
Mecklenburg-Vorpommern Schloss Bothmer: Seit zehn Jahren Publikumsmagnet
Vor zehn Jahren wurde das Backsteinschloss Bothmer nach aufwendiger Sanierung für Besucher eröffnet. Ein Rundgang lohnt sich, denn neben prachtvollen Räumen gibt es einen Park und eine historische Kegelbahn.
Schlösser gibt es in Mecklenburg bekanntlich viele - in Schwerin und Güstrow, in Ludwigslust und Mirow. Und es gibt ein Schloss, das ist eigentlich gar keines: Schloss Bothmer bei Klütz in Nordwestmecklenburg. Die barocke Flügelanlage entstand zwischen 1726 und 1732. In den vergangenen fast drei Jahrhunderten war Schloss Bothmer adeliger Familiensitz, nach dem Zweiten Weltkrieg Krankenhaus, später Altersheim und seit nunmehr zehn Jahren Museum.
Herrenhaus für elitäre Zwecke
Wenn die Barockanlage im eigentlichen Sinn gar kein Schloss ist, was ist sie dann? "Wenn man das jetzt von der Definition her und von der wissenschaftlichen Seite her betrachten würde, ist es ein Herrenhaus", erklärt Friederike Drinkuth. Die Dezernatsleiterin bei den Staatlichen Schlössern, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern kennt sich mit der Barockanlage bestens aus: "Es ist ein außergewöhnlich großes Herrenhaus, das muss man tatsächlich sagen. Es sind praktisch 14 Gebäude. Davon sind zwölf direkt aneinandergebaut worden", so Drinkuth. "Es ist auch kein typisches Herrenhaus, wo Sie, wenn Sie auf den Hof fahren, links und rechts große Scheunengebäude oder Schweineställe gehabt hätten. Hier sollte alles elitären Zwecken dienen, einer Orangerie, einer Kirche, einer Küche. Es war also durchaus schon mit mehr Ambitionen geplant und gebaut und deswegen: Schloss."
Bauherr war Johann Kaspar von Bothmer, der vor allem als Berater des britischen Königs zu Ansehen und Wohlstand kam und mit seinem Reichtum für seine Familie das Gebäude errichten ließ. Selbst darin gewohnt hat er nie, er starb, bevor das Schloss bezugsfertig war.
Kachelwand aus 500 niederländischen Fliesen
In der Mitte des Hauptgebäudes befindet sich im unteren Geschoß das Vestibül. Steffen Siefert gibt eine kleine Führung: "Dieser Raum zeigt eine prachtvolle Raumausstattung. Wir haben hier die Kamine, wir haben eine sehr prachtvolle Stuckdecke. Wir haben einen Kalksteinfußboden, ein Ölandstein. Das ist der einzige neben dem Marmorfußboden, der hier in Stein gehalten ist. Und es gibt auch eine bauliche Veränderung: Es gibt über den Kaminen die Medaillons der ersten Bewohner von Schloss Bothmer, hier Hans Kaspar Gottfried von Bothmer zur Linken und dann rechts seine Frau." Steffen Siefert leitete bis 2025 die rund sieben Jahre dauernde Sanierung der Schlossanlage.

Die gesamte Schlossanlage aus der Vogelperspektive.
Der Experte von den Staatlichen Schlössern, Gärten und Kunstsammlungen konnte sich während der Bauarbeiten in zahlreiche Details zum Schlossinneren vertiefen: "Wir befinden uns hier im Gobelinzimmer von Schloss Bothmer. Hier hing ein Gobelin, wir kennen noch das Foto. Er ist offensichtlich noch vor dem Zweiten Weltkrieg entfernt und versteigert worden. Heute finden wir nur noch die Fliesenwand hier, die bauzeitnah datiert werden kann und ungefähr aus 500 Fliesen holländischer Art besteht. Es sind Haarlinger Bibelfliesen und Amsterdamer Landschaftsmotive, die dann zeigen: man hat Geld, man ist 'en vogue', man macht in der Mode des 18. Jahrhunderts mit."
Beste Akustik für Konzerte
Bereits im Jahr der Museumseröffnung 2015 präsentierten hier die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern die Bothmer-Musik, bei der seither jährlich vor allem Nachwuchskünstler mit Kammermusik aufwarten. Musik erklingt dann zumeist im größten Raum des Schlosses, im holzvertäfelten Festsaal. Die Akustik findet der Kaufmännische Direktor der Festspiele, Toni Berndt, wunderbar: "Weil Holz ist immer so ein ganz, ganz dankbarer Baustoff für Säle, die klingen sollen. Wir haben hier holzvertäfelte Paneele an den Wänden. Wir haben einen Holzfußboden und wir haben auch ein sehr gutes Format", freut sich Berndt. "Man sagt immer, der Schuhkarton des Wiener Musikvereins, also ein bisschen länglich und doppelt so lang wie hoch. Das sind so typische Formate, die gut für die Akustik sind - und die sind alle gegeben."
Die nächste Bothmer-Musik steht am 24. und 25. Juli auf dem Programm des diesjährigen Festspielsommers.
Einmalig: Antike Kegelbahn
Hauptanziehungspunkt für Schloss Bothmer sind seit der Eröffnung vor zehn Jahren das Museum und der Park. Rund eine Million Menschen besuchten den Park, fast jeder zweite ging auch ins Museum. Gäste des Ensembles können sich sogar auf einer historischen Kegelbahn von 1860 sportlich betätigen, die im Mai 2024 neu eröffnete. "Kegeln war damals sehr modern", weiß Steffen Siefert. "Es war eigentlich auch Volkssport, es war eine moderne Form der Unterhaltung. Und Bothmer war mit vorn dabei. Wir glauben, dass das schon etwas Besonderes ist. Alle unsere Recherchen haben in der nähere Umgebung in Mecklenburg nichts ergeben. Es gibt durchaus noch Kegelbahnen, die im Freien sind, zumeist auf Campingplätzen. Es sind Bahnen, die wenige Jahrzehnte alt sind, aber nichts, was wir ins 19. Jahrhundert tun können."
Schloss-"Schlagseite" beseitigt
Wäre die barocke Schlossanlage bis 2015 durch das Land Mecklenburg-Vorpommern nicht umfassend restauriert worden, würde sie eventuell heute, so Kunsthistorikerin Friederike Drinkuth gar nicht mehr stehen: "Es ist so, dass das Gebäude schon 1728 eine Schlagseite bekommen hat. Man sieht es auch zum Teil hier im Haus, dass es ganz schiefe Böden, Türen, Kamine gibt. Diese Schiefstellung ist durch den Untergrund begründet. Aber niemand wusste genau wo das Problem lag."
In den Jahrhunderten danach sei immer wieder versucht worden, darauf Einfluss zu nehmen, dass es nicht weiter versackt. Friederike Drinkuth glaubt: "Dass es jetzt das erste Mal tatsächlich auf richtig sicheren Füßen steht und nicht weiter absackt, war eine enorme Herausforderung, weil im Grunde genommen der ganze Untergrund unterhöhlt war und auf sichere Beine gestellt werden musste." Auf diesen sicheren "Gebäude-Beinen" können sich die Besucher auch in den kommenden Jahre und Jahrzehnten das Schloss Bothmer, das eigentlich ein Herrenhaus ist, ansehen.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Kulturjournal | 23.05.2025 | 19:00 Uhr