
Camper mit Dachzelt kommen leichter ins Gespräch als andere. Das sagen hier viele. "Es ist egal, wo man herkommt, was man für ein Fahrzeug oder für einen Geldbeutel hat", betont auch die Mitorganisatorin des Festivals, Rebecca Becker. Und Stefan Heinen aus Einbeck schüttelt den Kopf über viele Camper mit Wohnmobil: "Die klappen oft die Satellitenschüssel hoch und kommen nicht mehr aus ihrem Schneckenhäuschen raus." Er mag den Kontakt mit anderen Dachzeltern. Und den Komfort des Dachzelts. Früher sei er vor allem mit dem Motorrad und kleinem Zelt unterwegs gewesen. "Da spart man am Gewicht und hat zum Beispiel nur eine dünne Isomatte." In seinem Dachzelt habe er Matratze und Wolldecke. Und einen viel besseren Ausblick durch die Fenster. Wenn er weiterfahren will, sei alles in 10 bis 15 Minuten zusammengepackt. "Einfach zuklappen und fertig".

Stefan Heinen aus Einbeck ist überzeugt vom Dachzelt.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Funkbilder - der Tag | 23.05.2025 | 16:00 Uhr