In der Firma HanseYachts AG in Greifswald steht ein Bootsbauer in einem Schiffsrumpf.

Mecklenburg-Vorpommern Stellenabbau bei HanseYachts: 190 Mitarbeiter müssen gehen

Stand: 22.05.2025 17:10 Uhr

Der angekündigte massive Stellenabbau bei HanseYachts in Greifswald sorgt für Unruhe. Nun konnten sich IG Metall, Betriebsrat und Firmenleitung einigen. Rund 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen gehen.

Bei HanseYachts in Greifswald werden in den kommenen Wochen knapp 190 Stellen abgebaut. Darauf konnten sich am Donnerstagmittag IG Metall, Betriebsrat und Firmenleitung einigen. Die betroffenen Mitarbeiter sollen gestaffelt das Entlassungsschreiben erhalten. Den ersten 60 Bootsbauern werde laut Betriebsrat bereits zum 31. Mai gekündigt.

Kündigung nach familiären Umständen und Betriebszugehörigkeit

Darüber hinaus gibt es einen Sozialplan. Berücksichtigt werden familiäre Umstände und Betriebszugehörigkeit. Zudem sollen die Mitarbeiter eine Abfindung bekommen, diese sollte zuletzt eher gering ausfallen. Mit dem neuen Angebot, das HanseYachts nun unterbreitet hat, könnten IG Metall und Betriebsrat jedoch leben.

Betriebsrat: Bisher unklar, wen Kündigung trifft

Die Stimmung bei der Versammlung ist laut dem Betriebsratsvorsitzenden Alexander Herbst gedrückt gewesen. "Den Kolleginnen und Kollegen geht es beschissen", so Herbst. Denn keiner wisse, wen es mit der Kündigung trifft. So bitter die Entlassungen auch sind, Herbst hofft, dass durch den anstehenden Schrumpfungsprozess das Unternehmen wieder in ruhiges Fahrwasser kommt.

200 Stellen stehen auf der Kippe - trotz guter Umsätze

Die Kündigungen erfolgen, obwohl HanseYachts das erste Quartal 2025 mit soliden Umsätzen abgeschlossen hat. Das Unternehmen reagiert damit nach eigenen Angaben auf die sinkende Nachfrage im Yachtbau. Die Produktion soll künftig stärker am Markt ausgerichtet werden - ein Schritt, den HanseYachts als "strukturelle Konsequenz" bezeichnet.

Eigentümerwechsel in Aussicht

Parallel zum angekündigten Stellenabbau will sich der bisherige Mehrheitseigner, der Finanzinvestor Aurelius, zurückziehen. Die Anteile sollen an den Unternehmer Andreas Müller übergehen. Müller und HanseYachts sprechen in einer gemeinsamen Mitteilung von einem Schulterschluss zwischen "Familienunternehmertum" und "zukunftsorientierter Unternehmensführung" - verbunden mit einem klaren Bekenntnis zu Mecklenburg-Vorpommern. Ein Abschluss des Übernahmevertrags steht allerdings noch aus. Laut Unternehmen wird dieser nur unterzeichnet, wenn es eine Einigung mit der Landesregierung, den Banken und dem Betriebsrat gibt. Über ein Eckpunktepapier wurde bereits am Wochenende verhandelt.

Gewerkschaft spricht von Erpressung

Die IG Metall hatte den Stellenabbau am vergangenen Freitag öffentlich gemacht - und zeigte sich empört über die Unternehmenskommunikation. Seit dem 9. Mai habe die Geschäftsführung laut Gewerkschaft massiven Druck aufgebaut: Entweder der Betriebsrat stimme dem Abbau zu, oder es drohe Insolvenz.

Branche unter Druck - Nachfrage sinkt

Interne Quellen berichten, dass die Produktion bei HanseYachts trotz gegenteiliger Aussagen aktuell nicht ausgelastet ist. Zwar erklärte das Unternehmen, bis Ende Juni auf Volllast zu fahren - gleichzeitig spricht es jedoch von einer "spürbaren Zurückhaltung bei Investitionen in Yachten". Ursachen seien die weltwirtschaftliche Unsicherheit, geopolitische Spannungen, militärische Konflikte und eine insgesamt schwache Konjunktur.

Experten beobachten Entwicklungen mit Skepsis

Karsten Stahlhut vom Verband Maritime Wirtschaft Deutschland bestätigt: Der Markt für Neuboot-Käufe ist seit Monaten rückläufig, die Preise deutlich gestiegen. Der Corona-Boom sei vorbei. Schon länger kursierten Spekulationen über die Lage bei HanseYachts. Dass sich der Konzern auf der Messe "Boot Düsseldorf" im Januar nur mit einer einzigen Marke präsentierte, hatte bei Branchenkennern für Verwunderung gesorgt.

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NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 22.05.2025 | 18:00 Uhr