
Niedersachsen Skandal um German Property Group: Einigung am ersten Prozesstag
In einem der womöglich größten Anlegerskandale Deutschlands haben sich Anklage und Verteidigung am Landgericht Hildesheim verständigt. Demnach sagt Charles Smethurst, der Ex-Chef der German Property Group, umfassend aus.
Das Gericht hat die Einigung beider Seiten am ersten Prozesstag am Dienstag akzeptiert. Staatsanwaltschaft und der 65-jährige Angeklagte mit seinen Verteidigern hatten sich zuvor auf einen Strafrahmen verständigt. Dieser liege zwischen sechs Jahren und neun Monaten und sieben Jahren und drei Monaten Haft. Ein großer Teil der Anklagepunkte soll wegfallen, sodass nur noch 5 von 27 bleiben. Im Gegenzug werde Smethurst ein umfassendes Geständnis ablegen. Ihm wird laut Staatsanwaltschaft vorgeworfen, Anleger bewusst über seine Insolvenzreife getäuscht zu haben, um Darlehen von ihnen zu bekommen. Diese soll er genutzt haben, um sich selbst zu bereichern. Laut ursprünglicher Anklage geht es um einen Schaden von 56 Millionen Euro.
Gericht wird dennoch Zeugen hören - um Geständnis belegen lassen
Mit der Einigung soll das Verfahren um die German Property Group (GPG) beschleunigt werden. Dennoch wird es eine Beweisaufnahme geben und es sollen Zeugen gehört werden, die das Geständnis stützen müssen. Das Urteil soll voraussichtlich nach zehn Verhandlungstagen fallen, die Beteiligten können Revision dagegen einlegen.
Firma kaufte, sanierte und verkaufte angeblich Immobilien
In der Anklage geht es um zwei Komplexe, die den Zeitraum zwischen Juni 2018 und Juli 2019 betreffen. Die verbleibenden Anklagepunkte und das Geständnis betreffen einen dieser Komplexe mit Anlegern aus Frankreich. Die fallen gelassenen Komplexe betreffen Anleger aus Singapur. Smethurst war seinerzeit Geschäftsführer der German Property Group mit Sitz in Langenhagen bei Hannover. Die Unternehmensgruppe erwarb nach eigenen Angaben denkmalgeschützte Immobilien, um sie zu sanieren und zu verkaufen. Dafür sollen der Angeklagte und seine Mitarbeiter von Anlegern in aller Welt Geld eingesammelt haben - mit der Aussicht auf eine Rendite von 15 Prozent für die Investierenden. Doch statt die Immobilien zu entwickeln, ließ die Firma sie verfallen.
Darlehen trotz drohender Insolvenz
In der Firma kam es zu Liquiditätsengpässen. Sie habe diverse Rechnungen nicht mehr bezahlen können, heißt es vom Landgericht. Obwohl der Angeklagte um die Insolvenzreife gewusst habe, soll er weitere Darlehen aufgenommen haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 65-Jährige die Zahlungsunfähigkeit beim Abschluss der Darlehensverträge bewusst vertuscht hat, um sich und seiner Firma eine Einkommensquelle zu sichern.
Verbleib von 800 Millionen Euro fraglich
Nach Recherchen des NDR Politikmagazins Panorama 3 könnte der mutmaßliche Betrug sogar weitaus größere Dimensionen haben, als aus der Anklage am Landgericht hervorgeht. Laut dem für die German Property Group zuständigen Insolvenzverwalter konnten bei der GPG insgesamt Zahlungseingänge von 1,3 Milliarden Euro nachvollzogen werden. Der Verbleib von etwa 800 Millionen Euro sei demnach "nicht identifizierbar oder verdächtig". Beim Insolvenzverwalter haben sich nach dessen Angaben bisher 8.000 Anleger gemeldet. Er geht insgesamt von weltweit bis zu 25.000 Gläubigern aus.
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NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 27.05.2025 | 19:30 Uhr