Auf dem Bahnhof Pasewalk warten Reisende, teilweise mit Fahrrädern, auf den Zug RE3 Richtung Berlin. Damit niemand in den überfüllten Zug einsteigt, sind Bundespolizisten und Polizisten im Einsatz.

Mecklenburg-Vorpommern Rückreiseverkehr Himmelfahrt: Regionalzug wegen Überfüllung geräumt

Stand: 02.06.2025 17:58 Uhr

Der Rückreiseverkehr nach Himmelfahrt hat zu Chaos im Bahnverkehr gesorgt. In Pasewalk hat die Bundespolizei gemeinsam mit der Landespolizei einen überfüllten Regionalzug zum Teil räumen müssen. Die Beamten waren von der Notfallleitstelle der Deutschen Bahn zu Hilfe gerufen worden.

Wegen Überfüllung musste ein Zug von Stralsund nach Berlin am Bahnhof Pasewalk teilweise geräumt werden. Der Zugbegleiter hatte die Beamten zur Unterstützung gerufen, weil der Zug von Stralsund nach Berlin so voll war, das sämtliche Rettungswege nicht mehr frei waren, informierte die Bundespolizei. Die Beamten forderten die Passagiere auf, auszusteigen, um die Sicherheit im Zug zu gewährleisten.

250 Reisende strandeten zeitweise in Pasewalk

Etwa 250 Menschen, knapp 100 mit Fahrrädern, standen dann auf dem Pasewalker Bahnhof und mussten auf andere Züge warten. Auch ein eingesetzter Sonderzug war bis Pasewalk schon so voll, dass nur ein paar wenige Fahrgäste zusteigen konnten. Bis etwa 17 Uhr habe es gedauert, bis alle Passagiere ihre Heimreise antreten konnten, hieß es. Die Situation entstand offenbar infolge einer Bahnbaustelle zwischen Oranienburg und Berlin, die dafür sorgte, dass der RE5 nicht durchfahren konnte, sodass die Reisenden auf die S-Bahn hätten ausweichen müssen. Viele wichen stattdessen auf die durchgehende RE3-Verbindung nach Berlin aus. Dies habe am Sonntagnachmittag zu massiven Auslastungsproblemen, verstärkt durch Feiertagsverkehr, geführt.

Überlastungen im Regionalverkehr zur Reisezeit keine Neuheit

ProBahn-Landesvorsitzender Marcel Drews erklärte, die aktuellen Überlastungen im Regionalverkehr, wie zuletzt in Pasewalk, sind kein neues Phänomen - sie treten laut Drews jedes Jahr mit Beginn der Reisesaison auf. Allerdings sei es durch das Deutschlandticket für viele aber noch einfacher und günstiger, etwa von Berlin Richtung Ostsee zu reisen. Bereits vor dessen Einführung waren Züge oft voll, so Drews, nun würden zusätzliche Faktoren wie Baustellen, etwa wie am Wochenende zwischen Oranienburg und Berlin, die Lage weiter verschärfen. Es sind die Länder, die den Verkehr bestellen. Längere Züge oder eine höhere Taktung ist Sache der Politik, sagt Elisabeth Kula, Gewerkschaftssekretärin der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).

ProBahn fordert seit langem dichtere Taktung im Bahnverkehr

Folglich müssten Reisende teils auf spätere Verbindungen ausweichen, ein Anspruch auf Entschädigung bestehe - beispielsweise "bei höherer Gewalt", wie hier mit dem Polizeieinsatz aber nicht immer. Wie die ODEG mitteilte, dürfen Züge aus Sicherheitsgründen nicht über die zulässige Kapazitätsgrenze hinaus genutzt werden. Diese Vorschriften würden dem Schutz aller Reisenden dienen. So kann es in Einzelfällen vorkommen, dass Fahrgäste nicht mitgenommen werden können oder der Zustieg nur verzögert möglich ist, so ein ODEG-Sprecher. ProBahn fordere seit Langem dichtere Takte - ab dem kommenden Jahr soll der RE3 über Pasewalk stündlich (anstatt zweistündlich) durchfahren. Ob das reicht, bleibe abzuwarten, so Drews.

Mehr Züge und dichtere Taktung: Zuständig sind die Länder

Dies fordert auch die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG): "Die Politik muss jetzt endlich was machen", sagt Elisabeth Kula, Gewerkschaftssekretärin der EVG. Denn es sind die Länder, die die Verkehrsleistung bestellen. Längere Züge oder eine höhere Taktung müsste das Land bestellen und die Bahn auch dafür bezahlen, sagt Kula.

Langjährige Verträge bestimmen heutige Bahn-Auslastung

Dies bestätigt auch die Deutsche Bahn. Seit der Bahnreform, so ein Sprecher, sind die Länder für den Regionalverkehr zuständig. Das heißt, sie bestellen Nahverkehrszüge beispielsweise bei der Deutschen Bahn oder bei anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen wie der ODEG. Im Nordosten hat das Land Mecklenburg-Vorpommern diese Bestellaufgabe der "Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH" (VMV) übertragen. Die Verkehrsverträge im Regionalverkehr würden mehrere Jahre im Voraus geschlossen und würden dann für zehn bis 15 Jahre gelten.

Seit der Einführung des Deutschlandtickets im Mai 2023 hat sich die Auslastung bei DB Regio Nordost allein auf den Linien nach Mecklenburg-Vorpommern um durchschnittlich 40 Prozent erhöht. Im Sommer liegen die Werte noch deutlich höher. Zum Zeitpunkt der Ausschreibungen der heutigen Verkehre war diese Nachfragesteigerung noch nicht absehbar."
— Sprecher Deutsche Bahn, Regionalbüro Berlin,

Man setze jedoch in der Ausflugssaison "überall, wo möglich" nach Bestellung und Bezahlung durch die Länder mehr Züge ein, hieß es von der Bahn. Dem seien allerdings "natürliche" Grenzen gesetzt - bei der Verfügbarkeit von Waggons, beim Personal, bei Streckenkapazitäten.

Zunehmender Radverkehr fordert Bahn zusätzlich heraus

Der stetig zunehmende Fahrradtransport stelle den Bahnverkehr vor zusätzliche Herausforderungen. Denn oft würden die vorhandenen Fahrradwagen nicht ausreichen. Hier bräuchte es eine Lösung, so der ProBahn-Sprecher. Baustellen sollten außerdem bestenfalls nicht an Feiertags-Wochenenden aufrechterhalten werden, wo die Auslastung voraussichtlich hoch ist. In Bezug auf die Mitnahme von Fahrrädern hätten bei Kapazitätsproblemen Kinderwagen und Rollstuhlfahrende stets Vorrang.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 02.06.2025 | 19:30 Uhr